Weihnachtskonzert:Ihre Stärken ausgespielt

Konzert der Chor- und Orchestervereinigung; Weihnachtskonzert in St. Benedikt

Kontrastreich musiziert: Instrumentalisten, Sänger und Dirigent beim Konzert in der Kirche St. Benedikt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Orchestervereinigung Gauting, Gesangssolisten und der Chor von St. Benedikt überzeugen am zweiten Weihnachtsfeiertag vor allem mit Saint-Saëns "Oratorio de Noël"

Von Berthold Schindler, Gauting

Der 26. Dezember ist der Tag, an dem Bescherung, Familienbesuche, Festmahlzeiten sich allmählich dem Ende zuneigen und man wieder Zeit findet, sich vor die Haustür zu begeben. Zum Beispiel für ein Konzert mit der Orchestervereinigung Gauting, Gesangssolisten und dem Chor St. Benedikt in dessen Kirche. Trotz gehobener Kartenpreise ließen sich die Gautinger dieses Ereignis nicht entgehen: Mit Bach, Corelli und Saint-Saëns' Oratorio de Noël standen drei Schmankerl auf dem Programm, dazu konnten die Ensembles unter ihrem Dirigenten Dorian Keilhack in dessen noch recht kurzer Amtszeit wiederholt ihre Güte unter Beweis stellen.

Die ersten Takte aus Bachs Orchestersuite Nr. 1 C-Dur machen klar, wie die Musiker den Barock Bachs und Corellis (1653 bis 1713) verstehen: Es geht üppiger, gemütlicher, symphonischer zu als in der heute gängigen Lesart der historisch informierten Aufführungspraktiker. Diese Interpretation - mit Vibrato wurde nicht gespart - hat ihren Reiz, wirkt sie doch in ihrem lustvollen Duktus ganz passend zwischen den prächtigen Engelsfresken und dem reich geschmückten Christbaum. Dynamische Kontraste werden sorgsam gepflegt, die vielen Tanzsätze in der Suite leger musiziert. Es hapert allerdings konstant bei den vielen Auftakten und Einsätzen, die Musiker brauchen immer eine Weile, um sich im Laufe eines Stücks zurechtzuruckeln. Allgemein gilt, dass bei den schnellen Sätzen ganztaktiges Musizieren dem Spielfluss und damit dem Hörgenuss zuträglich ist; wenn Keilhack mit bester Absicht im Bemühen um rhythmische Präzision kleinteilig zu schlagen beginnt, verlieren die Phrasen an Spannkraft, sie wirken abgehackt. In herausragender Verfassung präsentieren sich die beiden Oboen und das Fagott: Folgerichtig bildet ein Holzbläsertrio den Höhepunkt in der Bach-Suite.

Corellis Concerto Grosso in g-Moll, der gleichen Epoche wie die Suite entstammend, setzt formal und harmonisch andere Akzente. Wiederholte Sekundreibungen bringen ein wenig Schmerz in die weihnachtliche Heiterkeit, der römische Komponist beweist mehr Kühnheit in seiner Tonsprache. Dazu sind erstmals auch bei den Streichern solistische Qualitäten gefragt, immer wieder schälen sich aus dem Tutti, wie in den Concerti Grossi üblich, Sololinien in Geige, Bratsche und Cello heraus. Der Gesamtklang wird so transparenter, wobei für das tiefe Oktavfundament neben Spinett und Cellogruppe ein zweiter Kontrabassist gut getan hätte. Die Bassgruppe ist sich auch manchmal nicht im Tempo einig, insgesamt wird aber, wie gehabt, dynamisch fein austariert.

Seine Stärken voll ausspielen kann das Orchester dann in Camille Saint-Saëns "Oratorio de Noël". In der französischen Romantik fühlt sich das Orchester hörbar zuhause, auch der bis dato fleißig generalbasspielende José Luis Gutiérrez emanzipiert sich beim Wechsel von Spinett zu Orgel hin zum virtuosen Tasten- und Registrierkünstler. Es kommen außerdem noch Chor und fünf Vokalsolisten hinzu. Aus Letzteren, die einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen, ragen drei Sänger heraus: Koloratursopranistin Verena Maria Schmid aus München bezaubert hier mit glockigem, dort mit weichem Ton, die Höhe gelingt gerade im Leisen mühelos. Ihr männliches Pendant, Tenor Martin Lechleitner, meistert mit heller Stimmgebung souverän den oberen Passaggio. Im Zusammenspiel der beiden mit den samtigen Harfenklängen Gudrun Haags zeigt sich, warum das "Tecum Principium" eines der populärsten Stücke des Oratoriums geworden ist. Besonders beeindruckend singt die junge Mezzosopranistin Elisabeth Reheis, die nicht nur in allen Registern mit ihrem gleichmäßigen, formschönen Timbre glänzt, sondern auch im "Expectans, expectavi Dominum" ("Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte mein Flehn", heißt es zu Deutsch) durch innigen Ausdruck die Herzen anrührte.

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