Utting:Ein Garten wie anno dazumal

Für die authentische Gestaltung des Gartens der Gasteiger-Villa werden seltene Blumen nachgezüchtet

Alexandra Krug

Ausstellung im Künstlerhaus Gasteiger

Ausstellung im Künstlerhaus Gasteiger Utting-Holzhausen Eine neue Ausstellung im Gasteiger-Haus wird hier präsentiert von Thomas Marr, Oberkonservator der Schlösser- und Seenverwaltung.

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Bunte Blumenstauden in fröhlichen Farben, Mädchenauge, Mohn, Dahlien, Astern und Phlox würden den Garten des Künstlerhauses Gasteiger in Holzhausen bereits zieren, wenn nicht noch eine Schneeschicht die Beete bedeckte. Zum Start der Sommersaison hat die Schlösserverwaltung schon viele Vorbereitungen getroffen. Um den ehemaligen Sommersitz des Künstlerehepaares Mathias und Anna Sophie Gasteiger authentisch zu gestalten, hat sich Gabriele Ehberger, Referentin in der Gartenabteilung, auf die Suche nach historischen Blumen gemacht.

Vorlage für diese Unternehmung waren die zahlreichen Stillleben, die Anna Gasteiger von ihren Blumenanlagen angefertigt hatte. "Wir legen großen Wert darauf, dass hier nur Blumen gepflanzt werden, die zur damaligen Zeit üblich waren und die das Ehepaar wohl auch im Garten hatte", erklärt Ehberger. Keine leichte Aufgabe, zumal viele Blumenarten gar nicht mehr erhältlich sind und extra für das Künstlerhaus nachgezüchtet werden müssen. Aber durch Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen werden nun bald 250 neue Blumen aus 15 verschiedenen Arten rund um das Haus erblühen. Diese sind in Farbe und Höhe aufeinander abgestimmt.

"Seit wir das Künstlerhaus betreuen haben, wir immer danach getrachtet, viele und auch seltene Blumen zu bekommen", erinnert sich auch Johann Hensel, der Seeverwalter der Bayrischen Schlösserverwaltung. Damit die Freude über die neuen Blumen nicht von zu kurzer Dauer ist, "haben wir darauf geachtet, dass das ganze Jahr über etwas blüht", freut sich Ehberger. Das kleine, gemütliche Künstlerhaus mit dem malerisch-romantischen Garten direkt am See, ist nicht nur wegen der Blumenpracht auch bei Brautpaaren sehr beliebt. Im vergangenen Jahr wurden in Utting 143 Ehen geschlossen, 137 davon im Künstlerhaus Gasteiger, weiß die Leiterin des Standesamtes, Claudia Breier, zu berichten. Dabei kommen die Brautpaare bei weitem nicht nur aus Utting. "Amerika ist stark vertreten, also Paare aus Texas und Alabama. Aber auch Eheleute aus Japan hatten wir schon mal dabei", weiß Breier. "Für dieses Jahr sind 118 Termine schon gebucht." Dass Eheschließungen besonders wichtig sind, davon ist Johann Hensel überzeugt: "Das Leben im Künstlerhaus Gasteiger ist geprägt von diesen Eheschließungen."

Doch das Häuschen hat neben den gemütlichen Räumlichkeiten und dem paradiesischen Grundstück noch eine weitere Besonderheit zu bieten: die jährlich wechselnden Ausstellungen. Dass diese sehr beliebt sind, zeigen die großen Besucherzahlen. Im Jahr 2012 kamen 1600 Besucher in das Gasteiger-Haus.

Seit zwei Jahren wurde nun das jetzige Projekt vorbereitet; allen voran arbeitete Oberkonservator Thorsten Marr an der Sonderausstellung, die den Titel "Künstlerhaus und Seglerglück" trägt. Denn bei genauerer Betrachtung der Gemälde von Anna Gasteiger fiel auf, dass die Wetterfahne auf dem Dach des Häuschens die Form einer kleinen Jacht hatte. Die Fahne ist nicht mehr erhalten. Doch das soll sich bald ändern. Um das Haus noch authentischer wirken zu lassen, soll demnächst eine Nachbildung der Wetterfahne angebracht werden.

Dieses kleine aber wichtige Detail wird jedoch nicht ohne eine lange und sorgfältige Recherche seitens Marr ergänzt. "Man braucht eine Fülle von Daten, bevor man eine Entscheidung trifft und etwas für authentisch befindet oder nicht", erklärt er. Dass die Gasteigers eine eigene Jacht hatten, mit der sie nicht selten auf dem Ammersee unterwegs waren, und sie ihre Segelleidenschaft auch in Form einer Wetterfahne zeigten, ist belegt. Denn neben den jeweiligen Gemälden, die im Ausstellungsraum des Häuschens hängen und Segelboote sowie das Künstlerhaus samt Wetterfahne zeigen, liegen historische Schwarz-Weiß-Bilder, die dieselben Szenen, oft sogar aus dem gleichen Blickwinkel zeigen. "Es ist das Anliegen dieser Ausstellung, die historischen Fotografien mit den Gemälden in Verbindung zu bringen", erzählt Marr. Seit sechs Jahren kümmert sich der Oberkonservator bereits um den Nachlass der Künstlerin, der bis zu 70 Gemälde und verschiedene Zeichnungen und Grafiken umfasst. "Für mich ist es die Aufgabe, dass alle Werke in einem so guten Zustand sind, dass man sie jederzeit ausstellen kann", erklärt er. Mittlerweile sind es nur noch zehn Gemälde, die restauriert werden müssen.

Besonders spannend sei die Entwicklung der Maltechnik, die man auf den Gemälden verfolgen könne. "Diese Bilder verraten viel über die Arbeitsweise von Anna Gasteiger", erklärt Marr. Denn die Malerin, die mehr für ihre Blumen-Stillleben bekannt ist, die sie seit den 1950er Jahren malte, hatte früher ein viel breiteres Repertoire. Es reichte bis zu Gemälden von Landschaften, die sie während ihrer Reisen fotografiert hatte, und Bildern von Gebäuden in der Nachbarschaft.

Begeistert und lebhaft erklärt der Oberkonservator, wie die Künstler früher ihre Gemälde von Fotografien anfertigten, wie sie es auch heute noch tun. Allerdings war dies früher noch schwieriger, waren die Bilder doch alle farblos. Ein Bild der Sonderausstellung zeigt jedoch den Versuch der Künstlerin, ein Gemälde mit Farben von einem jener Schwarz-Weiß-Fotografien anzufertigen. "Es ist spannend, zu verfolgen, wie sich ein Malstil im Laufe der Zeit verändert", erklärt Marr. Damit meint er vor allem den Unterschied zwischen den jetzt ausgestellten Stücken und den bereits häufig gezeigten Blumenbildern.

Bis Oktober kann die Ausstellung jeweils sonntags zwischen 14 und 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt kostet 3,50 Euro, ermäßigte Karten gibt es für 2,50 Euro.

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