Wiederverwertung:Geldverdienen mit Müll

Gilching  Müll

71 Kilogramm Biomüll wirft jeder Starnberger pro Jahr in die braune Tonne. 17 Kilo mehr als das übrige Bayern.

(Foto: Georgine Treybal)

Trotz Gebührensenkung und Investitionen steht der Abfallwirtschaftsverband finanziell gut da. In ganz Bayern sammelt niemand so viel Papier wie die Starnberger

Von Christine Setzwein, Starnberg

Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) kann machen, was er will, das Geld wird nicht wirklich weniger. Er kann einen neuen Wertstoffhof in Inning bauen, kann die Gebühren senken, kann in Hadorf eine Fotovoltaikanlage installieren, die Biomülltonne im Sommer wöchentlich leeren lassen und hat immer noch flüssige Mittel in Höhe von fast 10,2 Millionen Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr gab es einen Fehlbetrag in Höhe von 179 000 Euro - Peanuts bei einer Bilanzsumme von 16,8 Millionen. Das Fazit vom Verbandsvorsitzenden, Landrat Karl Roth, fiel darum in der Verbandsversammlung am Mittwoch kurz und knapp aus: "Zu diesem Preis und mit diesem Service müssen wir uns nicht verstecken."

Zwar reduzierten sich die Einnahmen aus Gebühren wegen der Tarifsenkung zum 1. Januar 2016 um 296 000 Euro, dafür aber stiegen die Einnahmen aus der Verwertung um 215 000 Euro, erläuterte Wirtschaftsprüfer Jürgen Urban die Zahlen. Apropos Verwertung: Mit einem Anteil von 77 Prozent der Gesamtmüllmenge liegt der Awista seit Jahren auf hohem Niveau. "Das ist ein Erfolg, auf den wir sehr stolz sein können", sagte Geschäftsführer Peter Wiedemann. Sowohl im Freistaat als auch im Bund dürften die Landkreisbürger damit auf vorderen Plätzen stehen. Beim Bioabfall liegt Starnberg mit 71 Kilogramm pro Einwohner und Jahr deutlich über dem bayerischen Durchschnittswert von 54 Kilo. Für Wiedemann ist das der Beweis, dass die Biotonne sehr gut angenommen werde, auch wegen der wöchentlichen Leerung in den Monaten Juli und August.

Dass die Starnberger viel lesen und viele Pakete bestellen, beweisen die hohen Mengen an Papier und Kartonagen, die in den Papiertonnen landen und in den 17 Wertstoffhöfen abgegeben werden. Mit insgesamt knapp 13 400 Tonnen liegen sie fast so hoch wie der Restmüll (14 910 Tonnen) und rangieren beim Papier damit auf Platz eins in Bayern. Mit 13 510 Tonnen abgeliefertem Grüngut ist die Kompostieranlage in Hadorf längst an ihre Grenzen gelangt. "Da müssen wir etwas tun", sagte Wiedemann. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr im Landkreis 74 166 Tonnen Abfall gesammelt; davon mussten 15 307 beseitigt werden. Pro Kopf ist das Gesamtabfallaufkommen im vergangenen Jahr leicht gestiegen: um vier auf 555 Kilogramm. Insgesamt 116 244 schwarze, braune und blaue Tonnen stehen im Landkreis zur Leerung bereit.

Die knapp 10,2 Millionen Euro auf der hohen Kante erachtet Verbandsrat Gerd Mulert immer noch zu hoch für einen kommunalen Verband. "Wir wollten doch kontinuierlich abbauen." Wiedemann bat um Geduld: "Lassen Sie uns ein bisschen Fußfreiheit", meinte er. Hadorf müsse erweitert werden, auch den Wunsch nach einer eigenen Umladestation hat der Verband noch nicht aufgegeben. Außerdem sollen die Wertstoffhöfe modernisiert und die Wertstofftrennung weiter ausgebaut und verbesser werden. Wiedemann: "Es reicht nicht, den Bestand nur zu verwalten." Im Übrigen bestehe das Risiko, dass sich die Kosten für den Abtransport des Mülls vom nächsten Jahr an erheblich erhöhen könnten. Die Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung laufen bereits. Darum zum jetzigen Zeitpunkt "keine Gebührensenkungsdebatte", bat der Werkleiter.

Für heuer ist beim Awista alles im grünen Bereich, wie die Zahlen aus dem ersten Halbjahr zeigen. Eine "Erfolgsgefährdung" sei nicht in Sicht: Man werde den Wirtschaftsplan einhalten, hieß es.

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