Wartaweil:"Wir schauen jetzt noch mehr drauf"

Kinderklimakonferenz beim Bund Naturschutz; Kinderklimakonferenz

Kritische und neugierige Frager: Clara Kersten, Selina Geretshauser, Antonia Doben und Jakob Wengler.

(Foto: Franz X. Fuchs)

Beim Kinder-Klima-Camp des Bunds Naturschutz in Wartaweil geht es heuer um Klamotten und deren Herstellung

Von Christiane Barth, Wartaweil

"Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern", sagt ein afrikanisches Sprichwort. Gerade beim Thema Klima- und Umweltschutz stellt man sich manchmal aber die Frage, ob es denn überhaupt einen Unterschied macht, wenn man selbst als "kleiner Mann" bewusster lebt. Das viertägige Kinder-Klima-Camp des Bunds Naturschutz am Ammersee vermittelte ganz klar folgende Meinung: Ja, es macht einen Unterschied, denn nur so geht es. Auf dem Gelände des Bildungszentrums in Wartaweil sensibilisierten Experten die 56 Kinder aus Schulen der Landkreise Starnberg, Landsberg und Dachau für einen bewussteren Lebensstil - die Generation, die in Zukunft das Gesicht der Erde prägen wird.

In Vorträgen, Filmen, Workshops und Projekten wurden die Zehn- bis Vierzehnjährigen an das komplexe Thema Klimaschutz herangeführt. Schwerpunkt beim sechsten Camp: Klima und Klamotten. Und obwohl die Teilnehmer durchaus in einem Alter sind, in denen sie sich bewusst für Mode interessieren und das eigene Aussehen nicht mehr nur von den Eltern bestimmt wird, waren sie bei der Kinder-Klima-Konferenz auffällig neugierig, offen und kritisch. Mit zahlreichen Fragen löcherten sie die Expertenrunde und gaben sich nicht so schnell mit einer Antwort zufrieden, sondern hakten nach: Wie unterstützen Politiker fairen Handel? Warum gibt es in den Landkreisen Landsberg und Starnberg kaum Möglichkeiten, fair produzierte Kleidung zu kaufen? Wissen die Arbeiter in der Produktion überhaupt, wie giftig die Stoffe teilweise sind, mit denen sie arbeiten und warum wird der Handel mit Kleidung, die von Kindern produziert wird, nicht einfach international verboten? All diese Fragen hatten eines gemeinsam: Sie zeigten, dass sich die Kinder intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hatten und begannen, Lebensstil und Konsumverhalten zu hinterfragen.

"Wir schauen jetzt noch mehr darauf, nicht in die Billigläden zu gehen und etwas zu tragen, das auch länger hält", sagte die 13-jährige Antonia Doben von der Montessori-Schule in Dachau. Die Kinder haben herausgefunden, dass die Produktion von Kleidung zwei große Probleme birgt: Sie belastet die Umwelt und Menschen arbeiten unter unwürdigen Bedingungen daran. "In China kann man in Flüssen die aktuelle Modefarbe sehen", sagte der 13-jährige Jakob Wengler von der Montessorischule in Unterneukirchen. Außerdem brauche beispielsweise Baumwolle so viel Wasser, dass ganze Seen ausgetrocknet seien. Und obwohl man für manche Kleidung viel Geld bezahle, komme das nicht bei den Arbeitern an. "Sie wohnen in Slums und sterben an den Giftstoffen und sogar Kinder müssen arbeiten, weil sie keine andere Möglichkeit haben", schilderte die 13-jährige Clara Kersten, die auch die Montessorischule in Unterneukirchen besucht. Jakob Wengler schockierte eines dabei besonders: "Mir wurde klar, dass Tom Tailor in der gleichen Fabrik produziert wie Kik." Man zahle also lediglich für den Namen mehr Geld.

Die Teilnehmer wollen jetzt bewusster leben. Sie haben nicht nur die Probleme erkannt, sondern auch herausgefunden, wie viel Spaß es machen kann, individuelle Kleidungsstücke aus Second-Hand-Kleidung und alten Stoffen herzustellen. Mit Barbara Heinze-Schmid, die ökologische Outdoor-Kleidung für Kinder herstellt, haben sie zum Beispiel ein T-Shirt genäht. "Wir haben auch Beutel verziert und Taschen hergestellt", berichtete Jakob Wengler.

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