Utting:Optimistischer Investor

Trotz heftigen Widerstands soll am Ammersee ein Geothermieprojekt weiter verfolgt werden.

Armin Greune

Seit Monaten machen Landwirte und Anlieger gegen das geplante Geothermiekraftwerk in der Rupertsau vor Utting Stimmung. Bei allen bisherigen Informationsveranstaltungen gaben die Bedenkenträger den Ton an, zur Bürgerversammlung wurden vergangene Woche Flugblätter verteilt, in denen dem Investor "Geoenergie Bayern" undurchsichtige Strukturen und Subventionsrittertum unterstellt wurden. Nun hat die Firma reagiert und am Montag in einem Grundsatzgespräch mit der Presse Stellung bezogen. "Um Druck in der Bevölkerung aufzubauen, wird die Debatte von bestimmten Kreisen sehr emotional geführt", sagt Bernhard Gubo. Dennoch ist der "Geoenergie"-Geschäftsführer nach wie vor "sehr optimistisch gestimmt". Der Bohrplatz nahe des Reichhofs verspreche optimale Voraussetzungen, weil entlang der sogenannten Entrachinger Störung ausgedehnte, mit Thermalwasser gefüllte Hohlräume zu erwarten sind. Gubo rechnet mit einer Förderung von 150 Litern/Sekunde, die seine Firma an Ort und Stelle in einem Kraftwerk zur Stromerzeugung nutzen will. Die Restwärme würde "Geoenergie" auf eigene Kosten bis zu einem Übergabepunkt im Gewerbegebiet oder am Sportplatz leiten. Von dort könnte ein Nahwärmenetz unter kommunaler Regie aufgebaut werden, "Geoenergie" wäre bereit, die Gemeinde bei der Suche nach Mitinvestoren zu unterstützen. An der Projektgesellschaft zur Stromerzeugung in Utting strebt die Firma eine 50-prozentige Beteiligung an: "Wir sind noch offen für andere Investoren", sagt Gubo, auch die Stadtwerke Landsberg hätten Interesse signalisiert. "Geoenergie" selbst wird vor allem von britischen Privatleuten und einem Londoner "Blue Crest"-Mischfonds finanziert, da in Deutschland kein Kapital aufzutreiben war: "Wir sind froh, Geldgeber gefunden zu haben, die in diesem Hochrisikobereich investieren." Das Geothermieprojekt in Sauerlach musste Gubo wegen mangelnder Finanzen vor Beginn der Bohrung an die Stadtwerke München verkaufen. In Utting rechnet er für die etwa neun Monate währende Bohrung mit 15 Millionen Euro Kosten und einem Strombedarf von fünf Megawattstunden. Der Geograf lässt im Übrigen keinen Zweifel daran, seit 17 Jahren Überzeugungstäter in Sachen regenerativer Energien zu sein: Mit seiner Firma "Aufwind" habe er bereits 20 Projekte mit Windkraft- und fünf mit Biogasanlagen betreut, ehe er 2007 die Tiefengeothermie anvisierte. Ihre Vorteile seien vor allem der Beitrag zur Grundlastversorgung und der geringe Flächenverbrauch. Ein Nachteil gegenüber anderen regenerativen Quellen sei der hohe Eigenenergiebedarf der Geothermie: Rund 50 Prozent des produzierten Stroms werden für den Betrieb benötigt und aus herkömmlicher Erzeugung bezogen (Kommentar).

Utting: Sauerlach:  Geothermie mit Stadtwerke Foto: Claus Schunk

Sauerlach: Geothermie mit Stadtwerke Foto: Claus Schunk

(Foto: lks)
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