Utting:Utting will selbst bauen

Schmucker-Areal: Gemeinde lässt Mietwohnungsbau planen

Von Armin Greune, Utting

Erst Großgrundbesitzer, nun auch noch Bauherr: Auf dem von ihr erworbenen "Schmucker"-Areal will die Gemeinde in eigener Regie Wohnblocks errichten lassen. Mit der 11 600 Quadratmeter großen Fläche zwischen den Häuserreihen an Landsberger und Hechenwanger Straße soll freilich nicht maximaler Profit, sondern Lebensraum für einkommensschwächere Bürger geschaffen werden. Um aber den Bau finanzieren zu können, verkauft die Gemeinde vier andere Grundstücke zu marktüblichen Preisen.

Uttings Immobilien-Coup stand am Donnerstag im Mittelpunkt der diesjährigen Bürgerversammlung. Im Juli hatte die Gemeinde einen Vorverkaufsvertrag abgeschlossen, der ihr für 4,51 Millionen Euro mehr als 20 Hektar Grund aus dem Schmucker-Nachlass einbrachte. Ein Großteil davon sind landwirtschaftliche Flächen; für die Ortsentwicklung sind nur die Flurstücke interessant, die innerhalb des von Landsberger, Hechenwanger und Schondorfer Straße umgrenzten, großen Areal von 4,25 Hektar liegen. 1,16 Hektar davon im zentralen und westlichen Bereich des Quartiers sind noch mit Bäumen bestandene Wiese und könnten dem kommunalen Wohnbau dienen.

Der Wiederverkauf etwa als Einheimischenbauland sei allerdings ausgeschlossen: Das würde der Vorkaufssatzung widersprechen, mit der die Gemeinde an das Immobilienpaket gelangt ist, erklärte Bürgermeister Josef Lutzenberger. Die Satzung wird einerseits mit der Steuerung der städtebaulichen Entwicklung begründet, zum anderen aber auch mit dem mangelnden Wohnraum für Senioren oder junge Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen im Ort. Daher wären allenfalls Erbbaurechtsverträge oder ein Genossenschaftsmodell mit dem Vorkaufsrecht zu vereinbaren, sagte Lutzenberger. Der Gemeinderat habe aber stattdessen nach fünf Vorberatungen der "Schmucker-AG" die Option gewählt, selbst als Bauherr aufzutreten. Hauptgrund sei das für Utting "einmalig günstige" kommunale Wohnförderprogramm des Freistaats: Demnach werden 30 Prozent der Bau- und Grundstückskosten "geschenkt", 60 Prozent sind mit zinsgünstigen Darlehen gedeckt. Und der Flächenerwerb werde zum Marktwert angerechnet - nicht zum wesentlich niedrigeren Preis, den Utting tatsächlich gezahlt habe, sagte der Bürgermeister.

Im kommenden Jahr werde der Regionale Planungsverband die "Leitplanken" für die Bebauung des Schmucker-Areals erarbeiten, die im Gemeinderat und unter Bürgerbeteiligung abgestimmt werden. Nach europaweiter Ausschreibung sollen maximal fünf Büros zu einem Realisierungswettbewerb eingeladen werden. "Es wird Geschosswohnungsbau, keine Bungalows", sagt Lutzenberger: Ihm sei klar, "dass die Anlieger nicht begeistert sein werden". Um die Baukosten zu finanzieren, verkauft Utting ein 1860 Quadratmeter großes Baugrundstück aus dem Schmucker-Paket, das außerhalb des Satzungsbereichs liegt. Um es besser nutzen zu können, wird der Bebauungsplan geändert: Die Häuser an der Nordseite müssen künftig nur mehr zehn statt bisher 20 Meter Abstand zur Landsberger Straße einhalten. Außerdem veräußert die Gemeinde drei Baugrundstücke an der Dyckerhoffstraße, auf denen bisher der kommunale Jugendtreff stand. Nächste Woche würden die etwa 500 Quadratmeter großen Parzellen im Internetportal Immoscout angeboten, kündigte Lutzenberger an. Interessenten für die seit etwa 20 Jahren brach liegenden landwirtschaftlichen Flächen aus dem Nachlass sollten sich hingegen ans Rathaus wenden.

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