Wörthsee:Familiärer Feinschliff

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Das Weber Trio überzeugt in Wörthsee mit Musik von Schumann bis Khatchaturian

Von Reinhard Palmer, Wörthsee

Schon interessant, diese Musikerfamilie: Alle drei Mitglieder verstehen sich auf ein anderes Instrument, das noch dazu jeweils einer anderen Instrumentenfamilie angehört. Während Mutter Kazue Tsuzuki Klavier und Vater Rolf Weber Klarinette spielen, hat sich Sohn Felix Key Weber der Violine verschrieben. In ihrem Heimspiel bei den Wörthseer Kammerkonzerten im Pfarrsaal Steinebach wurde deutlich, dass diese familiäre Diversität eine günstige Fügung war. Es gibt allerdings nicht gerade viel Originalrepertoire für diese Besetzung, jedenfalls was die großen Komponisten älteren Datums betrifft. Aber bei heimischen Künstlern lässt sich das Publikum auch von weniger populären Werken im Programm nicht abschrecken. Kurzum: das Konzert war ausverkauft.

Die "Fantasiestücke" für Klavier und Klarinette op. 73 von Schumann waren wohl das einzige Standardwerk an dem Abend, das vom Elternduo plastisch zum melancholischen Fließen gebracht wurde - bis hin zum aufbrausend feurigen Finale. Schumanns reifes Werk stand in starkem Kontrast zum Jugendwerk von Richard Strauss. Dessen Violinsonate Es-Dur op. 18 ist ein protziges Stück, was wohl dem jugendlichen Übermut des Komponisten geschuldet ist. Und mit dieser großen Gestik ist nicht nur der Violinpart bedacht, den Felix Weber mit weitem Bogenstrich aufwühlend formte. Die größte Virtuosität steckt im Klavierpart, den Tsuzuki mit ihrer geradezu lehrmeisterlichen Anschlagstechnik bravourös absolvierte.

Man durfte jedenfalls auf die ganze Farbpalette des Weber Trios gespannt sein, die erst in der Suite "L'Histoire du Soldat" von Strawinsky in Erscheinung trat. Expressiv, zwischen skurrilen Details und burlesker Charakteristik. War bei Schumann und Strauss jeweils eine sorgsam austarierte Duo-Balance nötig, ging es hier mehr um Gegenüberstellungen und Farbkontraste, in denen sich die Eigenheiten der drei Musiker offenbaren durften. Und da es in der Geschichte einmal mehr um einen Teufelsgeiger geht, ließ es sich Felix Weber nicht nehmen, entsprechend aufzutrumpfen. Wunderbar musikantisch ging das Trio die folkloristischen Elemente an, die schließlich im Trio des georgischen Armeniers Aram Khatchaturian zum Thema werden sollten. Doch dessen Folklore erzählt von der melancholischen Weite einer Steppe. Das tänzerische Wirbeln geschieht ähnlich burlesk wie bei Strawinsky, doch eher in dichtem Mäandern statt mit extrovertierter Schmissigkeit. Das Trio erfasste diesen wesentlichen Unterschied in der Charakteristik absolut überzeugend. Khatchaturians bildhaft angelegte Farbnuancen konnten so ihre fesselnde Erzählung ausbreiten. Lang anhaltender Applaus, zwei temperamentvollen Zugaben: Piazzolla und Strawinsky.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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