Verkehrsplanung:Auf Umwegen zum Gewerbegebiet

Nur wenige Meter Grund fehlen Gauting für eine direkte Zufahrt zum geplanten Areal beim Sonderflughafen. Doch die bekommt die Gemeinde nicht - denn sie gehören Gilching.

Von Michael Berzl, Gauting

Es geht nur um ein paar Meter. Ein kleines Stück Land fehlt den Gautingern, um auf direkterem Weg zu ihrem künftigen Gewerbegebiet bei der Lindauer Autobahn zu gelangen. Dieses kleine Stück gehört den Gilchingern und damit den Nachbarn, die zwar selbst fleißig neue Firmen ansiedeln, die Entwicklung jenseits der Gemeindegrenze aber mit großer Skepsis beobachten. Das Verhältnis zwischen den beiden Gemeinden ist angespannt; das wird bei dem Thema Erschließung wieder deutlich. Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) gab am Dienstag im Gemeinderat zu verstehen, sie habe wegen des fehlenden Grundes schon angefragt, aber eine Absage erhalten. Ihr Gilchinger Amtskollege Manfred Walter (SPD) sagte der SZ, er habe keine schriftliche Anfrage zu dem Thema erhalten. Nun wird erst einmal ein Umweg geplant.

Verkehrsplanung: Klimaschonende Energie soll eine Geothermie-Anlage liefern. Naturschützer protestieren, weil das Unterbrunner Holz als Bannwald, Landschafts- und Wasserschutzgebiet ausgewiesen ist.

Klimaschonende Energie soll eine Geothermie-Anlage liefern. Naturschützer protestieren, weil das Unterbrunner Holz als Bannwald, Landschafts- und Wasserschutzgebiet ausgewiesen ist.

(Foto: Google Earth Pro, Bearbeitung: SZ)

Mit großer Mehrheit hat der Gautinger Gemeinderat beschlossen, die Planung für das neue Gewerbegebiet voranzubringen, das westlich an den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen und nördlich an das Gilchinger Gewerbegebiet grenzt. Im Süden erstrecken sich große Teile in ein Gebiet, auf dem heute noch Wald steht. Als nächstes erhalten Behörden und Verbände sowie die Öffentlichkeit Gelegenheit, Stellungnahmen zu dem Großprojekt abzugeben. Auch die Gemeinde Gilching wird sich äußern und kritisch auf die verschiedenen Probleme eingehen, kündigt Bürgermeister Walter an. Einer der großen Problempunkte ist in seinen Augen die Erschließung.

Gilching Gewerbegebiet Bund Naturschutz-Flächennutzung

Gauting plant das Gewerbegebiet auf 60 Hektar, von denen die Hälfte mit zwei großen Kreiseln bebaut werden soll.

(Foto: Nila Thiel)

Nach den im Vergleich zum ersten Vorschlag deutlich abgespeckten und weiter konkretisierten Entwurf sind zwei kreisförmige Bereiche für die Ansiedlung von Firmen und Parkhäusern vorgesehen. Auch ein Boardinghouse, ein Kindergarten und Läden sollen untergebracht werden. Nach dem aktuellen Stand fahren Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten von der Lindauer Autobahn oder der Unterbrunner Umgehung auch durch den Verkehrskreisel, der zum Gilchinger Gewerbegebiet Süd führt, weiter auf der Dornierstraße und dann auf einer neuen Straße, die bis zum Sonderflughafen gebaut wird. Es ist nicht der direkte Weg und führt quasi von hinten in das neue Gautinger Gewerbegebiet. So schlagen das die Verkehrsgutachter vor.

Bürgermeister Walter jedoch hat Bedenken: "Das ist nicht machbar. Der Kreisverkehr ist jetzt schon überlastet. Zweimal am Tag haben wir da Chaos." Zeitweise bildeten sich dort Staus bis zur Autobahnauffahrt. Die Gutachter rechnen mit 6300 zusätzlichen Fahrten pro Tag. Denkbar wäre auch eine eigene und direktere Zufahrt über einen weiteren Kreisverkehr ein Stück weiter südlich, doch Kössinger gibt zu bedenken: "Das Straßenbauamt ist nicht begeistert, wenn auf der Umgehung zu viele Auffahrten sind. Mit Blick auf das schmale Stück Land, das Gilching gehört und das Gauting brauchen könnte für eine günstigere Verkehrserschließung, tauchen auch abenteuerliche Ideen auf. So schlug Gemeinderätin Ariane Eiglsperger (parteifrei) vor, eine Brücke über Gilchinger Grund zu bauen. Trotz der Widerstände, die immer wieder auftauchen, gibt sich Bürgermeisterin Kössinger zuversichtlich. "Ich sehe keine Hindernisse, die unüberwindbar sind", sagte sie im Gemeinderat. Allerdings zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Schwierigkeiten wohl größer sind als gedacht, dass das ganze Verfahren länger dauert, als ursprünglich abzusehen war. In einer ersten Mitteilung der Gemeinde zum Projekt vor drei Jahren hieß es über den Baubeginn: "Wenn die diversen, notwendigen Genehmigungen zügig erteilt werden, könnte er schon 2017 erfolgen."

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