Wörthsee:Container auch in Wörthsee

Ein möglicher Standort befindet sich beim Friedhof Buchteil

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Finanzen, Umgehung Weßling, Sanierung des Autobahntunnels, Neubau Augustiner, Nahversorgung und Ortsentwicklung: Über die wichtigsten Projekte informierte die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal auf der Bürgerversammlung am Donnerstag. Zum ersten Mal fand die Versammlung in der Aula der neuen Grundschule statt. Etwa 200 Zuhörer waren in die "grandiose Schule" (Landrat Karl Roth) gekommen. Was aber die Wörthseer am meisten interessierte, war das Thema, das momentan ganz Europa umtreibt - der große Andrang von Flüchtlingen.

Dass auch Wörthsee im kommenden Jahr eine Containeranlage für 96 Asylsuchende bekommen wird, daran ließen Muggenthal und Roth keinen Zweifel. Seit dieser Woche muss der Landkreis pro Woche 46 Flüchtlinge aufnehmen. Bis Ende des Jahres werden es 2119 sein, sagte Roth. Im November 2011 waren es sieben. Die Menschen werden in Containern, Bundeswehrzelten und Traglufthallen untergebracht. Und demnächst auch in robusten Häusern in Ziegel- oder Holzständerbauweise. Wenn Asylbewerber anerkannt sind, müssen sie eigentlich die Notunterkünfte verlassen. Doch für die 40 Menschen, auf die das bisher im Landkreis zutrifft, sind bisher keine Wohnungen gefunden worden.

In Wörthsee leben momentan 30 Flüchtlinge aus Nigeria und Irak. 25 befinden sich im Alten Rathaus, das aber wegen Schimmels in allen Wänden geräumt werden muss. Wie Muggenthal berichtete, wurde der Gemeinde jetzt die ehemalige Praxis über dem früheren Tengelmann-Markt als Wohnung für Asylbewerber angeboten, aber nur für ein Jahr. Für den Bau einer Containeranlage stünden zwei private und drei gemeindeeigene Grundstücke zur Auswahl, sagte Muggenthal, "aber alle haben einen Pferdefuß". Am ehesten könnte sich die Gemeinde eine Fläche an der Kuckuckstraße unterhalb des Friedhofs Buchteil vorstellen. Aber dort soll ein Biotop sein. Das muss jetzt mit dem Starnberger Landratsamt geklärt werden.

In der Bürgerversammlung gab es keine einzige Wortmeldung gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Was die Wörthseer vor allem beschäftigt, ist die möglichst schnelle Integration. Diese Aufgabe fällt vor allem dem Asylhelferkreis zu. "Deutsch lernen, Deutsch lernen, Deutsch lernen", sei das wichtigste für die Integration, sagte Elli Unverdross. Aber Wert legen die Wörthseer auch auf die Vermittlung von Werten. Darin wurden sie von Roth und Muggenthal unterstützt. "Wir müssen unsere Lebensweise offensiv zeigen und vertreten", sagte die Bürgermeisterin. Dazu gehöre die Gleichberechtigung von Mann und Frau und "dass hier jeder heiraten kann, wen er will". Keine Gewalt, und "dass die Kirche hier zwar wichtig ist, aber nicht über dem Staat steht", müssten die Asylsuchenden auch akzeptieren, sagte der Landrat.

Die 96 Menschen, die 2016 nach Wörthsee kommen, hätten Furchtbares durchgemacht und Hilfe, Mitgefühl und Solidarität verdient, sagte Muggenthal. "Wir können es schaffen, dass diese Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen."

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