Verkehrsberuhigung:Herrschinger kritisieren Konzept

Bauausschuss hält an Pflanztrögen, Rechts-vor-Links-Regel und Tempo-30-Zone erstmal fest. Bürgermeister Schiller bittet um Geduld

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Wir haben nicht den Beschluss gefasst, um die Bürger zu ärgern", versicherte Bürgermeister Christian Schiller in der jüngsten Bauausschusssitzung. Auf der Tagesordnung stand wieder einmal das Verkehrskonzept Seestraße und Summerstraße. Vor einigen Wochen wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen in diesen beiden Straßen umgesetzt. Bei einigen Bürgern sind die Verengungen durch Pflanzkübel, sowie die neue Rechts-vor-Links-Regel wegen der Tempo-30-Zone auf Unverständnis gestoßen. Die Grünen haben nun einen Antrag gestellt, mittels "Haifischzähnen", das sind dreieckige Markierungen auf der Straße, "auch optisch auf die neuen Regeln hinzuweisen". Haifischmarkierungen gebe es bereits in vielen Städten, heißt es im Antrag. Es handele sich aber nicht um offizielle Verkehrszeichen, "sondern nur um unterstützende Markierungen", die dazu beitragen sollen, dass die Verkehrsteilnehmer vorsichtiger an die Kreuzungen heranfahren", so die Grünen. Die Mehrheit im Ausschuss fand die Idee gut. In ihrer Stellungnahme gab die Polizeiinspektion Herrsching aber zu bedenken, dass die Haifischzähne "nicht erlaubt" seien. Es müsste erst die Genehmigung von der Straßenverkehrsbehörde eingeholt werden.

Keine Mehrheit gab es für den Antrag von Willi Welte (CSU) die "Tempo 30 Zone" in der See- und Summerstraße wieder aufzuheben. Sie würde zu unnötigen Gefahrenstellen führen und die Bevölkerung könne sich nicht daran gewöhnen. Statt der "Zone" sollte einfach "Tempo 30" als Geschwindigkeitsbeschränkung gelten. Rechtlich sei dies nicht möglich, erklärten Herrschinger Polizei und Verkehrsplaner Ralf Kaulen übereinstimmend. Rechtsgrundlage für eine Tempo-30-Zone sei der "Schutz der Wohnbevölkerung". Bei einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer müsste dagegen eine "Gefahrenlage" vorhanden sein und sie dürfte nicht durchgehend über einen langen Streckenabschnitt gelten.

An die Bürger richtete Bürgermeister Schiller die Bitte, "sich und uns Zeit zu geben". Die neuen Maßnahmen sollen bis zum Oktober getestet werden. "Dann setzen wir uns noch einmal zusammen".

Unzufrieden über das Ergebnis der Bauausschusssitzung zeigte sich Gerhard Knülle, der im Zuschauerraum des Rathauses der Diskussion gefolgt war. Mehr als 500 Bürger hatten die Forderung von ihm und Gerhard Rümmelein nach einer Informationsveranstaltung zum Thema Verkehrsberuhigung unterschrieben. Auf eine Antwort wartete die Bürgerinitiative "bisher vergebens". Auch im Bauausschuss waren die BI und die Info-Veranstaltung kein Thema. "Das bedauern wir sehr, weil es für den Bürgermeister eine gute Möglichkeit gewesen wäre, die Hintergründe des Bürgerunmuts zu erfahren", hieß es in einer Stellungnahme der BI. Besonders ärgerte sich Knülle, dass in der Sitzung kein Wort über die "hässlichen Pflanztröge" gefallen sei. Für rund 150 000 Euro seien die Kübel angeschafft worden. Der "Schildbürgerstreich Pflanztröge" werde auch nach einer monatelangen Testphase nicht sinnvoller, sondern bleibe "sinnlose Vergeudung von Steuergeldern."

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