Weßling:Zweifel an Umgehungsstraße wachsen

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Weßling müsste sich auf 30 Jahre verschulden, um die Trasse rasch zu realisieren - der Bürgermeister schreckt davor zurück

Wolfgang Prochaska

Nach dem Streit um das neue Feuerwehrhaus steht den Weßlinger Gemeinderäten eine weitere unangenehme Entscheidung bevor: Diesmal geht es um die Finanzierung der geplanten Umgehungsstraße. Soll diese in Sonderbaulast von der Gemeinde vorfinanziert werden, so dass in Kürze gebaut werden könnte, oder will man auf den Freistaat warten, bis dieser aus eigenen Mitteln baut?, lautet die Fragestellung. Letzteres kann noch Jahre dauern. Immerhin kostet die Straße nach Angaben der Obersten Baubehörde 10,5 Millionen Euro und ist damit erheblich teurer geworden als bei den ersten Planungen vor zehn Jahren. Und wie man weiß, ist der Straßenbauetat nicht gerade üppig ausgestattet. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag berichtete Bürgermeister Michael Muther (Freie Wähler), über den aktuellen Sachstand. Das tat er nicht ganz freiwillig, ist es doch ein offenes Geheimnis, dass der Verein für Verkehrsberuhigung bei weiteren Verzögerungen durch die Gemeinde ein Bürgerbegehren für den Bau der Straße plant. Damit hätte Muther ein dickes Problem. In seinen Erläuterungen versuchte er deshalb, die finanzielle Belastung für die Gemeinde bei Vorfinanzierung der Straße möglichst kritisch darzustellen. "Wir müssten 10,5 Millionen zahlen, bekämen aber je nach Fördersatz nur sieben Millionen erstattet." Bei 70 bis 75 Prozent liege derzeit der Zuschussanteil. Nach Muthers Rechnung müsste Weßling 25 bis 30 Jahre lang eine Summe zwischen 200 000 und 232 000 Euro jährlich tilgen. "Ob dies für einen Zeitgewinn bei der Realisierung der Umfahrung vertretbar ist, muss das Gremium entscheiden", sagte er. Das wird es wohl in diesem Jahr, denn der politische Druck steigt weiter. "Viele Anwohner der Hauptstraße wollen wissen, in welche Richtung wir uns entscheiden", sagte Günter Wieczorek (SPD). Weiter warten gehe nicht. Zwar hatte Muther wissen lassen, dass der Planfeststellungsbeschluss für den Bau der Straße nach fünf Jahren um den gleichen Zeitraum verlängert werden könne (bis also 2021), aber angesichts der großen Veränderungen im Bereich Straßenwesen und Autoverkehr dämmerte so manchem Gemeinderat, dass in zehn Jahren der Straßenbau unter anderen Vorzeichen stehen könnte. "Ich habe große Zweifel, wenn wir uns jetzt einfach zurücklehnen", meinte Thomas Ostermair (Freie Wähler). "Vielleicht fährt dann keiner mehr Auto, wenn die Benzinpreise so weiter steigen", fügte Muther hinzu. Die Grünen lächelten am Ratstisch. Die Debatte hatte sich auch an der Aussage der Obersten Baubehörde entzündet, dass bislang noch kein Straßenbaurecht in Bayern verfallen wäre. "Vielleicht ist Weßling die erste Gemeinde, bei der die Baufrist verfällt", unkte der Gemeindechef. Man konnte sehr stark den Eindruck gewinnen, dass der Bau der Umfahrung auch in den Köpfen der Gemeinderäte immer obsoleter wird, je länger darüber nachgedacht wurde. Deutlich wurde ein Punkt: Muther hält eine Vorfinanzierung angesichts der Finanzlage nicht für sinnvoll. Nun wird in den Fraktionen weiter diskutiert.

Bürgermeister Michael Muther (Foto: STA)
© SZ vom 31.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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