Weßling:Millimeterarbeit

Bau der neuen Bahnbrücke über die Umgehungsstraße

Um die Bahnbrücke (re.) für die Weßlinger Umfahrung einzuschieben, ist die S-Bahnstrecke nach Herrsching bis Ostermontag unterbrochen.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Weßlinger Umfahrung: Die Arbeiten für die neue Bahnbrücke haben am Karfreitag begonnen

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Es regnet leicht, es ist windig, es ist kalt: Dennoch bleibt die Baustelle der Weßlinger Umfahrung für viele Anwohner ein Ausflugsziel. So war es auch am Karfreitag, als die Arbeiten für den Einschub der neuen Bahnbrücke begannen. Nicht nur Bürgermeister Michael Muther und Gemeinderat Andreas Lechermann schauten vorbei, auch Naturschützer Rudolf Burger, Archivar Erich Rüba und die Vorsitzende des Verkehrsberuhigungsverein, Felizitas Leitner, die mit ihrem Mann, dem Verleger und Autor Anton G. Leitner, gekommen war. Sie alle wollten sich das Ereignis nicht entgehen lassen. Ein fast schon repräsentativer Querschnitt der Weßlinger Gesellschaft hatte sich zum Sightseeing an diesem Feiertag versammelt.

Und es gab ja auch viel zu sehen - zum Beispiel die fertige, 1300 Tonnen schwere Brücke, eine fast 23 Meter lange und sieben Meter breite Stahlbetonkonstruktion, unter der künftig die neue Straße verlaufen wird und über die von Ostermontag an die S-Bahnen mit bis zu 120 Stundenkilometern brausen werden. Am Karfreitag stand das Bauwerk noch neben der Bahnstrecke und wartete auf seine eigentliche Funktion. Bis es so weit ist, steht noch eine knifflige Aufgabe bevor: Der Betonkoloss muss, gelagert auf Stahlträgern, Millimeter für Millimeter in seine vorgesehene Position geschoben werden. Dies ist für Samstagfrüh vorgesehen und der Ablaufplan sieht dafür acht Stunden vor. Um 13 Uhr, so erhofft sich Anne Ritter vom Staatlichen Bauamt Weilheim, soll die Aktion beendet sein. Schon in der Nacht zum Karfreitag hatten Mitarbeiter der Bahn AG und die beauftragte Straßenbaufirma mit den Erdarbeiten beziehungsweise mit dem Abbau des Bahngleises und dem Abschalten der Oberleitung begonnen. Am Vormittag begannen Bagger, die Trasse für die Straße auszuheben. Etwa 5000 Kubikmeter Erdreich, das vor allem aus Kies bestand, musste auf Lastwagen abtransportiert werden. Wegen seiner Qualität fand es gleich Verwendung für das letzte Stück der Umfahrung im Bereich der Autobahneinfahrt Wörthsee. Für die Zuschauer wurde an diesem Tag viel geboten, zumal die Bagger fast fünf Meter tief graben mussten. Genau 4,70 Meter beträgt die lichte Höhe der Brücke, die dann ebenerdig in den Bahndamm eingefügt wird, während darunter die Straße verläuft.

Bekanntlich befürchtet die Nachbargemeinde Wörthsee, dass wegen dieser Grabung ihr Trinkwasser bei einem Unfall auf der Umfahrung gefährdet sein könnte. Man war deshalb vor Gericht gezogen, hat aber bislang bei den Gerichten kein rechtes Gehör gefunden.

Die Baustelle mit den gelben Baggern und bunten Lastwagen, die sich durch das Erdreich gruben, sah aus, wie ein Bagger-Spielplatz für Erwachsene. Die Faszination, die von Arbeiten dieser Art ausgeht, unterstrich nicht zuletzt der Besuch von Franz Albrecht, der als früherer Baustellenleiter für das südliche Teilstück der Umfahrung und die dortige Radunterführung zuständig war. Auf etwa 1,5 Millionen Euro beziffert die Bahn AG die Baukosten der neuen Brücke. Wegen des Einschubs ist deshalb die S-Bahn zwischen Weßling und Herrsching gesperrt. Busse sind im Einsatz, allerdings macht die Bahn darauf aufmerksam, dass sich die Fahrtzeiten erheblich verlängern. Von Weßling nach Herrsching muss man mit gut 25 Minuten rechnen. Wenn alles klappt, wird der Bahnverkehr am Morgen des Ostermontag wieder aufgenommen.

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