Weßling:Reisende Nostalgie-Show

Gitarrenkonzert mit Red Hot Serenaders; Red Hot Serenaders

Alles original: Tanja Wirz und Rainer Wöffler, die seit vier Jahren als "Red Hot Serenaders" auftreten.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die "Red Hot Serenaders" spielen bei ihrem Auftritt im Oberpfaffenhofener Wirtshaus Plonner entspannte Musik der Zwanziger- und Dreißigerjahre auf alten Originalinstrumenten

Von Gerhard Summer, Weßling

Resonatorgitarren mit dicken Hälsen und einem Korpus aus Metall gehören im Bluegrass und in der Hawaiifolklore zum Handwerkszeug. Auch Blueser und Rocker setzen sie gerne ein, wegen ihres markant strahlenden, wimmernden Klangs. Und wenn Könner zum Bottleneck greifen oder sich die offen in Akkorden gestimmten Instrumente auf den Schoß legen und mit einem Tonebar bearbeiten, kommen einem sofort Bilder von Urlaub, Strand oder Prärie in den Sinn.

Gut, billige Modelle hören sich oft nur knarzig und topfig an. Aber Rainer Wöffler hat in den Oberpfaffenhofener Gasthof Plonner die guten Sachen mitgebracht: gesuchte Sammlerstücke der Firma National, die aus den Dreißigerjahren stammen, darunter auch eine Dobro-Ukulele von 1928 und eine Dobro-Mandoline. Denn der gebürtige Saarländer, der vor 30 Jahren nach Bayern gekommen ist und am Ammersee lebt, gehört zu der inzwischen verschwindend kleinen Schar von Profis, die lieber mit den Originalen auf die Bühne gehen als mit Kopien. Wöffler hat eine Begründung dafür: "Es macht mehr Spaß."

Auch was das Repertoire betrifft, sind er und seine Bühnenpartnerin Tanja Wirz aus Zürich eine reisende Nostalgie-Show. Die Red Hot Serenaders haben sich nämlich der Musik der Zwanziger- und Dreißigerjahre verschrieben, einer Zeit also, da Instrumente noch pure Handarbeit waren, die Telefone im Gegensatz zu Wöfflers aktuellem Modell funktionierten und viele Stücke nicht aufgeschrieben wurden. In ihrem Programm finden sich fast ausschließlich Coverversionen mit eigener Note, dazu eine einzige Eigenkomposition, der "Red Hot Serenaders Stomp".

Für den Auftritt im Plonner hatten Wirz und Wöffler, der schon 2007 bei der Eröffnung von Erik Bertholds Musikgeschäft "Acoustic Corner" gespielt hatte, etliche Ragtimes mitgebracht, dazu New-Orleans-Blues, Country, Jazz, Hawaiimusik und einen deutsch-englischen Schlager ("Sie will nicht Blumen und nicht Schokolade"). Wunderbar altmodische Stücke also, die zur Gauner-Komödie "Der Clou" und zu den Filmen von Woody Allen passen würden, alles unplugged, in authentisch klingenden, immer nachvollziehbaren Fassungen ohne Firlefanz und mit zweistimmigem Gesang, der oft synchron ausfiel und gelegentlich auch nicht. Wöffler ist für den Blues und die Melodien auf vier, sechs, acht oder zwölf Saiten zuständig, er hat eine schön soulige und raue Stimme, versteht sich auf den Satchmo-Stil und stößt gelegentlich zu den ganz hohen Tönen vor. Tanja Wirz hält es mehr mit dem Jazz, ist eine sehr solide Sängerin und schreckt als exzellente Rhythmusgitarristin auch nicht vor komplexer Akkordarbeit zurück. Ab und an greift sie zum Waschbrett oder zur Klarinette. Und Wöffler, der einst für den Bau von Resonatorgitarren der Marke Continental zuständig war und die irische Blues-Legende Rory Gallagher zu seinen Kunden zählte, holt das Kazoo mit großem Trichter heraus. Das Instrument stammt von 1927, klar.

Am Ende spielen die Serenaders ganz entspannt am Gasthaustisch, und Louis, der Sohn des Folkmusikers und Konzertveranstalters Berthold, begleitet sie auf der Cajón. Das ist dann genau das, war Erik Berthold zu Beginn angekündigt hatte: "richtige Wirtshausmusik". Viel Applaus von eher wenigen Zuhörern.

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