Verkehr:Ausgebremst

Verkehr: Abgedreht: Die Tempo 30-Schilder sind in mehreren Straßen außer Kraft gesetzt, hier am Pippinplatz.

Abgedreht: Die Tempo 30-Schilder sind in mehreren Straßen außer Kraft gesetzt, hier am Pippinplatz.

(Foto: Arlet Ulfers)

30 oder 50 Stundenkilometer - in Gauting wird erneut um Tempolimits gerungen

Von Michael Berzl, Gauting

Bremsen, Gas geben, bremsen und wieder Gas geben: So geht das in Gauting schon seit zwei Jahrzehnten. Nun geht das Gerangel um Tempolimits in die nächste Runde. Während die Autofahrer auf einige Straßen auf eine Anordnung des Starnberger Landratsamts hin seit Dezember etwas flotter vorankommen, überlegen Verkehrsplaner aus Aachen im Auftrag der Gemeinde gerade, wie sich die Geschwindigkeit wieder drosseln lässt. Über erste Ergebnisse ihrer Arbeit berichten die Fachleute vom Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen (SVK) bei einem Informationsabend am Montag, 16. Januar, im Bürgersaal Bosco. Der Hintergrund: Die Arbeit mit dem sperrigen Titel "Gesamtmobilitätskonzept" ist notwendig als theoretische Grundlage, um erneut Geschwindigkeitsbeschränkungen anordnen und vor Gericht auch verteidigen zu können.

Da die Arbeit an diesem Konzept so lange dauert, sind zumindest vorläufig auf mehreren Straßen wieder 50 Kilometer pro Stunde erlaubt, die 30-kmh-Schilder wurden einfach umgedreht. Das gilt nach einer Mitteilung der Gemeinde für die Buchendorfer Straße, Bahnhofstraße und Bahnhofplatz, Pippinplatz und einen Teil der Schrimpfstraße. Vergeblich hatte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger die Regierung von Oberbayern um Aufschub gebeten, um dort die Beschränkung Tempo 30 per Übergangsregelung beizubehalten.

Das Büro Kaulen mit Hauptsitz in Aachen und einem Büro in München ist seit dem vergangenen Sommer damit beschäftigt, die Situation von Autofahrern, Radlern und Fußgängern im Ort zu untersuchen. Die Fachleute schauen sich an, wo die Verkehrsverbindungen verlaufen, wo es Probleme gibt und wo etwas verbessert werden könnte. Sie können dabei auf eine üppige Datenbasis zurückgreifen, denn Gauting hat schon viele Verkehrsexperten um Rat gebeten. Doch die Rathausverwaltung erwartet sich diesmal eher als in der Vergangenheit konkrete Verbesserungsvorschläge.

Das ist auch notwendig, denn in den Augen übergeordneter Behörden reicht es nicht, einfach nur Schilder aufzustellen, um Autofahrer dazu zu zwingen, langsamer zu fahren. Diese Erfahrung hat die Gemeinde schon mehrfach gemacht und schon einige Niederlagen vor Gericht kassiert. Nun sollen die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden. Um Limits durchsetzen zu können, sind in manchen Fällen aber auch Umbauten notwendig, weiß Rainer Härta, der Leiter der Bauverwaltung im Rathaus. Das könne manchmal auch mit einfachen Mitteln zu bewerkstelligen sein und müsse nicht zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden werden. Tempo 30 ist nach seinen Worten ein Punkt in dem Verkehrskonzept, aber nicht der einzige. Die Untersuchung könnte beispielsweise auch Vorschläge liefern, wo neue Radwege angelegt oder Fußgängerverbindungen verbessert werden könnten.

Bei der ersten Bürgerinformation, zu der die Gemeinde öffentlich einlädt, geht es laut Härta zunächst darum, den Bestand darzustellen. Als Referenten sind Büroleiter Ralf Kaulen und sein Kollege Christian Booß angekündigt. Bei einem zweiten Infoabend Anfang Mai wird es dann konkreter; der genaue Termin steht noch nicht fest. Zwischendrin soll das Fachbüro seine Erkenntnisse auch den Gemeinderäten präsentieren. Gelegenheit zur Diskussion soll es aber auch am 16. Januar schon geben. Denn das Thema Tempo 30 ist in Gauting durchaus umstritten; die notorischen Kläger sind nicht die einzigen, die sich gegen die Geschwindigkeitsbeschränkungen wehren. Es wurden auch schon Unterschriften gegen die Tempolimits gesammelt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: