Weßling:Tradition seit 1988

Vor 26 Jahren ist die Weßlinger Gemeindeverwaltung ins Rathaus an der Gautinger Straße gezogen. Damals richtete man das Bürgermeisterzimmer ein, heute sieht alles noch genauso aus. Rathauschef Michael Muther ist stolz darauf

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Der Weßlinger Bürgermeister Michael Muther, man weiß es inzwischen, verlässt nur ungern seine Gemeinde. Man kann es verstehen, wenn man ins Weßlinger Rathaus geht und sich sein Amtszimmer anschaut. Sofort drängt sich der Eindruck auf: Hier sind er und Weßling ganz bei sich. Nicht dass das Zimmer luxuriös eingerichtet wäre, ganz im Gegenteil: eine gewisse Bescheidenheit ist erkennbar. Zudem ist der Raum, den Muther tagsüber bewohnt, zwar hoch, aber sehr überschaubar. Der Weßlinger Gemeindechef sagt denn auch: "Es ist seit 1988 fast nichts verändert worden. Warum auch?" Und es klingt, so wie es Muther betont, fast stolz. So viel Kontinuität und Beharrlichkeit! 1988, das muss man dazu sagen, wurde das Haus aus der Jahrhundertwende von der Gemeindeverwaltung bezogen. Seit dem haben die Weßlinger eine neue Rathaus-Adresse - die Gautinger Straße.

Dienstzimmer von Michael Muther

Zum Wohlfühlen: Bürgermeister Michael Muther in seinem Dienstzimmer.

(Foto: Fuchs)

Was Muthers Amtszimmer trotz des sichtlichen Sparwillens aber auszeichnet, ist die Kunst. An den Wänden hängen sechs Gemälde des Weßlinger Malers Max Doerner. Sie haben ein einziges, großes Motiv: den Weßlinger See und seine Landschaft. Die Bilder hingen auch schon bei den Vorgängern von Muther, also auch bei Monika Meyer-Brühl und bei Hans Thomas Mörtl. Es sind Kunstwerke mit wachsendem Wert und Muther, der zwar über Jahrzehnte Gemeindekämmerer war und sich einen gewissen Pragmatismus angewöhnt hat, mag die Bilder, weil in ihm auch eine musische Natur wohnt. Diese bringt er deutlich im Gemeinderat zum Ausdruck, wenn das Gremium wieder einmal über die fünfstellige Summe klagt, die der Volkshochschule und Musikschule Gilching überwiesen wird. Der Weßlinger Bürgermeister hält es für gut angelegtes Geld. Da er selber Musik macht, weiß er, wovon er spricht. Als er noch Zeit hatte, spielte er den Bass in der Gruppe Familienmusik Muther. Schon der Name zeigt, dass die ganze Familie musizierte.

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Nicht so richtig passen wollen zwei Dinge: Eine Fotografie, eine Nachtaufnahme von Weßling mit Sternenhimmel, und ein altes Foto von Ispra. Ispra? Tatsächlich hatte Weßling einmal eine italienische Partnerschaft mit der Gemeinde Ispra am Lago Maggiore. Schon sehr lange her. Irgendwann sind die gegenseitigen Besuche eingeschlafen, vielleicht auch weil die Chemie zwischen den beiden Gemeinden nicht so gestimmt hat. So etwa schildert es Muther. Was übrig blieb, war dieses Foto, das rechts vom Schreibtisch des Bürgermeisters an der Wand hängt. Der Schreibtisch ist hellbraun, und steht nah am Fenster. Allerdings sitzt Muther so, dass er ins Zimmer schaut und nicht in Richtung Straße. "Ich bin ja zum Arbeiten hier." Dabei fällt sein Blick auf eine Sitzgruppe mit Tisch, die zwar in die Jahre gekommen ist, aber sehr stabil wirkt.

Das ist gut so, denn hier werden die schwierigen Gespräche geführt und die Baupläne begutachtet. Grüne Vorhänge und ein braunes Parkett lassen den Eindruck aufkommen, als hätte ein Farbpsychologe eine gute Atmosphäre schaffen wollen. Denn auch die Schrankwand ist in hellem Braun gehalten. Das Persönlichste hängt aber hinter Muther: ein Kruzifix. Es gehört ihm, was er auch vermerkt hat.

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