Hochwasser-Chaos:Pegel im Fünfseenland steigen weiter

Das Wasser steigt über die Pegelstände des Pfingsthochwassers von 1999. Die Feuerwehren mussten allein in Starnberg zu über 100 Einsätzen.

Das Wasser im Fünfseenland steigt weiter gefährlich an: Am Samstagmorgen um 9 Uhr hat der Pegelstand sogar die Marke des Pfingsthochwassers von 1999 überschritten. Die Feuerwehren waren die ganze Nacht im Einsatz, größere Überschwemmungen sind bisher jedoch ausgeblieben.

Hochwasser am Starnberger See

Ein Anwohner bringt in Starnberg Sandsäcke an, um sein Haus vor den Wassermassen zu schützen.

(Foto: dpa)

Die Häuschen an der Wassersportsiedlung direkt an der Würm sind am stärksten betroffen. Schon Freitagabend hatten die Einsatzkräfte überlegt, die Bewohner zu evakuieren. Allerdings gab der Energieversorger Eon inzwischen Entwarnung für die Stromversorgung - würde sie komplett ausfallen, müssten die Anwohner ihre Häuser wohl verlassen. Momentan werden neun Gebäude mit Notstrom versorgt.

Laut Kreisbrandinspektion Starnberg mussten die Feuerwehren und das Technische Hilfswerk seit Freitagmittag zu mehr als 100 Einsätzen ausrücken - die Einsatzkräfte versorgen Anwohner mit Sandsäcken und pumpen Wasser ab.

Nachdem die Pegel am Freitag noch pro Stunde um einen Zentimeter gestiegen waren, haben die Niederschläge in der Nacht zum Samstag etwas nachgelassen. Allerdings hat dies noch nicht gereicht, um die Situation zu entschärfen. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern gab am frühen Samstagmorgen eine Hochwasserwarnung für die Landkreise Starnberg und München heraus, die zunächst bis Sonntagmorgen um 5 Uhr gilt.

Die Prognose: Das Wasser im Starnberger See werde noch weiter ansteigen, was auch zu Problemen an der Würm führe: Der Pegel Leutstetten liegt inzwischen deutlich über der Meldestufe drei - Überschwemmungen in bewohnten Gebieten sind möglich. Auch würmabwärts hat sich die Lage wieder verschärft, nachdem Einsatzkräfte am Freitag Wasser in Mulden abgeleitet und so für eine kurze Entspannnung gesorgt hatten. Einsatzschwerpunkte für die Hilfskräfte entlang der Würm reichen von Starnberg bis Krailling. Zur Entlastung des Flusses wurde bereits in der Nacht eine weitere Flutmulde bei der Reismühle geöffnet.

In Starnberg hat das Technische Hilfswerk in der Unterführung am Bahnhof am See einen 60 Meter langen Alu-Steg errichtet, damit Fahrgäste noch trockenen Fußes zu den Bahnsteigen gelangen. Das Wasser sei von unten durch die Gullys hineingedrückt, sagt THW-Einsatzleiter Jan- Peter Wens. Auch entlang der Autobahn A952 wird vom THW ein Steg für die Fußgänger gebaut, da die Geh- und Radwege von Starnberg nach Pecha nicht passierbar sind.

Die Schifffahrt auf dem Starnberger See ist nur noch eingeschränkt möglich. Vom heutigen Samstag an können Passagiere nur noch in Starnberg und Tutzing zu- und aussteigen. Der Grund: Die Schiffe liegen weit oberhalb der Stege, der Zugang wird daher zu steil. "Es ist zu gefährlich", sagt Schifffahrts-Geschäftsführer Walter Stürzl.

Etwas ruhiger geworden ist es dagegen am Samstag in Traubing, Maising und Aschering. Feuerwehren und Technischer Hilfsdienst konnten die Wassermassen weitgehend mit Sandsäcken stoppen, die Pegel der Bäche sind wieder gefallen. Noch am Freitag war die Situation am Schwarzen Graben in Traubing besonders brisant gewesen: Anwohner schichteten Tausende Sandsäcke auf, die bei der Feuerwehr gefüllt wurden, um die Fluten einzudämmen - ein Schrebergarten wurde komplett verwüstet, andere Anwesen erlitrten ebenfalls Schaden.

Die Anwohner sind verärgert. "Es donnert hinein, und wir sind die Blöden", schimpft Landwirtin Anna Kögel. Das Wasser sickert in die Tenne, ihre Weide hat sich in einen See verwandelt. Anlieger Bernd Satzger hat mit Helfern eine Barriere mit 300 Säcken errichtet. In Traubing gebe es häufig Hochwasser, weil kein Regenrückhaltebecken vorhanden sei, beschwert sich der Bauingenieur. Wo sonst ein kleiner Bach plätschert, strömt momentan ein fast 20 Meter breiter Fluss.

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