Weßling:Opfer der Feuerwehrfusion

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Referent tritt zurück, weil er sich vom Gemeinderat desavouiert fühlt.

Wolfgang Prochaska

Die Zusammenlegung der Feuerwehren von Weßling und Oberpfaffenhofen unter ein gemeinsames Dach - ein einmaliges Projekt im Landkreis - gerät zusehends in Schwierigkeiten. Zwar hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung den Flächennutzungsplan für das neue Feuerwehrhaus angepasst und damit das Projekt einen Schritt weitergebracht. Aber dem Gremium ist der Feuerwehrreferent Michael Sturm verloren gegangen. Er hat die Sache mit den beiden Feuerwehren nahezu federführend gemanagt. Sturms Antrag auf Niederlegung seines Amtes als Referent mussten die Gemeinderäte akzeptieren. Er hatte berufliche Gründe angeführt.

(Foto: dpa)

Natürlich wusste jeder im Sitzungssaal am Dienstagabend, dass die Ursache seines Rücktritts die kürzliche Debatte um die Atemschutzgeräte im Gemeinderat war. Sturm hatte vorgeschlagen, für beide Feuerwehren jene Marke zu nehmen, die schon die Weßlinger Feuerwehrler benutzen. Es kam zu einer heftigen Diskussion, die damit endete, dass die Entscheidung verschoben wurde. Der Feuerwehrreferent, der bislang hart im Nehmen war, fühlte sich desavouiert und zog die Konsequenzen. Besonders Klaus Ebbinghaus (SPD) und Peter Weiß (Freie Wähler) hatten für Vertagung plädiert, während Traudl Förster (Grüne) den Sachverstand von Sturm anzweifelte.

Dem Gemeinderat schwant nun, dass es schwer sein wird, für Sturm einen Ersatz zu finden, wie Herbert Wolleschak (CSU) sagte. Fast schon höhnisch meinte er in Richtung Förster und Ebbinghaus: "Aber vielleicht melden sich ja diejenigen, die sich in der vergangenen Sitzung besonders hervorgetan haben." Das saß. Während Bürgermeister Michael Muther (Freie Wähler) Verständnis für Sturms Entscheidung zeigte ("nachvollziehbar"), bedauerte Susanne Mörtl (SPD) den Rücktritt. In ihrem Redebeitrag ging sie grundsätzlich auf die ehrenamtliche Tätigkeit als Gemeinderat ein und die wachsende Belastung. "Früher waren die Aufgaben überschaubarer." Jetzt müsse man viel mehr Zeit aufwenden und mit "wenig Wertschätzung" rechnen. Persönliche Verletzungen seien möglich. Sie verband ihre Ausführungen mit der Hoffnung, dass bei dem Streit über die Atemschutzmasken "endlich Frieden einkehren" möge.

Susanne Mörtls Wunsch dürfte so schnell nicht in Erfüllung gehen. Denn bei den Feuerwehrlern herrscht weiter Frust. Ein neuer Punkt: Der Übungsturm ist aus dem Bebauungsplan gestrichen worden. Gerade dieser sei wichtig, so ein Feuerwehrler zur Süddeutschen Zeitung, damit die Aktiven ein Gespür fürs Klettern bekämen. Eines steht fest: Der neue Feuerwehrreferent, so sich denn einer findet, wird weiter Arbeit haben.

© SZ vom 15.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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