Verkehr:Wunsch und Wirklichkeit

Viele Kommunen im Landkreis wollen ihre Ortsdurchfahrten entlasten. 2016 wird die Weßlinger Umfahrung eingeweiht, in Inning dagegen lehnen die Bürger die Planung einer neuen Straße ab. Starnberg beginnt mit dem Bau der Westtrasse, und Gilching muss den Start verschieben

Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Die Umfahrung, für deren Bau die Gemeinde Weßling seit gut 25 Jahren kämpft, wird am 28. November feierlich eröffnet. Zur Einweihung der 3,3 Kilometer langen und zehn Millionen Euro teuren Straße kommen aber nicht nur Bürgermeister Michael Muther und Landrat Karl Roth, sondern auch Naturschützer aus Wörthsee, die lautstark gegen die Straße demonstrieren. Wörthsees Rathauschefin Christel Muggenthal macht es leiser: Sie bleibt einfach der Veranstaltung fern.

Nach der Umgehungsstraße von Unter- und Oberbrunn ist es das zweite Straßenverkehrsprojekt im Fünfseenland, das von einer Kommune mitfinanziert wird. Die Strecke, die südlich vom Ort abzweigt und in Richtung Norden zur Lindauer Autobahn führt, wird in Rekordzeit gebaut. Spatenstich ist - natürlich unter Wörthseer Protest - im April 2015, dann gehen die Erdbewegungen für die Trasse und den 40 Meter durchmessenden Kreisel rasch voran. Da die Strecke durch wertvolle Natur führt und zudem das Schluifelder Moos streift, erhält sie 42 Amphibien-Durchlässe: So viele Tunnel kann keine andere Umfahrung im Bereich des Staatlichen Bauamts Weilheim bieten. Auch in diesem Jahr läuft alles wie am Schnürchen, selbst der Brückeneinschub an Ostern klappt problemlos. Dafür muss allerdings die S-Bahnstrecke drei Tage lang gesperrt werden. Um Weßling vom Verkehr zu entlasten, beginnen einen Tag nach der Einweihung die Arbeiten an der Ortsdurchfahrt. Mit provisorischen Querungshilfen und Engstellen soll die Hauptstraße für Autofahrer möglichst unattraktiv werden.

Hadorf: Westumfahrung STA

Die Starnberger Westtangente schneidet tief in den Galgenberg.

(Foto: Nila Thiel)

Noch bis 2018 im Bau ist die Starnberger Westtangente, die vom Kreisel der früheren Waldkreuzung - vorbei an Hadorf und Söcking - zum Kreisverkehr am Maxhof führen soll. Schon Monate zuvor ist eine gewaltige Schneise in den Wald geschlagen worden, Anfang April folgt mit dem ersten Spatenstich der Baubeginn eines 3,5 Kilometer langen Teilstücks zur Umfahrung der Kreisstadt. Die "Staatsstraße 2069 Neu" gilt als wichtiger Baustein einer Verbindung von der Autobahn A 96 zur B 2 im Süden Starnbergs - allerdings stets zur Ergänzung des B 2-Tunnels. Von den rund 13 Millionen Euro Baukosten zahlt Starnberg knapp drei Millionen. In 18 Monaten ist die Trasse voraussichtlich fertig gestellt.

Nach jahrzehntelanger Planung und mehreren Bürgerentscheiden wird Anfang August Gilching die Baugenehmigung für die 4,8 Kilometer lange Westumfahrung erteilt. Die meisten Bürger glauben, dass mit der neuen Trasse die Ortsdurchfahrt weitgehend vom Verkehr, Lärm und Gestank befreit wird - zumal Lastwagen dann die Tangente nutzen müssten. Doch der Jubel kommt zu früh: Ein Landwirt hat gegen die geplante Umfahrung wegen eines alten Vertrages und strittiger Flächen Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Damit wird der Planfeststellungsbeschluss der Regierung vorerst nicht rechtskräftig. Die Gemeinde hofft jetzt, sich noch außergerichtlich mit dem Anlieger an der Entlastungsstraße einigen zu können, um mit dem Bau endlich beginnen zu können.

Einweihung der Weßlinger Umgehungsstraße

Der Weßlinger Pfarrer Anton Brandstetter weiht die Umfahrung ein.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ganz anders ist die Lage in Inning: In der kleinen Gemeinde wird seit Jahrzehnten über Sinn und Unsinn einer Umfahrung diskutiert. Bereits zum zweiten Mal lehnt die Mehrheit der Inninger in einem Bürgerentscheid am 31. Januar den Bau der Entlastungsstraße ab - das Vorhaben hatte schon Ende 2013 keine Zustimmung gefunden. Nach dem erneuten Kontra der Bürger entschließt sich der Gemeinderat, die Trasse aus dem Flächennutzungsplan zu streichen und statt dessen Lösungen zu suchen, wie die stark befahrene Ortsdurchfahrt entlastet werden kann. Ein Münchner Planer erstellt ein Verkehrsgutachten, unter Beteiligung der Bürger wird ein Konzept erarbeitet. Ein Wunsch, den viele Inninger seit Jahren äußern, erfüllt sich im Jahr 2016 nicht: Eine Tempobegrenzung auf 30 Stundenkilometer wird nicht gestattet, weil es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Staatsstraße handelt.

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