Widerstand:Der Wehrmachts-Major, der München kampflos an die US-Armee übergeben wollte

Günther Caracciola-Delbrück,  | Guenther Caracciola-Delbrueck

Günther Caracciola-Delbrück wollte NS-Gauleiter Paul Giesler festnehmen. Das Vorhaben misslang.

(Foto: SZ-Photo)

Dafür wurde NS-Widerstandskämpfer Günther Caracciola-Delbrück in den letzten Kriegstagen hingerichtet. Sein Grab in Feldafing will die Gemeinde zum Ehrengrab umwandeln.

Von Otto Fritscher

Unscheinbar ist das Grab mit dem einfachen Holzkreuz im hinteren Teil des Feldafinger Friedhofs. Doch es ist eine besondere Ruhestätte: Hier wurde NS-Widerstandskämpfer Günther Caracciola-Delbrück begraben. Nun soll das Grab - nach dem Krieg von Verwandten und zuletzt von einem älteren Mann aus dem Landkreis München gepflegt - in ein "Ehrengrab" umgewandelt werden. Die Gemeinde wird sich damit auf unbestimmte Zeit um das Grab kümmern. So beschloss es der Gemeinderat ohne Gegenstimme.

Caracciola-Delbrück, ein Major der Wehrmacht, war Angehöriger der Widerstandsbewegung "Freiheitsaktion Bayern". Im April 1945 versuchte die Gruppe, das Zentralministerium der bayerischen Landesregierung an der Ludwigstraße in München zu besetzen und NS-Gauleiter Paul Giesler festzunehmen. Die Freiheitsaktion wollte eine kampflose Übergabe der Stadt an die heranrückenden Truppen der US-Armee vorbereiten. Doch die Aktion misslang: Im Gebäude verschanzte SS-Trupps schlugen den Aufstand nieder, Caracciola-Delbrück und weitere Widerständler wurden festgenommen.

Gauleiter Giesler flüchtete vor der heranrückenden US-Armee in Richtung Alpen, gab zuvor aber noch den Befehl, die Festgenommen zu erschießen. Caracciola-Delbrück wurde im Hof des Zentralministeriums am 28. April 1945 hingerichtet. Heute beherbergt das Gebäude das Bayerische Landwirtschaftsministerium. Im Innenhof erinnert eine Gedenktafel an die Widerstandsaktion. In München, aber auch in Gauting, sind Straßen nach ihm benannt.

Günther Caracciola-Delbrück hatte sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gemeldet, danach als Verleger gearbeitet. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 entwickelte er Pläne für eine Übergangsregierung in Südbayern und eine bedingungslose Kapitulation, um weitere Kriegsopfer und Zerstörungen zu vermeiden. Allerdings tat er sich schwer, Verbündete für sein Vorhaben zu finden. 1945 schloss sich Caracciola-Delbrück dann der "Freiheitsaktion Bayern" an.

In Feldafing gibt es acht Ehrengräber, die verschiedenen Persönlichkeiten gewidmet sind. Darunter sind Franz Kistler, Autor der großen Feldafinger Ortschronik, oder der ehemalige Dorfpfarrer Kloos. Und nun auch Günther Caracciola-Delbrück. "Dieser Herr hat es verdient", sagte Bürgermeister Bernhard Sontheim.

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