Verkehr:Kreisverkehrswacht vor der Auflösung

Die Vorsitzende Verena Becht fühlt sich allein gelassen, denn kaum jemand will ehrenamtlich mitarbeiten

Von Sabine Bader, Starnberg

Um die Kreisverkehrswacht steht es schlecht, sehr schlecht sogar. Ein Übungsgelände für Sicherheitstrainings ist nicht aufzutreiben, die Mitgliederzahl schwindet rasant, die Anzahl der Sponsoren auch und kaum jemand ist noch bereit, sich für den Verein ehrenamtlich zu engagieren. Laut der Vorsitzenden Verena Becht ist es darum auch wahrscheinlich, dass sich der Starnberger Traditionsverein bei der Mitgliederversammlung am kommenden Samstag ganz auflösen wird.

Die Probleme in der Kreisverkehrswacht begannen bereits vor etlichen Jahren. Es gab Ärger um Schulden und unbezahlte Rechnungen. Dann übernahm Becht den Verein und lenkte ihn nach eigenen Angaben finanziell wieder in geordnete Bahnen. Doch dann kam es dicke: Erst stieg der Schriftführer aus, dann zog ihr Stellvertreter nach Rosenheim um. Beide ließen sich, wie sie sagt, zwar noch überreden, das Ganze kommissarisch weiterzumachen, direkt greifbar für sie sind sie aber schon aus räumlichen Gründen kaum noch. Mittlerweile hat auch der Kassier das Handtuch geworfen, so dass sich Becht ziemlich allein auf weiter Flur fühlt. Die Situation ist also auf ganzer Linie fatal. "Ich sehe mich nicht mehr in der Lage, das alles zu stemmen", sagt Becht, die in Dießen überdies eine Fahrschule betreibt. Nachtfahrten bis 0.30 Uhr sind für sie also an der Tagesordnung.

Hinzu kommt noch, dass die Bundeswehr die Maxhof-Kaserne umbaut und damit das Übungsgelände für die Sicherheitstrainings wegfällt. Ein neues Areal ist ebenfalls nicht in Sicht. "Wir haben seit 2013 keinerlei Übungsfahrten mehr abhalten können", sagt Becht. Dabei hatten die Trainings dem Verein zusätzliche Einnahmen verschafft. Überhaupt sind Sponsoren seit Jahren kaum noch zu finden. Die Firmen schauen einfach wesentlich mehr als früher aufs Geld, hat Becht die Erfahrung gemacht. Das ist auch der Grund dafür, dass sich der Verein nicht mehr in der Lage sieht, allen Erstklässlern im Landkreis Leuchtkappen zu spendieren. "Bei 1200 Schülern wären das immerhin 8000 Euro", rechnet Becht vor. Und das sei momentan einfach nicht drin. Ebenso wenig könne man aus finanziellen Gründen auch die Fahrraderziehung für die ersten bis vierten Klassen aufrechterhalten. "Das ist sehr schade", findet die Vereinschefin, denn sie weiß, dass Verkehrserziehung eigentlich schon im Kindergartenalter beginnen müsste.

Kein Wunder also, dass sich Verena Becht, wie sie sagt, ziemlich im Stich gelassen fühlt. Übrigens auch von der Landesverkehrswacht, die die Starnberger derzeit weder mit Rat noch mit Tat unterstütze. Dass sich Landrat Karl Roth und seine beiden Stellvertreter für die Teilnahme an der geplanten Mitgliederversammlung ebenfalls entschuldigen ließen, sei nach ihrer Ansicht bezeichnend.

Die ganze Situation wirkt sich natürlich auf die Anzahl der Mitglieder aus. Waren es zu Zeiten von Vereinschef August E. Mehr noch um die 250 gewesen, so sind es laut Becht jetzt noch knapp 120. In jüngster Zeit hat es, wie sie unumwunden eingesteht, gleich 20 Austritte gegeben. Und von 18 Fahrschulen im Landkreis sind auch nur drei im Verein dabei. "Einfach traurig", wie sie findet.

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