Utting:Nah am Wasser gebaut

Utting: Spatenstich Hochwasserfreilegung BA1

Gemeinsam wird der Spatenstich für die Hochwasserbecken des Uttinger Mühlbachs gesetzt.

(Foto: Armin Greune)

Nach mehr als zwölf Jahren wird mit der Hochwasserfreilegung für Utting begonnen. Oberhalb des Orts sollen zwei Rückhaltebecken bei Starkregen die Fluten des Mühlbachs bändigen

Von Armin Greune, Utting

Ein Spatenstich für einen Tiefbau Ende November kann nur als ein symbolischer Akt verstanden werden. Und so war es auch am Mittwoch südlich des Uttinger Sportplatzes an der Auraystraße: Vertreter der Gemeinde, des Wasserwirtschaftsamtes, sowie der planenden und ausführenden Firmen kamen zusammen, um den Baubeginn für die Hochwasserfreilegung am Mühlbach zu feiern - das finanziell wie flächenmäßig größte Projekt der Gemeinde seit Langem.

2,5 Millionen Euro inklusive Nebenkosten wird das in zwei Bauphasen geplante Projekt erfordern. Am Ende der ersten Phase werden bei Starkregen zwei Becken mit einer Fläche von insgesamt 2,4 Hektar 35 000 Kubikmeter Wasser fassen. Das reicht, um bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis die Fluten zwei Stunden lang abzufangen, bevor die Staudämme den Überschuss kontrolliert abfließen lassen. Wenn kein Wasser von oben mehr nachfolgt, sind die Becken dann innerhalb von acht Stunden geleert.

Die Belastbarkeit der Konstruktion selbst ist sogar für Wassermassen ausgelegt, die - nach derzeitigem Kenntnisstand - statistisch nur einmal in 5000 Jahren zu erwarten sind. "Der Damm kann nicht brechen", betont Planer Volker Wittke. Das scheint auch topografisch gesehen dringend erforderlich, denn der Steinmetzbetrieb Widemann grenzt direkt unterhalb des größeren, unteren Flutbeckens an. Es soll bis zu 25 Millionen Liter Wasser fassen und nimmt eine Fläche von 1,7 Hektar ein - drei Mal so viel wie der Fußballplatz oberhalb der Baustelle. Für das obere Becken östlich des Reichhofs mit 10 Millionen Liter Volumen hat die Gemeinde noch immer nicht den Grund erwerben können - aber vom Eigentümer die Bauererlaubnis erhalten. Ihr Placet zum vorzeitigen Baubeginn musste auch die Bezirksregierung geben, denn der Staat wird mit bis zu 65 Prozent den größten Teil der Baukosten bestreiten. Diesen von 45 Prozent erhöhten Zuschusssatz darf Utting allerdings nur erwarten, wenn in einer zweiten Bauphase eine ökologische Verbesserung in Form einer Fischaufstiegshilfe realisiert wird. Dies hatte der Gemeinderat im Sommer beschlossen und dafür 456 000 Euro eingerechnet. Untersuchungen hatten ergeben, dass unter anderem Seeforellen, Mühlkoppen und Edelkrebse im Mühlbach leben.

Die langwierigen Verhandlungen mit den Immobilieneigentümern sind nur ein Grund, warum die Entstehungsgeschichte des Baus schon 13 Jahre umfasst: Nicht beim legendären Pfingsthochwasser 1999, sondern bei lokal eng begrenzten Starkregen 2001 und 2002 trat der Mühlbach im Uttinger Ortsgebiet über die Ufer. Erst wurde das Bachbett dort saniert, dann nahm Wittkes Büro insgesamt sieben potenzielle Rückhaltebecken weiter oberhalb unter die Lupe. 2009 entschied sich der Gemeinderat für die beiden Dämme am Sportplatz und am Reichhof als wirtschaftlichste Lösung. Durch die Verzögerungen ging der Gemeinde Geld verloren: Bis Ende 2010 betrug der Fördersatz noch 75 Prozent.

Über den Winter wird der Dammbau ruhen, heuer werden nur noch Vorarbeiten zur Baustellenerschließung und Rodungen erledigt. Von März bis Juni sollen dann Betonarbeiten und Dammaufschüttungen parallel erfolgen. Mit dem Ende des ersten Bauabschnitts wird im August gerechnet. Von da an ist Utting für ein hundertjähriges Hochwasserereignis gerüstet - nach neuerer Rechnung, denn seit dem Pfingsthochwasser wurde dieser Richtwert angesichts des Klimawandels um 15 Prozent erhöht. Wann es mit der Fischtreppe weiter geht, ist offen: Auch da sind noch Verhandlungen über den Grunderwerb im Gange.

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