Wörthsee:Finales Feuer

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Ein Projektquartett schöpft in Wörthsee aus dem Vollen

Von Reinhard Palmer, Wörthsee

Auch wenn das Konzert im etwas spärlich besuchten Wörthseer Pfarrsaal mit "Klavierquartett" überschrieben war, verwies dies weniger auf die Gattung, als auf das Instrumentarium, das hier in verschiedenen Konstellationen erklingen sollte. Zu hören war kein festes Ensemble, sondern ein aus großartigen Musikern zusammengesetztes Projektquartett. Neben Gastgeber Walther Fuchs am Violoncello, einst Mitglied des Münchener Kammerorchesters, übernahm Boris Kucharsky, Professor an der Menuhin School London, den Violinpart. Bratsche spielte das frühere Mitglied des Cherubini-Quartetts Hariolf Schlichtig, heute in München Professor für Kammermusik, während am Klavier der renommierte Solist Oliver Triendl Platz nahm.

Die kleinste Besetzung stand im Adagio für Viola und Klavier des ungarisch-amerikanischen Komponisten Antal Doràti von 1987 auf der Bühne. In charaktervoller Klangsubstanz schufen Triendl und Schlichtig einen feinsinnigen Kontrast zwischen drängender Unruhe und melancholischem Sinnieren, den sie als ein geheimnisvolles Mysterium plastisch formten. In den Trios wurde indes deutlich, dass die Musikern aus dem Vollen schöpfen wollten, um den lustvollen Werken zu entsprechen. Haydns "Zigeunertrio" diente als sachte Vorbereitung auf den finalen Knaller. Feierlich vornehm erklang daher der erste Satz mit einem virtuos wirbelnden Klavierpart zwischen heiter und mollverschattet. Es folgte eine sehnsuchtsvoll-warmtonige italienische Cavatine im Adagio, bevor das ungarische Rondo erst vergnügt, dann deftig musikantisch und schließlich fulminant euphorisierte.

Ein köstliches Stück ist Beethovens Serenade op. 8, die ursprünglich für Flöte, Viola und Gitarre gedacht war und daher von den Streichern viel Farbigkeit verlangt. Kucharsky, Schlichtig und Fuchs gaben sie reichlich, zumal dem vergnüglichen Werk bildhaft-malerische Vorstellungen geradezu immanent sind. Das Spektrum reichte vom temperamentvollen Marsch über eine beschwingte Polka bis zum getragenen Gesang des Variationsthemas. Einen fulminanten Schlusspunkt setzten alle vier Musiker mit mächtiger Substanz im Klavierquartett g-Moll op. 25 von Brahms: Vom substanzvollen Allegro über ein zart schimmerndes Intermezzo bis hin zum wehmütig singenden Andante hatte alles nur die eine Aufgabe, auf das Feuerwerk des Rondo alla Zingarese vorzubereiten. Und die Dramaturgie verfehlte ihre Wirkung nicht, vorhergehende Detail- und Intonationsschwächen waren da schnell vergessen. Ein romantisch-nostalgisches Andante aus op. 60 von Brahms gab es in der ebenfalls umjubelten Zugabe.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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