Utting:Das pralle Leben

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Bei den 14. Uttinger Ateliertagen sind Werke von Künstlern wie Angelika Böhm-Silberhorn und Martin Burger zu sehen, die festhalten, was direkt vor ihrer Haustür passiert

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Utting

Der Garten von Angelika Böhm-Silberhorn wirkt wie eine antike Stätte. Elefantensäulen zieren den Hauseingang, Steine liegen dekorativ zwischen den Pflanzen, scheinbar achtlos hingeworfen. Der Ehemann Hermann Silberhorn, ein Mediziner, hat den passenden Rahmen geschaffen für die Bilder der Künstlerin. "Ich habe mein Freilichtatelier unterm Himmel", sagt Böhm-Silberhorn.

Sie fertigt keine Skizzen. Sie will das Licht zu einer bestimmten Stunde einfangen und die damit verbundenen Emotionen. Ihrer Staffelei baut sie im Schwimmbad auf oder unter den Menschen, die an der Straße stehen, um dem Leonhardi-Ritt zuzusehen. "Die ziehen drei Mal um die Kirche", sagt sie. "Da muss es schnell gehen". Der Vorteil sei, dass sie dadurch die Motive stark vereinfachen müsse und sich ausschließlich auf die Licht- oder Schattenflächen konzentriere. Nichts ist festgelegt. Sie versucht das festzuhalten, was sie unmittelbar direkt vor ihrer Haustüre berührt, einen Schwimmer am Uttinger Sprungturm, eine nackte Frau am Ufer des Ammersees. Die Frau auf dem Bild wirkt kraftvoll, vital und lebensfroh. "Es war nicht gestellt", betont Böhm-Silberhorn. "Ich male das wirkliche Leben, nicht aus der Erinnerung, sondern präsent und unmittelbar."

Zu den Uttinger Ateliertagen präsentiert sie ihre Werke in ihrem idyllischen Garten und ihrem romantischen Atelier. Bei dem schönen Sommerwetter finden sich nur relativ wenige Besucher ein, was schade ist, denn der Weg lohnt sich durchaus. Die Uttinger Werkstattschau findet nun schon zum siebten Mal statt. Insgesamt 14 Künstler und Künstlerinnen öffnen ihre Ateliers, um ihre Werke zu präsentieren und die Besucher im persönlichen Gespräch über die Vielfalt von Herangehensweisen, Arbeitstechniken und Stilrichtungen zu informieren.

"Uttinger Badeszenen" hat Angelika Böhm-Silberhorn ihr Wimmel-Bild vom Ammersee genannt. (Foto: Georgine Treybal)

Ebenso vielseitig wie naturverbunden präsentiert sich Meike von Arndt. Ihre Quellsteine im Garten sind beeindruckend. Sie gestaltet sie aus Sandstein oder Muschelkalkstein. Arndt experimentiert mit vielen Materialien, derzeit beschäftigt sie sich mit Bronze. Dieses Material biete viele Möglichkeiten der Gestaltung, von Polieren über Patinieren bis hin zum Schleifen. Die Künstlerin betrachtet den Menschen ebenso ganzheitlich wie ihre Nachbarin Kathleen Canady. Die Malerin hat die Gedichte von Rainer Maria Rilke künstlerisch umgesetzt. Aus ihrem Inneren heraus entstehen Bilder in sanften, mystischen Farben mit fantasievollen Figuren. "Es ging gut voran, und meine Seele hat gelächelt", sagt sie. Dagegen wirken die Werke von Barbara Burger-Tanck und ihrem Ehemann Martin Burger fast streng. Er malt Skizzen an Ort und Stelle, beispielsweise im Café. Zuhause setzt er seine Eindrücke um in Acryl auf Zeitungspapier, fest umrandet mit Kreide. Burger hat früher Mosaike hergestellt. Dieses Handwerk setzt er nun bei seinen Schmuckstücken um. Seit mehr als zehn Jahren leben er und seine Frau Burger-Tanck in Utting. Im gemeinsamen Atelier arbeiten sie teilweise zusammen. Burger ist für die feinen Arbeiten zuständig, die viel Geduld erfordern. So schneidet er etwa Plastiktüten in feinste Streifen, die die gelernte Handweberin und Textildesignerin Burger-Tanck kombiniert mit Wolle. Der Kunststoff in den Webteppichen mit ihren geometrischen Mustern erzeugt einen eigentümlichen, schimmernden Glanz, der im Licht eine wunderbare Leuchtkraft entwickelt.

Andere Kunstwerke orientieren sich streng nach der Farbenlehre. Orange und Blau, Grün und Violett oder Gelb und Lila geben immer Grau, sagt sie. Einen ersten Eindruck über das vielseitige künstlerische Schaffen in der Gemeinde kann man sich in der Galerie "Unartig" verschaffen. Inhaberin Barbara Manns stellt hier nicht nur ihre eigenen Werke aus, etwa ihre Papierkollagen oder Papierschnitte. Zudem ist hier eine Auswahl der beteiligten Künstler zu sehen.

Kathleen Canady zeigt Rilke-Bilder, hier "Alla Luce". (Foto: Georgine Treybal)

Die Ateliers der Künstler sind an diesem Wochenende, 4. und 5. Juli, jeweils in der Zeit von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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