Verkehr:Ausgedünnter Fahrplan als Kompromiss

Gilching: neue MVV Buslinie Express 900

Die Buslinie X 910 soll von Weßling über Gilching und Gauting zur U-Bahnstation beim Klinikum Großhadern führen.

(Foto: Nila Thiel)

Vom Votum der Weßlinger Vertreter im Kreistag hängt die Entscheidung über die Expressbuslinie X 910 ab. Neben dem Kostenfaktor befürchtet die Gemeinde, dass Pendler vom Ammersee dauerhaft Parkplätze am Bahnhof belegen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Weßling

Für den Kraillinger Kreisrat Max Stürzer wird der Bus eine Erfolgsgeschichte. Für den Weßlinger Bürgermeister Michael Muther hingegen ist die Sache noch offen: Er prophezeite Anfang Mai im Kreisausschuss, dass sein Gemeinderat wegen der Kosten die Einführung der Linie ablehnen werde. Wie zu hören ist, hat es aber zwischen Kreisbehörde und Weßlinger Rathaus eine Annäherung bezüglich der Kosten gegeben, die jene Linie zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 möglich machen könnte.

Bei der Linie geht es wieder einmal um den Expressbus X 910, der von Weßling über Gilching und Gauting zur U-Bahnstation Klinikum Großhadern fährt. Damit bindet er alle Gewerbegebiete an, die Fahrt soll er in einer guten halben Stunde. Vor allem die Mitarbeiter am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen werden die Linie begrüßen und davon profitieren. Von Weßling hängt nun ab, ob sie eingeführt wird. Mit Spannung wird daher die Sitzung des Kreistags an diesem Montag erwartet. Dort wird sich zeigen, ob Muther, der ebenfalls Mitglied dieses Gremiums ist, positive Nachrichten im Gepäck hat oder die Sache abwehren will.

Geht es nach der Nachbargemeinde Gilching und nach dem Landratsamt, dann könnten die Busse schon in diesem Dezember fahren. Die Gilchinger haben in der vergangenen Woche dem Expressbus zugestimmt und wollen sich anteilig an den Kosten beteiligen. Die Rechnung schaut so aus: Das voraussichtliche jährliche Defizits von 50 000 Euro wird sich reduzieren, und zwar um 12 000 Euro. Möglich macht es ein Fahrplan, der leicht ausgedünnt wurde: So gibt es von Montag bis Freitag nur zur Hauptverkehrzeit einen 30-Minuten-Takt, samstags zunächst nur einen Stundentakt. Das gilt zumindest für die Testphase der Expresslinie, die im Gilchinger Gebiet drei Haltestelle bedient - zwei an der Friedrichshafener Straße am Flughafen, eine im Gewerbegebiet Süd. Der einzige Makel: Der Schnellbus muss von Oberpfaffenhofen bis Argelsried auf der Autobahn fahren, weil parallel zur A 96 bislang keine Verbindungsstraße zwischen beiden Gewerbegebieten existiert. Diese soll zwar gebaut werden, aber bis dahin muss die Autobahn benutzt werden, was zur Rushhour in der Früh zu Problemen wegen des langen Staus kommen könnte. Dieses Problem sieht man zwar auch im Landratsamt, weist aber auf den sechsspurigen Ausbau dieses Autobahnstücks hin. Gebaut wird bekanntlich schon jetzt.

Für Weßling schaut die Sache anders aus. 67 500 Euro jährlich, so hat Susanne Münster, die Verkehrsmanagerin des Landkreises, ausgerechnet, müsste Weßling zahlen. Allerdings dürfte sich die Summe reduzieren, da der Fahrplan reduziert wurde. Diese Entwicklung könnte die Weßlinger positiver stimmen. Muther hatte aber grundsätzlich gefordert, dass für ihn die kommunale Lastenverteilung gerechter sein müsste. Im Kreistag wird dies noch einmal Thema sein. Die Weßlinger Bedenken haben aber auch verkehrstechnische Aspekte: Die Gemeinde wird von mehreren Buslinien angefahren, was den Platz vor dem Bahnhof noch enger macht. Zudem ist in Weßling Zahlgrenze, sodass viele Pendler vom Ammersee mit ihren Autos die Parkplätze besetzen könnten. Die Expressbahn, die auch noch geplant ist, könnte die Probleme weiter verschärfen.

Auch der Expressbus würde am Bahnhof starten, und dort aus in Richtung Sonderflughafen und Asto-Park fahren. Auslöser für die zweite Expressbuslinie war der Wunsch des Landkreises, wegen der stark steigenden Mitarbeiterzahlen in den Gewerbegebieten rund um Gilching und Weßling den S-Bahnhalt Weichselbaum wieder zu eröffnen. Das wird aber nicht so schnell möglich sein.

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