Wörthsee:Friede, Freude, Lagerdenken

Kaum von der Klausur des Wörthseer Gemeinderats zurück, beklagt die CSU den Stillstand

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Klausurtagungen sind eine feine Sache. In der großen bayerischen Politik verhelfen sie der CSU immer zu Schlagzeilen. Auf lokaler Ebene ist eher das Gegenteil der Fall: Gemeinderäte und Bürgermeister, die in Klausur gehen, wollen in aller Ruhe, ohne Zeitdruck und frei von der Leber weg, über wichtige, vielleicht umstrittene Projekte reden, sich zusammenraufen und sich noch besser kennen lernen.

Auch der Gemeinderat Wörthsee hat sich am vierten Juliwochenende auf den Weg gemacht nach Thierhaupten in die Schule für Dorf- und Landesentwicklung. Mit der künftigen Ortsentwicklung haben sich Bürgermeisterin Christel Muggenthal und die Gemeinderäte beschäftigt, schließlich gibt es viel zu tun in Wörthsee. Rewe will bauen, ein Dorfladen soll eröffnet werden, der Verkehr macht immer mehr Kummer, für das Raabe-Areal und den Wörthseeblick muss eine Lösung gefunden werden. Es soll ganz harmonisch gewesen sein in Thierhaupten, Muggenthal jedenfalls sagte, sie sei "ganz zufrieden" mit der Klausur.

Offensichtlich ist das auch die Wörthseer CSU, zumindest auf den ersten Blick, "denn die Tagung zeigte in vielerlei Hinsicht positives Einvernehmen", veröffentlicht der Ortsverband auf seiner Homepage. Aber: Ohne belastbare Mehrheiten im Gemeinderat seien keine Dinge zu bewegen, schreiben Josef Wittenberger, Philip Fleischmann und Martina Jursch den Gemeinderäten der anderen Fraktionen hinter die Ohren. Man werde sich also "zusammenraufen" müssen - und sich einfach an den vergangenen Erfolgen der CSU orientieren. Und die werden auch gleich aufgezählt: der Neubau der Grundschule, der Neubau des Augustiner am Wörthsee, der Neubau von Schützen- und Stückschützenheim. Tatsächlich wurden diese Projekte in der Ära von CSU-Bürgermeister Peter Flach auf den Weg gebracht. Er war es, der seine Fraktion gegen den erbitterten Widerstand zweier CSU-Gemeinderäte auf einen Schulneubau einschwören musste. SPD und Grüne waren ohnehin dafür. Und der Bauantrag für den neuen Augustiner wurde mit nur einer Gegenstimme beschlossen, als keineswegs nicht nur mit den Stimmen der CSU.

Aber die CSU knabbert immer noch am schlechten Abschneiden bei der Kommunalwahl 2014, als sie nur noch fünf Gemeinderatsmandate erringen konnte und auch der Bürgermeisterposten verloren ging. Seitdem muss sie die "Oppositionsbank" drücken - "eine bittere Erfahrung" - und in Wörthsee geht überhaupt nichts mehr voran, beklagen die CSU-Vertreter. Wegen der anderen, versteht sich. Die anderen, in dem Fall Paul Grundler von Wörthsee-Aktiv (WA), halten dagegen. Auf der WA-Facebook-Seite wundert er sich: Zu einem Zeitpunkt, an dem der Gemeinderat gerade beginne, zueinander zu finden und scheinbar alle am gleichen Strang ziehen, "frisch von einer konstruktiven Gemeinderatsklausur zurück und im Gepäck offen bekundete gemeinsame Absichten, fällt die CSU sofort wieder in rückständiges Lagerdenken, engstirnige Betrachtungsweisen und plumpe Wahlkampfparolen zurück", schreibt er. Wahrscheinlich, vermutet Gemeinderat Grundler, werden dank der CSU sogar das Wetter oder die Fußballergebnisse der kommenden Saison besser.

Der Ortsverband sollte sich doch lieber fragen, woher dieser immense Vertrauensverlust in ihre Partei kommt. Er hoffe nur inständig, so Grundler, "dass dies nur ein verbaler Ausrutscher der zweiten Reihe war und keine Wiederholung findet. Wörthsee hat deutlich mehr Niveau verdient."

Wann findet gleich wieder die nächste Klausur statt?

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