Utting:Wohnraum für Normalverdiener

Der Vertrag für den vormaligen Schmucker-Hof ist abgeschlossen: Die Gemeinde Utting erwirbt für 4,5 Millionen Euro landwirtschaftliche Flächen sowie ein Immobilienpaket mit Grundstücken im Zentrum für den sozialen Wohnungsbau

Von Armin Greune, Utting

Die Gemeinde wird Großgrundbesitzer: Der Kaufvertrag für die sogenannten Schmucker-Grundstücke ist unterzeichnet. Nun haben nur noch das Amt für Landwirtschaft und die Naturschutzbehörden unter bestimmten Umständen ein Einspruchsrecht, private Interessenten können das Geschäft nicht mehr gefährden. Das Immobilienpaket für rund 4,5 Millionen Euro umfasst mehr als 20 Hektar; der Großteil der Flächen ist vor längerer Zeit einmal landwirtschaftlich genutzt worden.

Entscheidend aus Uttinger Sicht aber ist das etwa 3,3 Hektar große Areal in der Ortsmitte zwischen Landsberger, Schondorfer und Hechenwanger Straße. Nachdem im März 2012 Maschinenhalle und Tenne des Bauernhofs an der Schondorfer Straße ausbrannten, rückte das Quartier in den Fokus privater und öffentlicher Interessenten. Weil dafür bereits einige Bauanträge im Gemeinderat vorlagen, beschloss das Gremium im Mai 2015 eine Vorkaufssatzung zu erlassen. Utting will so die 1,5 Hektar große Grünfläche im Kern des Quartiers vor der Zersiedelung bewahren - aber auch auf einem Teil der Grundstücke Häuser und Geschosswohnungen für Normalverdiener realisieren. Für einen sozial orientierten Wohnungsbau darf die Gemeinde mit staatlichen Zuschüssen rechnen, selbst der Grundstückskauf könnte mit bis zu 30 Prozent gefördert werden. Deshalb hatte man vorsorglich einen Antrag auf vorzeitige Baugenehmigung gestellt, der von der Regierung auch genehmigt worden ist.

Man wolle aber bei der künftigen Nutzung "keineswegs nur auf Förderprogramme abzielen", sagte Bürgermeister Josef Lutzenberger: Zunächst soll eine Arbeitsgruppe des Gemeinderats gemeinsam mit Architekten Vorschläge für die Entwicklung des Areals zusammenstellen, die dann mit Gemeinderat und den Bürgern abgestimmt werden. Weil die 20 Erben des "Schmuckerhofs" einen Investor gefunden hatten, der nicht nur die 1,3 Hektar in der Ortsmitte, sondern den gesamten Besitz kaufen wollte, entschied der Gemeinderat vor vier Monaten den Erwerb aller Grundstücke. Der Investor ist mittlerweile vom Kaufvertrag zurückgetreten.

Im Paket ist noch eine Fläche außerhalb des zentralen Quartiers enthalten, für die Baurecht besteht: Die 1860 Quadratmeter große Parzelle soll eventuell veräußert werden, um die Investition teilweise zu finanzieren. Die landwirtschaftlichen Flächen wolle man bevorzugt örtlichen Bauern zum Kauf oder zur Pacht anbieten: "Da ist freilich schon ein bisserl Aufwand nötig, sie zu rekultivieren", sagt Lutzenberger. Eine weitere Option wäre, dass die Gemeinde Flächen für ihr Ökokonto vorhält, um darauf naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen für Bauvorhaben zu veranlassen. Und schließlich könnten Grundstücke als Tauschpfand dienen, falls sich die Gemeinde für andere Wiesen oder Äcker interessiert, meint der Bürgermeister: "Flächen sind ja gerade sehr gesucht, ich denke, da haben wir sicher nichts falsch gemacht."

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