Vorbildfunktion:Ein Signal für globale Gerechtigkeit

Lesezeit: 1 min

Tutzing will ebenfalls Fairtrade-Gemeinde werden

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein Signal für größere globale Gerechtigkeit will Tutzing setzen und Fairtrade-Gemeinde werden. Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte auf ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr einen entsprechenden Antrag der Grünen. Tutzing schließt sich damit Starnberg, Feldafing, Gilching, Krailling und Pöcking an, die sich ebenfalls zu fairem Handel bekennen wollen. Erfüllen diese Kommunen die fünf Vorgaben nachweislich so wie Gauting und Herrsching, die schon als Fairtrade-Gemeinden zertifiziert sind, dann gehören mit Tutzing 70 Prozent aller Landkreisbürger zum Fairtrade Netzwerk.

Fairer Handel soll Produzenten und deren Familien in Lateinamerika, Afrika und Asien bessere Preise für ihre Produkte und somit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Der Landkreis beschloss 2012, sich auf den Weg zur Fairtrade-Region zu machen. Kommunen sollen dabei mit gutem Beispiel vorangehen, wie die Klimaschutzbeauftragte im Landratsamt, Josefine Anderer-Hirt, am Dienstag darlegte. Es gehe nicht nur um den Kauf fair gehandelter Kolonialwaren, sondern um "Bewusstseinsbildung vor allem bei Kindern und Jugendlichen, woher Waren kommen und wie sie produziert werden, und um eine umfassende Wertschätzung für bäuerliche Produkte". Eine-Welt-Promoterin Claudia Wiefel unterstützt in fünf Landkreisen die Vernetzung von Weltläden und Veranstaltungen wie Projekttage an Schulen. "Etwa was heißt fairer Kakao? Oder faire IT?".

Die meisten Kriterien für eine Fairtrade-Gemeinde erfüllt Tutzing schon. So hat sich im November eine Steuerungsgruppe mit 14 Vertretern unter anderem von Weltladen, Gemeinderat und Kirchen gegründet. Weitere Punkte: In Einzelhandelsgeschäften und Gastronomie-Betrieben werden mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten; öffentliche Einrichtungen wie Rathaus und Kirchen verwenden faire Produkte; einmal jährlich gibt es eine Aktion, etwa ein Fußballturnier zur Weltmeisterschaft mit Fußbällen aus fairer Produktion; die Medien berichten darüber.

"Da kommt eigentlich keine zusätzliche Arbeit", beteuerte der Grünen-Gemeinderat Bernd Pfitzner, der an den Vorstoß in der vorigen Wahlperiode erinnerte. Marlene Greinwald (Freie Wähler) erklärte in der Sitzung, das Thema sei eine "Herzensangelegenheit" des verstorbenen Bürgermeisters Rudi Krug gewesen. Als "gute Sache für Tutzing, die keinem weh tut", bezeichnete Thomas Parstorfer (CSU) den Antrag. Einzig Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) äußerte sich kritisch und sah einen "gewissen Zwang zum Gutmenschentum", was ihm vehementen Widerspruch eintrug. Schließlich ließ er sich auch umstimmen.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: