E-Mobilität:Über die Schwierigkeiten, eine Ladestation zu errichten

Hier gibt es Strom und Gitarren; Hier gibt es Strom und Gitarren

Beim Tanken: Erik Berthold bietet Strom in Oberpfaffenhofen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Musiker Erik Berthold ist begeisterter E-Autofahrer und hat seit kurzem auch eine E-Tankstelle vor seinem Geschäft

Von Astrid Becker, Weßling

Wenn der Gitarrist Erik Berthold über E-Mobilität spricht, wird eines schnell klar: Der Mann steht voll und ganz hinter dieser Idee - wenngleich er ein paar Zweifel zu hegen scheint, ob es dieses Land wirklich so ernst mit dem Umstieg vom Verbrennungsmotor auf den Antrieb durch regenerative Energien meint. Da ist zum Beispiel die Sache mit den Ladesäulen.

Als Berthold 2015 mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet und gefragt worden ist, was er mit dem Preisgeld anfangen werde, antwortete er, er wolle es in eine öffentliche Schnell-Ladestation an seinem Musikgeschäft in Oberpfaffenhofen investieren. Aus einem einfachen Grund: In seinem Betrieb gibt es bereits ein E-Auto, das er, aber auch die Mitarbeiter seines Musikgeschäfts und die Lehrer seiner Musikschule nutzen, um damit an ihre vielen Einsatzorte im Kreis zu kommen. Von E-Autos an sich ist er total begeistert: "Wir haben dieses Auto jetzt seit mehr als zwei Jahren, es war noch nie in der Werkstatt, es braucht kein Öl, kein Benzin, keine neuen Bremsen, nix." Nur eben Strom. Und den wollte Berthold möglichst schnell in sein Auto bekommen - und dies auch allen anderen E-Automobilisten ermöglichen. Doch so einfach ist das wohl nicht. Berthold fragte in Gauting nach - seiner Meinung nach eine vorbildlicher Ort für E-Mobilität. Denn dort könnten sich Bürger vom Rathaus ein E-Auto leihen: "Ein Service, von dem noch viel zu wenige wissen." Dann gebe es ja auch das Ökozentrum von Christiane Lüst, in dem ebenfalls solche Autos zu mieten sind und auch beladen werden können. Dort holte sich Berthold Tipps, an welche Ladestations-Hersteller er sich wenden könne. "Ich war ja in dem Punkt ein absoluter Anfänger."

Just ab da wurde es wohl schwierig. Denn Ladestation ist nicht gleich Ladstation. Da gibt es welche, die alle Typen beladen können, aber unerschwinglich sind. Und da sind die anderen, die oft nur für bestimmte Modelle geeignet sind. "Das leuchtet dem Laien schon nicht ein", sagt er. Dann gibt es auch noch die Stromanbieter, die den Verkauf von Strom an Dritte in ihren Verträgen grundsätzlich verbieten. "Das erschwert das Ganze zusätzlich." Und die Autohändler bieten nach Bertholds Ansicht viel zu wenig E-Autos an, weil die höheren Anschaffungskosten viele abschreckten: "Dafür sind E-Autos im Unterhalt viel billiger, die Ladung mit Strom kostet fast nix, warum wird damit nicht geworben?", fragt sich der Musiker, bei dem nun E-Autos gegen eine Parkgebühr zu den Öffnungszeiten seines Ladens geladen werden können: "Das geht nicht anders, weil die Ladestation leider nur über einen Schlüssel funktioniert." Ist er selbst nicht da, gibt er den Schlüssel im Gasthof "Il Plonner" nebenan ab - damit das mit dem Aufladen auch jenseits der Ladenöffnungszeiten funktioniert.

Wenn es nach Berthold ginge, müssten überall solche Stationen stehen, damit man seinen Wagen aufladen kann, während man beispielsweise beim Einkaufen ist: "Diese E-Autos funktionieren ja wie Handys: einfach mal zwischendrin anhängen, dann werden sie auch gar nicht leer", sagt er. Berthold will sich jetzt eine Steckdose in sein E-Auto bauen lassen: "Dann kann ich den Strom für meine Musik direkt aus dem Auto nehmen."31 Stunden dauere es etwa, bis er mit seiner Band den Wagen "leer" gespielt habe, das habe er sich schon ausgerechnet. "Diese Unabhängigkeit wäre auch für Handwerker interessant", meint er. Nur, das alles werde zu wenig kommuniziert: "Da fragt man sich dann schon, warum."

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