Verkehr:Tempo 30 östlich der Hanfelder Straße

Tempo 30

Ob das Limit nützt, will die Stadt nach dem Test untersuchen.

(Foto: Jens Kalaene/DPA)

Stadtrat will Schleichverkehr im Wohngebiet mit Anlieger-frei-Zonen ausbremsen

Von Peter Haacke, Starnberg

Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren soll im Starnberger Wohnquartier zwischen Hanfelder Straße und der Bahnlinie ein Verkehrsexperiment stattfinden: Um den Durchgangsverkehr in Spitzenzeiten wirkungsvoll einzudämmen, soll der gesamte Bereich zur Anlieger-frei-Zone erklärt werden, in der nur noch Tempo 30 gefahren werden darf. Zudem soll der Riedener Weg zur Fahrradstraße gemacht werden. Dort haben Radfahrer künftig Vorrang und dürfen etwa nebeneinanderfahren, Autos müssen sich anpassen. Der Stadtrat rang sich am Montag zu diesem Kompromiss durch, obwohl insbesondere Polizei und Untere Verkehrsbehörde dringend von diesem Vorhaben abgeraten haben.

An Werktagen bietet sich in der Kreisstadt morgens und abends stets das gleiche Bild: Der Berufsverkehr quält sich über verstopfte Straßen. Viele Autofahrer - darunter auch Ortsfremde - suchen oft genug ihr Heil, indem sie versuchen, über Nebenstraßen das Ziel zu erreichen. Die Folgen: Auch in den Wohnquartieren stehen die Autos und vermindern drastisch die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Anwohner. Neben Belastungen durch Lärm- und Schadstoffe scheinen insbesondere Kinder auf dem Weg zum Kindergarten oder in die Schule gefährdet zu sein. Hinzu kommen Fahrer, die Verkehrsregeln eher großzügig auslegen und Geschwindigkeitsbegrenzungen ebenso ignorieren wie schwächere Verkehrsteilnehmer: Radfahrer und Fußgänger. Im Vorjahr hatte die Stadtverwaltung mittels aufwendiger Verkehrszählung durch das Ingenieurbüro SHP ermitteln lassen, wer wann wohin fährt und woher er kommt. Die Ergebnisse wurden bei zwei Bürgerversammlungen präsentiert. Doch eine Einbahnstraßenregelung war bei den Betroffenen durchgefallen.

Stattdessen sollen nun Tempo 30 und eine Anlieger-frei-Regelung greifen. Kontrovers diskutierte das Gremium am Montag Vor- und Nachteile des Vorhabens, das von Januar 2018 an auf 18 Monate befristet sein soll. Angestrebt ist eine Vergleichsmessung, die beweisen soll, dass das Experiment auch tatsächlich Wirkung im Sinne einer Entlastung zeigt.

Doch insbesondere an der Wirksamkeit von Anlieger-frei-Zonen bestehen Zweifel: Wer sollte kontrollieren, wer zu welchem Zweck wohin fährt? Die Polizei sieht sich dazu außerstande. Ebenso fraglich ist, ob eine durchgängige Tempo-30-Beschilderung in Wohngebieten, wo ohnehin kaum schneller gefahren werden kann, sinnvoll ist. Zumal die jeweiligen Vorfahrtsregelungen angepasst werden müssen, wenn nicht überall rechts vor links gelten soll und Bussen freie Fahrt gewährt wird. Ein munterer Disput ergab sich auch beim Riedener Weg - eine schmale Gasse, die parallel zur Bahnlinie von der Stadt zum Golfplatz Gut Rieden führt. Der Weg soll zur Fahrradstraße als Teil des landkreisweiten Radroutennetzes deklariert werden.

Ob der Schleichverkehr letztlich eingedämmt wird, muss sich noch erweisen. Allerdings war sich der Stadtrat mehrheitlich bewusst darüber, im Sinne der Betroffenen votiert zu haben - und die verlangten schon im Vorjahr Tempo 30 und eine Anlieger-frei-Zone.

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