Verkehr:Streitfall Mamhofen

180417

Durchschneidet einen beliebten Radweg: die Trasse beim Gut Mamhofen.

(Foto: SZ-Grafik)

Der Starnberger Stadtrat stimmt nach langer, kontroverser Diskussion dem Ausbau der Straße zwischen Hadorf und Waldkreuzung zu. Allerdings gibt es heftige Kritik an den Trassenplänen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Starnberger Westtangente zusammen mit dem Ausbau der Kreisstraße zwischen Hadorf und Waldkreuzung zu einer Staatsstraße gehört zu einem großen Konzept, das die Kreisstadt vom Verkehr entlasten soll. Allerdings sahen dies nicht alle Stadträte in der Sitzung am Mittwochabend ein. "Ungewöhnliche Koalitionen" machte UWG-Stadtrat Otto Gaßner zu seiner eigenen Überraschung aus.

Da wetterten die Grünen zusammen mit Bürgermeisterin Eva John samt FDP und BMS über den geplanten Bypass am Kreisel. Josef Pfister (BMS) hielt den Bypass, der den Autoverkehr von Gilching kommend in Richtung Maxhof-Kreisel zur B2 leiten soll, für eine "Luxus-Ausführung, die keiner braucht". CSU, BLS, SPD und WPS sowie UWG und Parteifreie hingegen sahen in der Trasse und dem Ausbau einen wichtigen Baustein, um den Verkehr in der Hanfelder und Söckinger Straßer zu reduzieren. Zeitweise hatte man den Eindruck, dass man auf den Ausbau verzichten wollte, etwa Bürgermeisterin John. Sie sprach von einem "Mini-Futzel", der kaum Einfluss auf das Verkehrsaufkommen in der Hanfelder Straße habe. Mit einem Planfeststellungsverfahren wollten die Gegner den Ausbau auf die lange Bank schieben in der Hoffnung auf eine bessere Lösung. Am Ende setzten sich die Befürworter des Ausbaus durch: mit 16 zu 10 Stimmen.

Was John, Grüne, FDP und BMS so auf die Palme brachte, war die Tatsache, dass beim Gut Mamhofen durch die neue Trasse der Kreisradwanderweg unterbrochen wird, sich aber die dortige Eigentümerin geweigert hatte, einer Unter- oder Überführung zuzustimmen. Günther Picker (WPS), Klaus Rieskamp (BLS) und auch Ludwig Jägerhuber (CSU) warnten die Ausbau-Gegner, über ein Planfeststellungsverfahren einen Radweg zu erzwingen - möglicherweise durch Enteignung. Davon ließ sich Franz Sengl (Grüne) nicht abbringen. Er kritisierte den Ausbau der Straße so heftig - "Es ist ein klassisches Verfahren aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts" - als hätte er am Gilchinger Fundi-Grünen Peter Unger Maß genommen, der einen ganzen Kreistag aufmischen kann. "Die Straße soll so bleiben wie sie ist. Wir müssen endlich etwas für alternative Verkehre tun", meinte der Grüne. Auch die FDP in Form von Iris Ziebart, die sonst dem oberirdischen Straßenbau eher zugeneigt ist, legte sich quer. "Ich stimme dem jetzigen Ausbau nicht zu, da es keine angemessene Radunterführung gibt."

Bürgermeisterin John unterstrich noch einmal ihre ablehnende Haltung, indem sie von einer "groben Benachteiligung der anderen Verkehrsteilnehmer" sprach. Vom Bypass hänge nicht die Westtangente ab, da diese die Sache der Stadt sei. Johns Position war insoweit nachvollziehbar und glaubwürdig, versucht sie doch in der Kreisstadt, den Radfahrern und Fußgängern durch Tempo 30 und Radstreifen mehr Sicherheit zu geben. Für die Hanfelder und Söckinger Straße hat John viel vor, wenn sie als Gemeindestraße abgestuft sind: Dort soll dann Tempo 30 gelten und ein LKW-Verbot eingeführt werden. Ob dies überhaupt machbar ist, wird sich noch zeigen.

Gerd Weger (CSU) verzweifelte immer mehr. Es sei doch ein Gesamtpaket, das auch Hadorf entlasten soll. Fast flehte er: "Schauen wir, dass wir ein großes Thema endlich abschließen können und nicht weiterschieben, sonst wird es chaotisch." Am Ende setzten sich die Befürworter das Ausbaus durch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: