Weihnachten:Hochbetrieb bei der Post

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Das Porto für große Pakete wurde zum Jahreswechsel besonders stark erhöht. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Pro Tag mehr als 300 Pakete: Die Boten sind im Stress.

Von Armin Greune, Gilching/Starnberg

Von nun an werden die Schlangen täglich länger. Egal ob Postfiliale oder DHL-Paketstation: Zwölf Tage vor der Bescherung nimmt der vorweihnachtliche Run auf die Annahmeschalter und -stellen im Fünfseenland so richtig Fahrt auf. Parallel dazu stehen die Zustellfahrer immer stärker unter Druck. Markus Krinner etwa bedient die Tour durch Gilching. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet er für die Post, dank seiner Routine ist er nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Vor Weihnachten aber muss er seinen Transporter in der Zustellbasis Fürstenfeldbruck doppelt so voll laden wie sonst. Nur Weßling und Gilching werden von dort aus beliefert, für die übrigen Gemeinden im Landkreis Starnberg ist die mechanisierte Basis in Germering zuständig, wo eine riesige Sortiermaschine in der Stunde bis zu 3200 Pakete den einzelnen Touren zuordnet. Um die Mehrarbeit im Advent auszugleichen, hat die Post Aushilfskräfte angestellt, Zustellbezirke verkleinert und zusätzliche Entlastungsbezirke eingerichtet.

Krinner muss sich seine Pakete in Fürstenfeldbruck noch selbst vom Fließband holen. Sein persönlicher Rekord vor Weihnachten liegt bei 366 Zustellungen pro Tag. Für sein Pensum hat Krinner maximal zehn Stunden zur Verfügung, offiziell darf er nicht länger arbeiten als gesetzlich festgelegt. Der 48-jährige Familienvater ist im Vergleich zu vielen Kollegen privilegiert, sein Vertrag stammt noch aus Zeiten der Bundespost. Für Zusteller, die für oder als Subunternehmer der Post-Tochterfirma DHL Express arbeiten, ist der Stress wesentlich schlimmer: Anton Hirtreiter von der Gewerkschaft Verdi verweist darauf, dass dort häufig Verstöße gegen die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten vorkämen, Überstunden nicht dokumentiert würden und die Bezahlung oft an (Selbst-)Ausbeutung grenze.

Markus Krinner ist da wesentlich besser dran, aber ein Knochenjob bleibt das Paketeschleppen trotzdem. Dennoch bleibt er den Kunden gegenüber stets freundlich, soweit es seine Zeit zulässt. Er hat einen "variablen Dienstplan" gewählt und auf eine Überstundenregelung verzichtet - was bedeutet, dass sein Feierabend in aller Regel erst anbricht, wenn das letzte Paket beim Empfänger angekommen ist. Krinner kommt zugute, dass er auch in Gilching wohnt. Der gelernte Maurer ist zufällig Briefträger geworden und hat dann auf Pakete umgesattelt. Er ist mit seinem Job zufrieden - was wohl nicht unerheblich dazu beigetragen hat, dass ihn Postsprecher Dieter Navrath der Presse vorgestellt hat.

Natürlich herrscht jetzt auch im Briefzentrum Starnberg Hochbetrieb. Etwa 200 Beschäftigte in Schorn bearbeiten täglich bis zu 250 000 statt sonst 100 000 Briefe täglich. Zudem sind die einzelnen Sendungen im Mittel schwerer: Viele Geschenke werden als Briefe versandt, die bis zu einem Kilogramm wiegen dürfen. Auch in Schorn sind Schüler und Studenten als Aushilfen engagiert worden - und auf dem Höhepunkt des "Starkverkehrs" packt auch das Leitungsteam in der Halle mit an.

Wie alle Jahre wieder warnt die Post davor, Geschenke und Grüße auf den allerletzten Drücker aufzugeben. Wer sicher gehen will, dass sie ihre Empfänger noch bis Weihnachten erreichen, sollte sich an folgenden Terminen orientieren: Briefe innerhalb Deutschlands müssen bis zum 21. Dezember eingeliefert werden. Wer Bekannten innerhalb Europas schreiben will, sollte es bereits an diesem Dienstag tun. Pakete für den Versand in Deutschland müssen bis zum 21. Dezember aufgegeben werden, für den Versand in die Nachbarländer ist der Stichtag der 15. Dezember. Wer für alle übrigen Zielorte kein Risiko eingehen will, sollte nur noch den teureren Service "DHL ExpressEasy" wählen, damit die Geschenke noch pünktlich ankommen.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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