Oberpfaffenhofen:Auf virtueller Mars-Mission

Eintauchen in eine andere Welt: Tausende Besucher strömen zum "Tag der offenen Tür" ins Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Patrizia Steipe

"Völlig losgelöst von der Erde...", dröhnte es aus den Lautsprechern und Justin tanzt, ekstatisch, die Hände mit den beweglichen Fingern in die Luft gen All gereckt. Justin, der humanoide Service-Roboter, ist eine der Hauptattraktionen beim Tag der offenen Tür im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Tausende Besucher strömten am Sonntag auf das Gelände in Oberpfaffenhofen, um für kurze Zeit in eine andere Welt einzutauchen und Forschungsbereiche wie Robotik, Satellitennavigation, Fernerkundung, Weltraummissionen sowie Segelfliegen hautnah zu erleben.

Oberpfaffenhofen DLR

Tausende Besucher strömen zum "Tag der offenen Tür" im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen.

(Foto: Georgine Treybal)

Roboter Justin zeigt einer faszinierten Menge, wie er Bälle fangen und Kaffee kochen kann. In der Entwicklung der Finger und Arme stecken zehn Jahre Forschungsarbeit, erklärt Projektleiter Berthold Bäuml. Roboter wie Justin sollen später in Haushalten und in der Industrie eingesetzt werden und gemeinsam mit Astronauten im Weltraum arbeiten. Ulrich Hagn stellte im Nebengebäude einen anderen Robotertyp vor. In der Chirurgie könne er die Arbeit der Mediziner erleichtern. Bequem sitzend könnte ein Chirurg vom Computer aus Operationen steuern. Die Roboter-Instrumente stellen dabei seine verlängerten und nach allen Seiten hin beweglichen Arme dar.

Nur schubweise werden die Besucher in das DLR-School-Lab, dem Experimentierlabor für Schüler, eingelassen. An High-Tech-Instrumenten lernen sie zukunftsweisende Technologien kennen. Der elfjährige Moritz versucht sich als Pilot im Flugsimulator. Bei seinen gewagten Manövern taucht die Erde mal links auf der großen Leinwand auf, mal rechts, mal fliegt Moritz in völliger Schieflage oder gar auf dem Kopf stehend. "Ist gar nicht schwer", sagt der Junge, während es anderen Besuchern schon ganz schwindlig wird. Daneben hat Markus mit größeren Problemen zu kämpfen.

Der Zwölfjährige befindet sich auf einer virtuellen Mars-Mission. Durch eine Spezialbrille kann er mittels Augenbewegungen ein Mars-Gefährt steuern. "So lernen Kinder, wie solche Fernsteuerungen funktionieren", sagt Betreuerin Kathrin Preuß. Markus hat das Mars-Mobil allerdings in einen Spalt festgefahren. So ähnlich sei es auch dem echten Marsfahrzeug "Spirit" auf dem roten Planeten ergangen, berichtet Preuß. Im Gegensatz dazu kann im School-Lab das MarsFahrzeug jedoch durch einen einfachen "Reset" wieder bewegt werden.

Ein paar Schritte weiter sehen die Besucher im Columbus-Kontrollzentrum, wie Weltraummissionen von der Erde aus gesteuert werden. Modelle von Raketen, Flugkapseln, Satelliten und der Raumstation ISS werden fotografiert, Aufkleber und Flyer eingesteckt. "Hier sieht man sogar die Flugbahn der ISS", staunt ein Besucher. Nur Mutige wagen die Fahrten im Robocoaster. Wie ein riesiger Roboterarm wirkt der Flugsimulator, den es in der Art auch im Legoland gibt. "Damit zu fahren, ist ein tolles Gefühl", sagt DLR-Mitarbeiter Volker Senft. Unablässig teilt er Fahrscheine für die Fahrten aus, bei denen die Besucher einen virtuellen Flug mit dem Gleitschirm, eine Mountain-Bike-Tour und eine Wildwasserfahrt unternehmen.

Aber es gibt auch die Möglichkeit, mit echten Flugzeugen zu fliegen. Die DLR-Flugsportgruppe hat lange Wartelisten von Interessenten, die einen 20-minütigen Flug über das Fünfseenland gebucht haben. Wer nicht so hoch hinaus will, kann sich in der Flugzeughalle in einen Schulungs-Segelflieger hineinsetzen. "Bequem wie ein Wohnzimmer-Sessel" sei ein solcher Flieger, erklärt Ausbildungsleiter Alex Nesselhauf, der unablässig Kinder in den Flieger hebt. "Bei guten Bedingungen kann man bis zu sieben Stunden in der Luft bleiben", erklärt er. Gute Bedingungen, das bedeutet Cumulus-Wolken. Heute fällt das Segelfliegen aber aus. Es regnet.

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