Weßling:Widerstand gegen Ausweichstrecke

Wenn es auf der Lindauer Autobahn stockt, soll der Verkehr auf einer neuen Route mitten durch mehrere Orte von Oberpfaffenhofen nach Inning umgeleitet werden. Die Bürgermeister sind alles andere als begeistert

Von Astrid Becker, Weßling

Für die Lindauer Autobahn soll zwischen Weßling und Inning eine neue Umleitung eingerichtet werden. Diese Pläne haben allerdings einen Haken, zumindest aus Sicht der betroffenen Gemeinden, und der liegt in der vorgesehenen Streckenführung mitten durch Weßling, Hechendorf und Inning. Der Gemeinderat in Weßling hat dem Vorhaben am Dienstag bereits eine klare Absage erteilt - vor allem, weil die Trasse sämtliche Mühen, im Ort eine Verkehrsberuhigung zu erreichen, "ad absurdum" führt, wie Bürgermeister Michael Muther der SZ sagte. Ähnlich dürften dies auch seine Amtskollegen in Seefeld und Inning sehen.

Konkret geht es um die Ausweichstrecken, die immer dann genutzt werden, wenn Autobahnen oder auch autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraßen gesperrt werden müssen oder wenn sich auf ihnen ein erheblicher Stau bildet wegen schwerer Unfälle, Baustellen oder Überfüllung. Solche Ausweichstraßen müssen ausgewiesen und mit blauen und gelben "U"-Schildern gekennzeichnet werden. So ist es Vorschrift. Bislang führt eine solche Ausweichstrecke zwischen den Anschlussstellen Gilching/Oberpfaffenhofen und Inning parallel zur Autobahn. 2012 allerdings befand die Regierung von Oberbayern die Strecke als unzureichend. Muther zufolge ging es schon damals um zu geringe Straßenbreiten und um die Schwierigkeit, die Unterführung in Höhe der Firma Remondis, ausreichend zu entwässern. Zudem wurde sie - zumindest in Teilbereichen - als viel zu kurvig eingestuft. Dennoch blieb diese Einschätzung zunächst ohne Folgen.

Weßling: Schon jetzt kommt es am Wörthsee - zwischen Hechendorf und Inning - immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil die Straße dort sehr eng ist. Die Regierung von Oberbayern hält sie dennoch als Umleitung für geeignet, wenn die Autobahn A 96 überfüllt oder gesperrt ist.

Schon jetzt kommt es am Wörthsee - zwischen Hechendorf und Inning - immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil die Straße dort sehr eng ist. Die Regierung von Oberbayern hält sie dennoch als Umleitung für geeignet, wenn die Autobahn A 96 überfüllt oder gesperrt ist.

(Foto: Arlet Ulfers)

Nun aber werden die Strecken erneut geprüft. Und offenbar gibt es konkrete Pläne, eine neue Umleitung einzurichten: Sie soll von der Anschlussstelle Oberpfaffenhofen über die alte Staatsstraße 2068 nach Weßling, von dort über die Ortsdurchfahrt nach Seefeld, durch Hechendorf nach Inning und dort dann über die jetzige Ortsdurchfahrt wieder zurück auf die Autobahn führen. Der Ärger der Weßlinger über diese Wegführung ist groß.

Bereits Anfang Juni hatte Bürgermeister Michael Muther die neue Streckenführung in einer Stellungnahme ans Landratsamt "aufs Schärfste abgelehnt", wie es in dem Schreiben heißt, das der SZ vorliegt. Dies hat der Gemeinderat nun bekräftigt. Aus gutem Grund: Weßling hat erst vor kurzem 2, 5 Millionen Euro in die neue Umfahrung investiert, um den starken Verkehr durch das Ortsgebiet einzudämmen. Die Ortsdurchfahrt wurde in der Folge zur Gemeindestraße, die künftig verkehrsberuhigt ausgebaut werden soll. Erste "Inseln" wurden bereits aufgestellt, um so die Geschwindigkeit der durchfahrenden Autos und Lkws zu reduzieren, bis Tempo 30 durchgesetzt werden kann. Zusätzlicher Verkehr durch eine Bedarfsumleitung würde Muther zufolge ein "totales Verkehrschaos" auslösen.

Doch auch in den anderen betroffenen Gemeinden dürfte sich Widerstand regen: So im Seefelder Ortsteil Hechendorf oder auch in Inning, das ebenfalls schon jetzt unter erheblichem Durchgangsverkehr leidet. Auch dort wird an Konzepten gearbeitet, wie die Ortsdurchfahrt entlastet werden kann. Erschwert werden hier die Bemühungen noch durch die Tatsache, dass es sich um eine Staatsstraße handelt, auf der Tempo 30 nicht durchgesetzt werden kann. Von 2018 an soll die Durchfahrt aber immerhin erneuert werden - Arbeiten, die mehrere Jahre lang andauern werden. "Da funktioniert das mit der Bedarfsumleitung auf dieser Strecke ja ohnehin nicht", meint Muther. Er will nun eine gemeinsame Stellungnahme mit Seefeld und Inning ausarbeiten.

Weßling: Nach dem Bau der Umfahrung arbeitet Weßling an der Verkehrsberuhigung seiner Ortsdurchfahrt: Es gibt bereits "Inseln" zur Geschwindigkeitsreduzierung.

Nach dem Bau der Umfahrung arbeitet Weßling an der Verkehrsberuhigung seiner Ortsdurchfahrt: Es gibt bereits "Inseln" zur Geschwindigkeitsreduzierung.

(Foto: Arlet Ulfers)

In Inning jedenfalls wird er kaum auf Widerspruch stoßen: "Es ist klar, dass wir mit dieser neuen Umleitung nicht einverstanden sein können", sagte Bürgermeister Walter Bleimaier, der bislang allerdings einzig von der SZ zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde. Er hält den geplanten Streckenverlauf jedenfalls für "alles andere als geeignet". Über das Argument, die jetzige Umleitung sei teilweise zu schmal, kann er nur den Kopf schütteln und lachen: "Und was ist an dem Streckenabschnitt direkt am Wörthsee? Der soll breit genug sein?"

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