Utting:Erst Banker, dann Pfarrer

Evangelisches Pfarrerehepaar in Utting; Evangelische Kirchengemeinde Utting

Die neuen Hausherren in der einzigen Holzknüppelkirche in Bayern: Alexandra und Jochen Eberhardt werden in Utting feierlich ins Amt eingeführt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Alexandra und Jochen Eberhardt sind nun Seelsorger in Utting

Von armin greune, Utting

"Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren", sagt Alexandra Eberhardt lachend. Der alte Schlagertitel trifft auf sie und ihren Mann tatsächlich zu: Das neue Uttinger Pfarrerspaar hat sich beim Theologiestudium am Neckar kennengelernt. Da hatte Jochen Eberhardt schon eine Berufslaufbahn hinter sich: Als gelernter Bankkaufmann holte er am Abendgymnasium das Abitur nach. Ihre Ordination feierte das Paar 2002 zusammen. 13 Jahre waren die Eberhardts Pfarrer in Höchstädt an der Donau, bevor sie sich nun die Uttinger Stelle teilen. Gemeinsam mit Christoph Jokisch und Dirk Wnendt sind sie für 4500 Gläubige am Ammerseewestufer zwischen Windach und Dießen zuständig. An diesem n Sonntag wird das Paar um 14 Uhr in der Uttinger Christuskirche in ihr Amt eingeführt: Den feierlichen Gottesdienst leitet Dekan Axel Piper, die Eberhardts werden sich mit einer Dialogpredigt vorstellen, der Gospelchor Sing & Joy singt.

Die Eberhardts hatten sich auf die Ausschreibung hin an den Ammersee beworben - die Zeit für einen Wechsel schien auch deswegen günstig, weil ihre sieben und elf Jahre alten Söhne noch nicht in der Pubertät stehen. "Auf dem Weg in den Skiurlaub haben wir uns Utting inkognito angeschaut", erzählt Alexandra Eberhardt. Die einzige Holzknüppelkirche Bayerns hinterließ einen guten Eindruck: "Eine flexible Kirche, in der man auch fröhliche Gottesdienste feiern kann", urteilt sie. Auch ihrem Mann gefällt, das sich das Gotteshaus heiter und ohne düstere Elemente präsentiert. Jochen Eberhardt schätzt auch durchaus die Diaspora - also die Tatsache, dass die Evangelischen die religiöse Minderheit am Ammersee sind: "Dort wird die Tradition nicht so streng ausgelegt und es fällt leichter, etwas neu zu gestalten. Und eine von Zuzügen geprägte Gemeinde ist vielseitiger, ihr Horizont reicht oft weiter", findet er. Mit ihrem katholischen Kollegen in Utting, Monsignore Heinrich Weiß, hatten die beiden schon freundlichen Kontakt, er will auch zur Einführung kommen.

Im Gegensatz zur katholischen Kirche wird der evangelischen Gemeinde ein Mitspracherecht bei der Besetzung einer Pfarrstelle eingeräumt: Im Wechsel mit dem Landeskirchenrat darf der demokratisch gewählte Kirchenvorstand jedes zweite Mal aus drei vom Kirchenrat vorgeschlagenen Bewerbern den Pfarrer bestimmen. Die Entscheidung des Vorstands erfuhren die Eberhardts noch am späten Abend des 17. Juni. Schon beim Sommerfest waren sie in Utting zu Gast, sie fühlen sich in Utting sehr freundlich aufgenommen.

Seitdem sie im Pfarrhaus eingezogen sind, seien "viele nette Menschen einfach vor der Tür gestanden und haben uns besucht", sagt Alexandra Eberhardt, die sich "schon sehr auf die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern freut." Sie will aber auch "Menschen begleiten, die einen Zugang zum Glauben und zur Kirche suchen". Am Ammersee gefällt es ihnen sehr, aber natürlich haben sie an der Donau "ein Stück Heimat und wunderbare Menschen zurückgelassen". Offenbar hängen umgekehrt auch die Höchstädter an ihren Pfarrern: Sie haben schon einen Bus gechartert, um den Einführungsgottesdienst in Utting mitzuerleben.

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