Verkehrspolitik:Grüne Welle statt Stop-and-Go

Starnberg Stau

Ein veraltetes Ampelsystem hat in Starnberg immer wieder zu langen Autoschlangen geführt. Nun soll sich das ändern.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Steuerung der Ampeln in Starnberg soll verbessert werden, um Staus zu vermeiden

Von Peter Haacke, Starnberg

Zehn Ampeln sind es, die Pendlern auf der Bundesstraße 2 in Starnberg zuweilen die Freude am Fahren verleiden: Ob morgens aus Richtung Weilheim und Gilching oder abends aus Richtung München: Etwa 40 000 Fahrzeuge quälen sich täglich durch die Kreisstadt, die als verkehrstechnisches Nadelöhr am Nordufer des Starnberger Sees zu Spitzenzeiten die Geduld der Autofahrer strapaziert. Oft geht es nur im "Stop-and-Go"-Modus voran. Schuld daran haben auch veraltete Lichtsignalanlagen. Das Problem ist dem Staatlichen Bauamt lange bekannt. Im September dokumentierte eine Firma drei Tage lang an unterschiedlichen Knotenpunkten zu verschiedenen Zeiten den Verkehrsfluss. Die Fachleute erkannten Verbesserungspotenzial: Demnächst soll eine neue Schaltung zur Stauvermeidung beitragen.

Sieben Ampeln im Stadtgebiet entlang der Hauptroute sind nach einem komplexen System programmiert, berücksichtigen aber nicht alle Kreuzungen. Im Idealfall sollen Autofahrer sogar mit einer "Grünen Welle" rechnen können. Doch spätestens im Berufsverkehr ist es trotz zeitlicher Verschiebungen der Phasensteuerung damit vorbei. Zwar haben die Fachleute herausgefunden, dass die Fahrer maximal nur neun Minuten lang im Stau stehen. Doch spätestens wenn der B2-Tunnel voraussichtlich im Jahr 2026 fertiggestellt sein sollte, muss das System optimiert sein.

Auf die überfällige Verbesserung will man aber in Weilheim nicht länger warten. Bislang folgt die Steuerung des fehleranfälligen Systems stur einem Tagesrhythmus: Von Montag bis Sonntag betragen die Umlaufzeiten je 90 Sekunden in der Zeit von 5.30 bis 12 Uhr und - leicht modifiziert - von 12 bis 20 Uhr. Von 20 bis 24 Uhr beträgt die Ampelphase 80 Sekunden, von Mitternacht bis 5.30 Uhr sind die Ampeln ausgeschaltet. Wenn es irgendwo hakt, startet ein Notlaufprogramm, was die Wartezeiten erfahrungsgemäß verlängert.

Nun soll das System also "verfeinert" werden: Die Programme unterscheiden künftig die Wochentage Montag bis Donnerstag sowie Freitag vom Wochenende. Die Schaltzeiten werden von 6.30 bis 9.30 Uhr, von 9.30 bis 15 Uhr (Freitag: 12.30 Uhr) und dann bis 19.30 Uhr geändert. Die Umlaufzeiten sollen bis zu 100 Sekunden betragen, um das Ziel "Grüne Welle" zu erreichen. Der Theorie müssen allerdings noch ausgiebige Tests in der Praxis folgen. Ziel ist eine Vermeidung von Staus im Tunnel.

Derzeit laufen Gespräche zwischen Bauamt, Unterer Verkehrsbehörde (Landratsamt) und Polizei; Vertreter der Stadt Starnberg wurden zur großen Enttäuschung von Bürgermeisterin Eva John, die insbesondere den Verkehr auf der Hanfelder Straße eindämmen möchte, bislang nicht eingeladen. Kurz- und mittelfristig sind Änderungen der Festzeitprogramme, Schaltzeiten der Ampeln sowie eine "Signalisierung der Sehbehinderten" angepeilt. Langfristig soll die Steuerung in Abhängigkeit vom Verkehrsaufkommen mit Bevorrechtigung des ÖPNV erfolgen. Allerdings hat die Optimierung auch ihre Grenzen: So weist Christian Probst vom Staatlichen Bauamt Weilheim vorsorglich darauf hin, dass die aktuelle Leistungsfähigkeit der Signalanlagen zwar verbessert wird. Doch in der Verkehrsprognose für 2030 wird das System - rein rechnerisch - bereits schon wieder überlastet sein.

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