Vegan essen:Aus dem Suppentopf

Vegan essen: Joachim Schwarz (l.) und Timo Kreuzer verkaufen mit ihrer Firma mit Sitz in Unterbrunn Suppen, Eintöpfe und Currys aus dem Glas. Dafür verwenden sie am liebsten Zutaten aus der Region.

Joachim Schwarz (l.) und Timo Kreuzer verkaufen mit ihrer Firma mit Sitz in Unterbrunn Suppen, Eintöpfe und Currys aus dem Glas. Dafür verwenden sie am liebsten Zutaten aus der Region.

(Foto: Arlet Ulfers)
  • Bereits vor zehn Jahren haben sich die Männer der fleischlosen Kost ohne tierisches Protein verschrieben.
  • Ihre Suppen, Currys und Eintöpfe verkaufen sie im Glas.
  • Statt Zucker verfeinern sie ihre Speisen mit Agavendicksaft.

Von Astrid Becker, Unterbrunn

Wer zum ersten Mal den Hof hinter dem Gasthof Böck in Unterbrunn betritt, dürfte ins Staunen geraten. Dort, wo der ortsunkundige Gast wohl eher die Parkplätze für die Traditionswirtschaft vermutet, fällt der Blick auf die Firmenschilder des Nachbargebäudes. Sie verraten sofort, um was sich hier alles dreht. Ums Essen. Zwischen "Schmidts Ammersee Catering" und "Edenfood", einem Hersteller hochwertigen Hundefutters, geht es ganz um vegane Kost. Um Linsensuppen etwa, indische Daals oder "Chili non Carne".

Seit genau zehn Jahren haben sich Timo Kreuzer und Joachim Schwarz schon dem Trend zu fleischloser Kost, die ganz ohne tierisches Protein auskommt, verschrieben - und das ganz ohne jeglichen Hang zu ideologischem Gedankengut. Denn weder Kreuzer noch Schwarz sind selbst Vegetarier, nicht einmal Veganer. Aber sie haben diese Art der Küche als "sportliche Herausforderung" empfunden und sie bereits vor vielen Jahren als Köche im einst ersten veganen Restaurant Zerwirk in München praktiziert. 2007 haben sich die beiden Männer aus Weilheim und München mit ihrer eigenen Firma "Jooti" selbstständig gemacht, zunächst in Wolfratshausen. Ihr Ziel war es, mit gesundem Fastfood den Markt zu erobern.

Vor fünf Jahren sind sie mit dieser Idee vom Loisachufer in den ehemaligen Ochsenstall in Unterbrunn gezogen. Schon damals zeichnete sich ab, dass ihre Idee nach etwas zähen Anfängen langsam, aber sicher Früchte tragen würde. Biozertifiziert sind ihre Suppen, Eintöpfe und Gerichte und mittlerweile auch in vielen Supermärkten zu finden - sogar im Norden Deutschlands. Dennoch verstehen sich die beiden noch immer auch als Unternehmer der Region. Da ist zum Beispiel die Sache mit den speziellen Suppen aus krummen, nicht für den normalen Handel bestimmten Gemüse, die sie seit 2015 für die Solidargemeinschaft "Unser Land" zubereiten. Ein Jahr lang haben sie an den Rezepten herumgefeilt, die ganz ohne Geschmacksverstärker, Hefeextrakt und Konservierungsstoffe auskommen und bei denen nur Zutaten aus der Region verwendet werden sollten. Ganz so streng ging es am Ende dann doch nicht zu: Allein Ingwer, Pfeffer und Curry wachsen hierzulande nun einmal nicht.

Nun haben die beiden Köche ihr Sortiment weiter vergrößert. Sogar Fleisch findet sich mittlerweile in ein paar ihrer Produkte: "Wir haben immer gesagt, dass wir das nicht dogmatisch sehen", sagen sie selbst dazu. Denn ein Wagnis dürfte es sein, treuer und von veganer Kost überzeugter Kundschaft mit dem Hinweis entgegenzutreten, sich auch tierischen Produkten nicht mehr zu versperren. Kreuzer und Schwarz war dies wohl bewusst. Deshalb entschieden sie sich, dieser Art von Gerichten einen eigenen Namen zu verpassen und das komplette Verpackungsdesign völlig zu verändern - zumal sie mit dieser Strategie bereits im veganen Sektor gute Erfahrungen gemacht haben. Denn genau genommen, gibt es mittlerweile drei verschiedene Linien. "Jooti" zum Beispiel, - wenn man so will der Anfang von allem-, firmiert unter diesem Namen meist in 450-Milliliter-Bechern und wird in Bio- oder Naturkostläden angeboten. Allerdings beschreiten Kreuzer und Schwarz hier neuerdings auch andere Wege - und zwar mit veganen Currys, die es in drei Varianten gibt: Thai, Saté und India. Diese Gerichte sind echte Konserven, also länger haltbar und nicht in Bechern verpackt, sondern im Glas. Das dürfte gerade für diejenigen ein Gewinn sein, die sich bislang an der Kunststoffverpackung gestört haben - und die Gläser nun auch, beispielsweise für Marmelade oder selbsteingelegtes Gemüse, wiederverwerten können.

Dann wäre da noch "Potpure", was mittlerweile in konventionellen Supermärkten in den Kühlregalen zu finden ist. Hinter diesem Namen verbergen sich Bio-Fertigsuppen aus Paprika und Orange, Karotte und Ingwer oder auch Kürbis und Kokos. Insgesamt fünf verschiedenen Suppen plus fünf Eintöpfe, aus Linsen etwa oder aus Kartoffeln, sowie für verschiedene Salate, wie zum Beispiel Taboulé oder Couscous-Salat, haben die beiden Köche dafür kreiert. "Wir fanden es nicht passend, dieselben Gerichte im Bioladen wie im Supermarkt anzubieten", sagen sie. Für den konventionellen Handel, so ihre Überzeugung, müsse etwas anderes her als für den Öko-Naturkostshop, schließlich sei beides philosophisch anders ausgerichtet - selbst, wenn Bioprodukte mittlerweile längst ins Standardsortiment jeglichen Lebensmitteleinzelhandels gehören.

Bio - das sind demnach auch die Fertiggerichte, die Kreuzer und Schwarz für den normalen Handel produzieren. Aus einem einfachen Grund: Wenn sie schon nicht zu den Vollblutveganern zählen, "Bio" entspricht zu hundert Prozent ihrer Überzeugung. Das gilt auch für das Thema "Fleisch", dem sie nun in ihrer neuen Produktlinie "Juhu Pause" Rechnung tragen. Auch hier würde man beim Anblick dieser Produkte kaum auf die Idee kommen, dass auch sie aus dem Hause Jooti stammen - allein die Größe der Becher weicht komplett von der bisherigen Firmennorm ab. Während die veganen Gerichte in 450 Millimeter-Becher gefüllt werden, landen die Gulaschsuppe Wiener Art oder das Chicken Tikka Masala in 380 Gramm-Becher. Auch sonst sie auf den ersten Blick nicht als Produkte von Jooti erkennbar - weder in der Farbgebung noch in den Schriftarten, die hier zum Einsatz kommen. Eines allerdings gehört auch hier zum Konzept: Die Gerichte schmecken fast wie selbst gekocht, frisch und gesund. Statt raffiniertem Zucker wurde auch hier nur Agavendicksaft zur Abrundung der Speisen verwendet - was zwar teurer ist, aber als bekömmlicher gilt. Und das verwendete Fleisch stammt aus der Region. Genauer gesagt aus der Gräfelfinger Biometzgerei Pichler.

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