Verkehr:Gefährliches Pflaster

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Viele Radfahrer fühlen sich im Straßenverkehr des Landkreises unsicher, ergibt ein ADFC-Test. Die Aktion Stadtradeln soll Gefahrenstellen aufspüren

Von Carolin Fries, Starnberg

Glaubt man dem Fahrradklima-Test des Allgemeinen deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), dann macht das Radfahren im Landkreis Starnberg kaum Spaß und ist obendrein auch noch gefährlich. Noch viel schlimmer aber ist wohl, dass es immer weniger Menschen zu interessieren scheint, wie es um das Radwegenetz in ihrer Heimat steht. Haben sich deutschlandweit 2016 mehr Bürger an der Bewertung des Fahrradklimas beteiligt (120 000), so waren es im Landkreis Starnberg auffällig weniger als noch 2014. Für Weßling und Herrsching gibt es in diesem Jahr gar kein Ergebnis.

Landrat Karl Roth (links) und der Berger Bürgermeister Rupert Monn (Mitte) unterstützen die Stadtradel-Aktion bereits seit vielen Jahren, wie dieses Bild aus dem Jahr 2012 beweist (Foto: privat)

Lediglich in Starnberg selbst wurden doppelt so viele Bewertungen wie vor zwei Jahren abgegeben, wofür Anton Maier, Sprecher des ADFC-Kreisverbands, die intensive öffentliche Diskussion von Verkehrsthemen verantwortlich macht. Besser allerdings fällt die Bewertung mit einer 4,24 deshalb nicht aus. Das liegt vor allem am "Sicherheitsgefühl der Radfahrer", welches eine glatte Fünf erhielt - ebenso wie die Kategorie "Fahren im Mischverkehr". Besonders fehlender Seitenabstand beim Überholen sowie hohe Fahrgeschwindigkeit und Behinderungen durch den ruhenden Verkehr wurden von Seiten der Radfahrer moniert. Die politische Diskussion in der Kreisstadt dominiere der Kraftverkehr, heißt es - bei den jüngsten Tunneldebatten verwundert das kaum.

Da sieht es in Gilching schon besser aus. Die Boom-Gemeinde ist mit einer Gesamtnote von 4,0 Spitzenreiter im Landkreis. Laut Anton Maier profitiert Gilching noch von seinem Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2009, hat aber dennoch in fast allen Fragen Punkte eingebüßt, insbesondere bei der "Präsenz des Radverkehrs im Ort" und der "Fahrradförderung". Abgestiegen von 3,97 auf 4,24 ist auch Gauting in der Bewertung. Fast alle der 26 Bewertungskategorien wurden in der Würmtalgemeinde schlechter als noch vor zwei Jahren bewertet. Auf die Frage "Wurde in jüngster Zeit viel für den Radverkehr getan?" gab es etwa eine glatte Fünf, mit der Note 4,8 wurde die Breite der Radwege bewertet, eine 4,7 bekam die Führung an Baustellen. Den deutlichsten Abfall aber gab es - ähnlich wie in Starnberg - beim "Fahren im Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen". 2014 gaben die Gautinger hier noch die Note 4,1, im vergangenen Jahr nur noch eine 4,8. "Das Ergebnis ist ein Indiz, wie weit der Weg bis zu einem angenehmen Radeln in Gauting ist", sagt ADFC-Ortsgruppen-Sprecher Hans-Georg Martin. "Das Auto steht viel zu oft im Mittelpunkt."

Da kommt die Aktion "Stadtradeln" des Vereins Klimabündnis gerade recht. Von diesem Sonntag 25. Juni, an sind die Menschen im Landkreis aufgerufen, drei Wochen lang ihre geradelten Kilometer in einem Fahrtenbuch zusammenzutragen ( www.stadtradeln-sta.de). Es geht darum, den Radverkehr in den Fokus zu rücken und als klimaneutrales Verkehrsmittel zu fördern. Deshalb sind Radfahrer aufgefordert, störende oder gar gefährliche Stellen in ihren Gemeinden zu melden ( www.stadtradeln.de/radar), lediglich Berg beteiligt sich nicht an der Rückmelde-Aktion. In Starnberg sind im vergangenen Jahr knapp 130 Meldungen eingegangen, die Hälfte davon allerdings von einer Person, wie Andrea Schmölzer vom Landkreis-Organisationsteam sagt. Knapp 1000 Personen haben sich in der Kreisstadt im vergangenen Jahr am Stadtradeln beteiligt und landkreisweit die meisten Kilometer zusammengetragen. Doch darum gehe es nur am Rande, betont Schmölzer. "Wichtig ist, dass immer mehr Leute mitmachen", sagt sie. "Und dass die Verantwortlichen in den Gemeinden auf die Rückmeldungen reagieren." In diesem Jahr sind bislang 130 Teams angemeldet und insgesamt etwas weniger Aktive als im vergangenen Jahr. Dafür macht Schmölzer die späten Pfingstferien verantwortlich. Sie weiß aus den vergangenen Jahren, dass der Erfolg der Aktion vor allem an das Wetter in den kommenden drei Wochen gekoppelt ist.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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