Wörthsee:Malteser wollen Pflegeheim bauen

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Das Platzangebot geht aber weit über den für die Gemeinde errechneten Bedarf hinaus

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Die Bevölkerungszahl im Landkreis Starnberg wächst, und die Menschen werden immer älter. Die Nachfrage nach betreutem Wohnen und Pflegeplätzen steigt daher. In Wörthsee möchten die Malteser nun auf dem Gelände der katholischen Kirchenstiftung zwischen der Pfarrei Zum Heiligen Abendmahl und dem Kindergarten ein Seniorenzentrum bauen. Im Gemeinderat stieß das Vorhaben auf offene Ohren. "Das wäre ein Gewinn für Wörthsee", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal in der Sitzung am Mittwoch.

Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Der Malteser Hilfsdienst stellt sich in einem ersten Konzept 60 vollstationäre Pflegeplätze in Einzelzimmern, fünf Kurzzeit-Pflegeplätze ebenfalls in Einzelzimmern, elf Wohneinheiten in einer ambulanten Wohngemeinschaft, 16 Wohnungen mit Service sowie sieben Mitarbeiter-Appartements vor. Das sind Größenordnungen, die über den reinen Bedarf für Wörthsee hinausgehen. Gefördert würden nur etwa 35 Pflegeplätze, wie die Koordinationsstelle "Wohnen im Alter" zu bedenken gibt. Diese 35 Plätze hat der Landkreis als Bedarf in der Gemeinde errechnet. Andererseits sei der Betrieb einer Pflegeeinrichtung unter 60 Plätzen kaum wirtschaftlich vorstellbar, hieß es. "Aber die Malteser sind flexibel", sagte Muggenthal. Sie seien "offen für planungsmäßige Alternativen". Im Übrigen sieht sich der Orden als "Teil des Sozialraums". Die Kommunikation und Kooperation mit der Nachbarschaftshilfe etwa, die im Urban-Dettmar-Haus eine Tagespflege anbietet, mit der Gemeinde, der Kirche und Verbänden, seien für die Malteser eine Selbstverständlichkeit.

Dass es überhaupt zu einer Überplanung des Kirchenareals kommt, liegt daran, dass die Kirchenstiftung auf einem Grundstück am Rehsteig Wohnhäuser bauen will. Im Gemeinderat stieß dieses Vorhaben, das mit der schlechten finanziellen Lage der Pfarrei begründet wurde, seinerzeit auf zum Teil harsche Kritik. Das Grundstück ist im Flächennutzungsplan als Wald ausgewiesen, allerdings an drei Seiten von Wohnbebauung umgeben.

In der Sitzung am Mittwoch ging es nun darum, ob es zwei Bebauungsplanverfahren geben soll. Das wünscht sich die Kirchenstiftung, weil das Regelwerk für den Rehsteig schneller realisierbar sei und damit eher Geld in die Kasse käme, etwa für die Sanierung des Pfarrsaals. Gegen die Stimmen der Grünen beschloss der Gemeinderat, dieses Verfahren weiterzuführen. Bevor es mit dem Seniorenzentrum weitergeht, soll der Bedarf für Wohn- und Pflegeplätze in Wörthsee eruiert werden.

Zu einem Wortgefecht kam es zwischen Dirk Bödicker (Wörthsee-Aktiv) und Arthur Schnorfeil (SPD). Bödicker kritisierte, dass der Malteser-Entwurf den Gemeinderäten so spät vorgelegt wurde, obwohl er seit Juli vorliege. "Ich bin enttäuscht von der Verwaltung." Schnorfeil konterte, er bevorzuge Informationen gesammelt statt stückchenweise.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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