Wörthsee:Mit weiteren Giftstoffen belastet

Im Boden des Werkraumes der Wörthseer Grundschule misst das Planungsbüro auch erhöhte PAK-Werte, sodass dort kein Unterricht mehr stattfindet.

Von Christine Setzwein

Wörthsee Grundschule

Verlassen liegt sie da, die Wörthseer Grundschule. Ob dort je wieder Leben einziehen wird, ist fraglich. Mit Spannung wird das Ergebnis einer Schadstoffuntersuchung erwartet, nachdem PCP und PAK gefunden wurden.  Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

PCP und nun auch PAK. Die Grundschule Wörthsee ist nicht nur mit Pentachlorphenol belastet, sondern auch mit Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Der Werkraum wurde deshalb geschlossen und wird bis zum Umzug in die neue Schule nicht mehr benutzbar sein. Das wurde auf der Informationsveranstaltung am Mittwochabend im katholischen Pfarrsaal bekannt, zu der die Gemeinde die Eltern der 193 Grundschüler eingeladen hatte.

Etwa 35 Mütter und Väter waren gekommen und wollten wissen, wie es nun weitergeht. Dabei fiel auch der eine oder andere besorgte Blick auf die Wände und Decke des Pfarrsaals: alles aus Holz. Pfarrsaal und katholischer Kindergarten sind noch älter als die Grundschule, die Anfang der 1970er Jahre in Betrieb ging. Damals war der Einsatz von giftigen Holzschutzmitteln auch in Innenräumen gang und gäbe. Bürgermeister Peter Flach kann sich deshalb gut vorstellen, dass jetzt weitere Kindergärten oder Schulen aus der Zeit auf Schadstoffe untersucht werden.

Am vergangenen Dienstag wurde die Grundschule Wörthsee geschlossen, weil in einem Klassenzimmer ein erhöhter PCP-Wert festgestellt worden war. Auf einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung am Montagabend waren schnell Ausweichquartiere für die acht Klassen gefunden worden: in den Feuerwehrhäusern Steinebach und Etterschlag, im Sportlerheim und im Hort im Pfarrheim. Schulleiterin Andrea Torggler äußerte sich am Mittwoch begeistert über die große Hilfsbereitschaft. "Ich hätte noch fünf weitere Klassen unterbringen können", sagte sie, was die Eltern mit Beifall quittierten.

Die befürchtete Panik jedenfalls blieb aus, worüber sich vor allem Bürgermeister Flach freute. Er habe nur drei Anrufe erhalten, und die seien alle sachlich gewesen. Viele Eltern hatten sich bis zum Infoabend bereits im Internet informiert über PCP. Sie blieben auch ruhig, als ihnen Ulrich Koke vom Gröbenzeller Büro KSK Baumanagement von den überhöhten PAK-Werten im Boden des Werkraums berichtete. Einige dieser Kohlenwasserstoffe werden, genauso wie PCP, als krebserregend eingestuft.

Was die Eltern natürlich vor allem interessierte: Wie geht es weiter? Die Gemeinde rechnet damit, dass bis heute Abend feststeht, ob auch die Raumluft in der Schule kontaminiert ist. Die Untersuchungen laufen seit Dienstag, "das Labor steht Gewehr bei Fuß", sagte Flach. Luft wurde aus mehreren Klassenzimmern, dem Lehrerzimmer, dem Hort und aus der Turnhalle entnommen. Geprüft wurden aber auch Möbel, Vorhänge und Fensterbänke. Stellt sich heraus, dass die Belastung zu groß ist, bleibt die Schule zu. Eine Sanierung - alle Holzdecken und -vertäfelungen herauszureißen - werde sich nicht rentieren, meinte Koke. Im "schlimmsten Fall" müsse man Container aufstellen, bis die neue Schule fertig ist, sagte Flach. Die Kosten bezifferte er auf ein halbe bis eine Million Euro. Hält sich die Belastung im Rahmen, sei es denkbar, die Holzdecken, aus denen das PCP ausdünstet, abzuhängen. Liegt die PCP-Konzentration deutlich unter einem Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, kann die Schule am Montag wieder öffnen. Flach: "Das ist es, was wir uns alle wünschen." Auf die Spur der Gifte kam die Gemeinde, weil sie jetzt bereits Holz, Mauerwerk und Böden im Gebäude abfallrechtlich untersuchen ließ. Denn belastetes Material muss nach dem Abbruch anders entsorgt werden als unbelastetes. Die neue Schule wird erst 2015 fertig sein.

Von alledem bekommen die Schüler nur wenig mit. "Für sie ist das ein großes Abenteuer", sagte Torggler. Den Kindern gehe es gut, "und wir haben alles im Griff". Sowohl die Schule (www.grundschule-woerthsee.de) als auch die Gemeinde (www.woerthsee-online.de) werden das Ergebnis der Erprobung heute ins Internet stellen.

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