Urban-Dettmar-Haus:Rettung für Wörthseer Altenheim in Sicht

Die Nachbarschaftshilfe will das Urban-Dettmar-Haus übernehmen und darf dabei mit dem Wohlwollen von Gemeinde und Freundeskreis rechnen. "Wir haben viele Ideen", sagt die Vorsitzende Marita Heßmann

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Ein geselliger Treffpunkt für ältere Menschen, ein Heim, in dem auch Pflegebedürftige selbstbestimmt leben können und eine Einrichtung, die Angehörige entlastet - alles in einem Haus? All das könnte wahr werden in Wörthsee, wenn sich der Gemeinderat dazu entschließt und der Nachbarschaftshilfe (NBH) die Trägerschaft für das bisherige Altenpflegeheim Urban-Dettmar-Haus (UDH) überträgt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. "Der Gemeinderat steht der Bewerbung sehr positiv gegenüber", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal am Donnerstag, nachdem sie am Vorabend das Gemeinderatsgremium in nichtöffentlicher Sitzung von der neuen Entwicklung informiert hatte.

"Wir haben viele Ideen für das Haus", sagt Marita Heßmann, die NBH-Vorsitzende. Bisher ist das UDH ein reines Pflegeheim mit 15 Plätzen. Eine ambulant betreute Wohngemeinschaft könnte künftig dort geschaffen werde, Tages- und Kurzzeitpflege angeboten werden. Eine Tagesstätte für Senioren, Mittagstisch und Cafébetrieb wären möglich, für Schüler und auszubildende Asylbewerber könnten Praktikumsplätze geschaffen werden. Anliegen der Nachbarschafthilfe ist es, das Angebot für ältere Wörthseer auszubauen "und das Urban-Dettmar-Haus als offenes, belebtes und generationenübergreifendes Haus in der Gemeinde zu etablieren".

"Tolle Ideen", lobt die Bürgermeisterin. Es sind vor allem Ideen, die dem ursprünglichen Schenkungszweck "sehr nahe" kommen. 1981 hatte die Gemeinde das Grundstück an der Dorfstraße von Franziska Dettmar geschenkt bekommen mit der Auflage, dass es Senioren in Wörthsee zugute komme. 1994 wurde das Urban-Dettmar-Haus eröffnet, betrieben wird es seitdem vom Altenwerk Marthashofen Grafrath. Allerdings nur noch bis November. Das Altenwerk hat den Vertrag mit der Gemeinde vorzeitig gekündigt. Grund: Das Pflegeheim müsste saniert und umgebaut werden, damit es den schärferen gesetzlichen Vorgaben entspricht. Die Mehrzahl der Zimmer im Urban-Dettmar-Haus hat zum Beispiel keine eigene Dusche und Toilette. Und die sind mittlerweile Vorschrift in stationären Pflegeheimen. Aber selbst nach der Sanierung wäre das kleine Haus für Marthashofen nicht mehr wirtschaftlich gewesen.

Wörthsee , Urban-Dettmar-Haus

Gestern noch ein Sorgenkind, morgen schon ein Vorzeigeobjekt? Das Pflegeheim in Wörthsee soll zum Treffpunkt werden.

(Foto: georgine treybal)

In ambulant betreuten Wohngemeinschaften gibt es so strenge Vorschriften nicht, weiß Ruth Augsbach, die Pflegedienstleiterin bei der Wörthseer Nachbarschaftshilfe. Wie in jeder anderen Wohngemeinschaft braucht dort nicht jeder Bewohner eine eigene Toilette und Dusche oder Bad. Augsbach stellt sich für die künftigen Mieter ein weitgehend selbstbestimmtes Leben vor. Zusammen kochen, garteln, Wäsche zusammenlegen, abstauben, alles, was sie noch können und gerne machen. Auch für die Tagespflege sieht Augsbach Chancen. Denn seit 1. Januar gilt das 1. Pflegestärkungsgesetz, das für die Tagespflege mehr Geld bereit hält. Freilich, bevor überhaupt etwas entschieden wird, will die NBH zusammen mit der Heimaufsicht das Haus besichtigen. Heßmann: "Dann erst wissen wir, was möglich ist."

Freude herrscht beim Freundeskreis Altenpflegeheim Urban-Dettmar-Haus. "Das ist ein Silberstreif am Horizont", sagte Vorsitzender Gerhard Kadner am Donnerstag. Er hatte schon befürchtet, dass sich sein Verein - mit immerhin 130 000 Euro in der Kasse - auflösen müsse, wenn das UDH nicht schnell einen neuen Betreiber finde. Dass es nun vielleicht ein örtlicher Träger wird und keiner von außerhalb komme, dem es wieder nur um die wirtschaftlichen Gesichtspunkte gehe, findet er "charmant". Das Haus müsse aber auf alle Fälle saniert werden, meint Kadner. "Ich hoffe, dass sich das jetzt dynamisch entwickelt", sagt der Vorsitzende.

Das wird es. Schon für kommenden Montag ist ein Gespräch angesetzt, an dem die Bürgermeisterin und Vertreter der Nachbarschaftshilfe und des Freundeskreise teilnehmen werden.

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