Utting:Wetterfeste Truppe

'Der Kobold' tobt auf der Uttinger Seebühne

Nasse Füße holte sich Ruben Hagspiel als Kobold, bevor er zum Gesangsduo mit der angebeteten Thekla (Claudia Mabell) auf die Seebühne durfte.

(Foto: fxf)

Die Uttinger Seebühne trotzt dem durchwachsenen Sommerwetter und spielt auch bei Dauerregen

Von Armin Greune, Utting

Was den Publikumszuspruch betrifft, war 2016 eher eine mäßige Saison für die Uttinger Seebühne. Waren es im Vorjahr noch fast 5000 Zuschauer, die Aristophanes' "Plutos - der Reichtum" zur Spielstätte im Summerpark lockten, erreichte Nestroys "Kobold" heuer nur mehr 4100. "Wenn das Wetter oder die App dazu nur ein bisschen zweifelhaft ist, kommen die Leute einfach nicht mehr", hat Florian Münzer, Initiator und Intendant der Seebühne, beobachtet.

Denn so miserabel waren die klimatischen Bedingungen in den beiden letzten Juliwochen und der ersten Augustwoche auch wieder nicht. Von 20 angesetzten Vorstellungen musste nur eine wegen Dauerregens abgesetzt werden.

An einem weiteren Abend gab das Ensemble erst nach zähem Widerstand "in der Schlussgeraden" nach, erinnert sich Münzer: Gegen Ende des zweiten Akts hatten sich die Schauer zu einem stetigen Strom von oben verdichtet. Doch Hauptdarsteller Karl Wilhelm kämpfte sich ebenso eisern weiter durch seinen Monolog, wie eine Handvoll wasserfester Zuschauer auf den Rängen verharrte. Schließlich ging Münzer doch auf die Bühne und tippte Wilhelm auf die klatschnasse Schulter: "Man hat im Regen ja kaum mehr etwas verstanden - doch er meinte erst bloß, er sei noch nicht fertig."

Auch das Wasser von unten spielte der Seebühne in der zurückliegenden Saison einen Streich. Der Spiegel des Ammersee stieg zwischenzeitlich so an, dass die untere, für die Zuschauer nicht einsehbare Bühne überspült war. Dort musste sich ein Teil der Darsteller zehn Minuten lang verborgen halten, bis sie wieder zum Geschehen nach oben gehievt wurden. "Während die meisten Schauspieler mit Wathosen ausgestattet waren, war das Koboldkostüm von Ruben Hagspiel nicht auf Hochwasser eingestellt", erzählt Münzer: "Da erschien er kurzerhand barfuß und mit hochgekrempelter Hose auf der Bühne."

Selbst wenn "der Publikumszuspruch besser sein hätte können", kam die Seebühne 2016 finanziell noch gerade so über die Runden: "Das Budget lag bei 75 000 Euro, die Bilanz schließt mit plus, minus Null". sagt Münzer. Das war nicht immer so: In den nassen Sommern 2010 und 2011 fiel ein Drittel der Vorstellungen ins Wasser, und der Schuldenberg der Seebühne stieg bis auf 30 000 Euro an.

Damals gingen etwa 14 000 Euro Spenden aus der Bevölkerung ein, um die nächste Produktion sicher zu stellen. Seitdem war der Seebühne das Glück hold, und sie konnte ihr Grundkapital stets ein wenig aufstocken - am besten lief es 2013, als 5200 Zuschauer zu den 20 Vorstellungen strömten.

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