Wörthsee:Aldi sucht weiter

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Michael Klöter, beim Discounter fürs Filialnetz zuständig, will einen neuen Anlauf im Landkreis Starnberg nicht ausschließen

Gerhard Summer, Wörthsee

Infoabend zur Aldi-Ansiedlung Wörthsee Infoabend in der Wörthseer Schulturnhalle zur geplanten Ansiedlung des Aldi-Logistikzentrums. Aldi-Manager Michael Klöter. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Wörthsee - Erst Gilching, jetzt Wörthsee: Der Discounter Aldi ist zum zweiten Mal mit dem Versuch gescheitert, ein neues Logistikzentrum im Landkreis zu errichten. Michael Klöter, Prokurist und Leiter der Filialentwicklung bei Aldi, äußert sich im Gespräch mit der SZ darüber, welche Konsequenzen der Bürgerentscheid für sein Unternehmen hat.

SZ: Es läuft nicht gut für Aldi. Warum haben sich aus Ihrer Sicht auch die Wörthseer gegen Ihr Projekt entschieden?

Michael Klöter: Das kann ich ihnen sagen: Das ganze Thema wurde immer nur sehr verkürzt dargestellt - Geld gegen Natur. Aber das trifft in diesem Fall nicht zu. Denn unser Projekt hätte auch unter rein ökologischen Gesichtspunkten Sinn gemacht.

Können Sie das erklären?

Wir hätten versucht, eine Fläche , die heute natürlich versiegelt ist durch Lehmboden und sich direkt neben der Autobahn befindet, versickerungsfähig zu machen. Wir hätten durch den Standort erheblich Verkehr reduzieren können. Und wir wollten dort die größte Fotovoltaikanlage im Landkreis errichten.

Ist aus Sicht des Naturschutzes Lehmboden nicht allemal besser als Hallenbau?

Nein. Weil auch der Naturschützer abwägen muss, was für die Natur sinnvoller ist. Und wenn man sich dem Thema objektiv und nicht ideologisch nähert, muss man feststellen, dass sich auf einem Acker, der permanent bearbeitet wird, weder Flora noch Fauna entwickeln können. Natürlich geht es um ein Stück Landschaft, das bebaut werden sollte, aber unter rein ökologischen Gesichtspunkten wäre das Projekt ein Gewinn gewesen. Wir reduzieren Verkehr, bringen alternative Energie und machen den Boden versickerungsfähig.

Das hört sich fast so an, als ob es Ihnen mehr um ein Umweltprojekt ging als um den Bau eines riesigen Warenlagers?

Wir haben Verantwortung und andere Vorstellungen als noch vor 40 oder 50 Jahren. Ohnehin gibt es viele Auflagen, wenn Sie das heute mit den Behörden besprechen.

Welche Konsequenzen hat der Bürgerentscheid für Aldi?

Dass wir weiterhin um Alternativen bemüht sind, weil das heutige Logistikzentrum in Eichenau zu klein ist. Wir müssen in irgendeiner Form eine Lösung suchen.

Wieder im Landkreis Starnberg?

Das will ich nicht ausschließen, aber nicht nur im Landkreis Starnberg.

Es ist also nicht so, dass die Gegend hier für Sie verbrannte Erde wäre?

Keineswegs. Das wäre ja auch vom Ergebnis her gesehen nicht zutreffend. Wir hatten in Wörthsee 45,5 Prozent Befürworter und 54,5 Prozent Gegner. Da kann man nicht sagen, die Bürger wollen uns grundsätzlich nicht. Das Ergebnis war eindeutig, aber knapp. Und zwar mit der Folge, dass jetzt im Ort die Filetgrundstücke verkauft werden und dass Wörthsee weiterhin fünf Millionen Euro Schulden haben wird.

Sie meinen, wenn Aldi zehn Millionen Euro für das Grundstück bezahlt hätte, dann müsste die Gemeinde jetzt nicht ihr Tafelsilber hergeben?

So ist es, mal davon abgesehen, dass wir jährlich eine halbe bis eine Million Euro Steuer gezahlt hätten. Wenn Sie das hochrechnen auf die 42 Jahre, die wir in Eichenau sind, kommt da eine ganz schöne Summe zusammen.

Was ist Ihre Prognose: Wie viele Jahre mehr werden es in Eichenau werden?

Ach, ich kann's Ihnen nicht sagen. Vielleicht tut sich doch schnell eine Lösung auf, aber es bleibt nicht einfach, das ist ganz klar. Bei größeren Projekten ist es immer schwer, die Bürger von den Vorteilen zu überzeugen und ihnen die Sorgen und Ängste zu nehmen.

© SZ vom 11.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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