Verkehr:"Erhebliches Konfliktpotenzial"

Verkehr in Starnberg

Ein gewohntes Bild in der Kreisstadt: der Stau. An diesem Donnerstag diskutiert der Ausschuss Verkehrsentwicklung über eine "ortsnahe Umfahrung".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Projektausschuss Verkehrsentwicklung befasst sich zum letzten Mal vor der Sommerpause erneut mit dem "Verkehrsentwicklungsplan Starnberg". Höhepunkt der Sitzung ist die Präsentation einer "ortsnahen Umfahrung"

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Starnberger "Projektausschuss Verkehrsentwicklung" befasst sich an diesem Donnerstag ein weiteres Mal mit dem Verkehr in Starnberg. Die Sitzung ist vorläufiger Höhepunkt vor der sommerlichen Pause, ehe am Montag, 25. Juli, noch einmal der Stadtrat tagt. Lediglich fünf konkrete Punkte umfasst die Tagesordnung, die zwar allesamt die Überschrift "Verkehrsentwicklungsplan Starnberg" tragen, allerdings höchst unterschiedliche Aspekte zu Starnbergs drängendstem Problem beleuchten. Gleichwohl dürfte die Sitzung in ihrer Komplexität hoffnungslos überfrachtet sein. Neben einer Reihe von Anträgen berät das Gremium zum Abschluss über eine "ortsnahe Umfahrung".

Die Stadtverwaltung hat den Großen Saal der Schlossberghalle für die Sitzung reserviert, was als Indiz dafür gilt, dass die Veranstaltung auf außerordentliches Interesse stoßen könnte. Tatsächlich birgt die Gesamtthematik erheblichen Zündstoff, die nicht allein den Komplex "Tunnel oder Umfahrung", sondern auch Möglichkeiten einer optimierten Verkehrsführung in der Innenstadt betrifft. Fünf der insgesamt neun im Stadtrat vertretenen Fraktionen haben in der Vorwoche beantragt, die Planungen für ein Innenstadtkonzept vorerst zu stoppen. CSU, UWG, SPD, Bürgerliste und Parteifreie wollen eine Vertiefung der Überlegungen aussetzen, bis der Stadtrat grundsätzlich über eine machbare Entlastungsmöglichkeit vom Durchgangsverkehr entschieden hat. Zudem sollen Erkenntnisse zur Entlastungswirkung der Westtangente, die 2018 fertiggestellt sein dürfte, in die weiteren Überlegungen einfließen. Die Grünen halten nichts davon, weil sie eine Verbesserung der innerstädtischen Situation auch ohne Tunnel oder Umfahrung für möglich erachten.

Zum Auftakt der Sitzung will die Verwaltung Ergebnisse einer "Kennzeichenerfassung im Stadtbereich zwischen Hanfelder Straße und Bahnlinie" präsentieren. Danach geht es um Anträge der CSU, die genau wissen möchte, welche Aufträge zu welchen Konditionen bislang an die Firma SHP Ingenieure (Hannover) zur Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans (SEP) vergeben worden sind. Auch die Chronologie zur zögerlichen Freigabe der Wittelsbacherstraße, die zuletzt viel Unmut in der Bevölkerung erzeugt hatte, soll aufgearbeitet werden. Weitere Themen sind die Anregungen aus den Beteiligungsforen, die Untersuchung einer stadteinwärts führenden Einbahnregelung in der Wittelsbacherstraße sowie auf Antrag der UWG eine weitere Bürgerversammlung zum Thema Verkehr.

Höhepunkt der Veranstaltung dürfte die Präsentation einer Vorstudie zur Realisierung einer "ortsnahen Umfahrung" werden: Die niedersächsischen Verkehrsexperten von SHP haben sich mit der Machbarkeit einer Nordost-Trasse befasst und schlagen - wie berichtet - den Bau eines rund 1,4 Kilometer langen Tunnels beziehungsweise einen 600-Meter-Tunnel mit 800 Meter langer Brücke vor. Die zentrale Erkenntnis des Büros ist, dass "bautechnisch machbare Trassierungen in Kombination von geländenaher freier Strecke sowie Brücken- und Tunnelbauwerken entwickelt werden können". Festgestellt wird aber auch, dass "mit den topografischen und insbesondere den naturräumlichen Gegebenheiten ein erhebliches Konfliktpotenzial vorliegt." Zu zentralen Aspekten wie Kosten, Kostenträger oder Realisierungszeitraum findet sich in der 14-seitigen Expertise kein Hinweis. Eine "ortsnahe Umfahrung" hätte laut SHP zwar die größte entlastende Wirkung vom Durchgangsverkehr auf die Kreisstadt. Allerdings dürfte keine der vorgestellten Varianten aufgrund des enormen Aufwands, der exponierten Lage und des hohen Naturverbrauchs aus umwelt- und naturschutzfachlicher Sicht ernsthafte Chancen auf eine Realisierung haben.

Die Sitzung beginnt um 18 Uhr. Wohl auch aufgrund des unerwarteten Andrangs bei der Bürgerversammlung Mitte Juni - seinerzeit stand die umstrittene Verkehrsführung in der Innenstadt im Fokus - hat sich die Stadtverwaltung diesmal für den Großen Saal entschieden.

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