Wörthseer Initiative für einen Dorfladen:Realisierbare Träume

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Seit zwei Jahren kämpft eine Initiative für einen Dorfladen in der Gemeinde Wörthsee. Nun hat sie eine Unternehmergesellschaft gegründet, Anteile daran können derzeit noch gezeichnet werden

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Die erste große Hürde auf dem Weg zu einem Dorfladen ist genommen: 21 Wörthseer haben am Dienstagabend in der Aula der Grundschule Anteile gezeichnet. Insgesamt kamen 10 700 Euro zusammen. Wolfgang Gröll, Experte des Dorfladen-Netzwerks Oberbayern, zeigte sich höchst zufrieden über dieses Ergebnis - auch wenn noch etwa 70 000 Euro dazukommen sollten, um das Projekt in sicheres Fahrwasser zu bringen. Der Verein "WIR - Wörthsee isst regional" rechnet mit Kosten in Höhe von 125 000 Euro, 30 Prozent davon hat die Leader Aktionsgruppe Ammersee (LAG) zugesagt.

Viel Geduld brauchten die 72 Besucher, bis die Dorfladen Wörthsee UG, eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft, gegründet war. Auch für die kleine Schwester der GmbH müssen Rechte und Pflichten festgelegt werden. Die wichtigsten: Ein Anteil kostet Minimum 300 Euro, jeder Gesellschafter hat nur eine Stimme, auch wenn sein Anteil höher ist, die Laufzeit beträgt zwölf Jahre. Das genossenschaftliche Projekt "dient nicht der Gewinnmaximierung, sondern ideellen Interessen", darauf wies Gröll ausdrücklich hin. Eventuelle Überschüsse können auch als Warengutscheine ausgegeben werden.

Susi Biskup, Birgit Dietrich, Karl Weber, Roswitha Gahn, Ingolf Klammer, Hanna Weber und Peter Steinhöfel vom Verein "WIR - Wörthsee isst regional" (v. l.). (Foto: Nila Thiel)

Als nächstes wird Gröll nun der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg ein Mietangebot für das Gebäude an der Etterschlager Straße machen. Bekanntlich schließt das Institut seine Filiale dort und lässt nur Automaten zurück. Für den Dorfladen-Verein wären die Räume für einen Laden mit Tagescafé ideal. Es gibt genügend Parkplätze, und er wäre vor allem für die Bewohner im südlichen Wörthsee auch zu Fuß gut erreichbar. Momentan gibt es in der Gemeinde mit Edeka nur einen Vollsortimenter, und der liegt im Norden. Außerdem einen Tante-Emma-Laden in Walchstadt sowie einen Obst- und Gemüseladen in Steinebach. Der Bäcker auf dem Raabe-Areal schließt Mitte des Jahres. Jetzt hat Rewe Interesse am Standort Wörthsee und will an der Kuckuckstraße einen 1200 Quadratmeter großen Markt errichten. Trotzdem rentiert sich auch noch ein Dorfladen, wie das Institut für Stadt- und Regionalmanagement 2015 in einem Nahversorgungskonzept festgestellt hat.

Seit 2014 beschäftigt sich eine Initiative um Hanna Weber mit dem Thema Dorfladen. Anfang 2016 wurde der Verein WIR gegründet. Die Basisversorgung des Dorfladens würden die Konzerne Edeka und Utz übernehmen, sagte Gröll. Alles andere wie Brot, Fleisch und Wurst, Gemüse, Mehl, Honig, Geflügel oder Fisch sollen regionale Produzenten liefern, wenn möglich, auch Bioprodukte. Gröll: "Damit können wir punkten, denn bei regionalen Produkten tun sich die Großen schwer." Der Dorfladen soll die Wörthseer nicht nur mit gesunden Lebensmitteln versorgen, er soll auch zum Treffpunkt werden und Arbeitsplätze - auch für behinderte - Wörthseer schaffen. Sollte die UG mit der Kreissparkasse einig werden - und die Banker sind laut Gröll "sehr interessiert" -, würde nur das Erdgeschoss angemietet, der Laden hätte nach Umbauarbeiten eine Fläche von 150 Quadratmeter. Am Keller sind zwei Wörthseer interessiert: Die Hobby-Brauer Bernhard Schambeck und Raimund Seeliger möchten dort eine Brauerei einrichten.

Die Kreissparkassenfiliale in Wörthsee schließt im Juli und könnte zum Dorfladen umgebaut werden. (Foto: Nila Thiel)

Bei einem Umsatz von 420 000 Euro würde der Laden kostendeckend arbeiten, hat Gröll errechnet. Eine Summe, die durchaus erreichbar sei. Aber "anfangs rechnen wir mit Verlusten". Wenn der Favorit Kreissparkasse doch nicht mitziehen sollte, gäbe es noch die Möglichkeit, im Alten Steinebacher Bahnhof einen Dorfladen zu eröffnen, sagte Hanna Weber.

Wer will, dass das Projekt Dorfladen realisiert werden kann, sollte bis Ende Mai Anteile zeichnen. Anträge liegen im Rathaus aus und können auch dort oder bei Hanna Weber im Buchenweg 5 abgegeben werden. Auch über die E-Mail-Adresse wir-dorfladen@posteo.de kann man sich anmelden. "Jetzt", sagte Hanna Weber mit Blicke auf die Wörthseer Bürger, "liegt es an Ihnen."

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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