Unwetter:Umstürzender Baum verletzt zwei Menschen

Ein Weßlinger und seine fünfjährige Tochter wollen sich am Freitagabend vor dem aufziehenden Gewittersturm in Sicherheit bringen. Auf dem Heimweg geschieht das Unglück. Die Sturmschäden beschäftigen die Feuerwehren im Landkreis das ganze Wochenende

Von Astrid Becker, Starnberg

Feuerwehr, Wasserwacht, Technisches Hilfswerk und Polizei haben ein stressiges Wochenende hinter sich: Das Unwetter, das mit orkanartigen Böen über ganz Bayern hinwegfegte, hat im Landkreis schwere Schäden hinterlassen. Allein in der Nacht zum Samstag mussten die Einsätzkräfte mehr als 150 Mal ausrücken, um Straßen von umgestürzten Bäumen und abgebrochenen großen Ästen zu befreien. Im weiteren Verlauf des Wochenende stieg die Zahl der Einsätze auf weit mehr als 250 an.

Unwetter: Ein umgestürzter Baum hat zwei Menschen verletzt.

Ein umgestürzter Baum hat zwei Menschen verletzt.

(Foto: Jürgen Römmler)

Zwei Menschen haben das Unwetter nur knapp überlebt: Ein 28 Jahre alter Mann und seine fünfjährige Stieftochter, die mit dem Rad am Weßlinger See unterwegs waren, wurden von einem umstürzenden Baum getroffen. Beide wurden schwer verletzt in ein Münchner Krankenhaus gebracht. Die Wasserwacht musste mehrmals ausrücken, um Segler und Surfer zu retten, die es nicht mehr rechtzeitig ans Ufer geschafft hatten. Zudem rückte sie aus, um Boote zu bergen, die sich von ihren Bojen losgerissen hatten. Die Roseninsel im Starnberger See wurde wegen Sturmschäden für Besucher gesperrt.

Herrsching Ammersee Gewitter

Das Unwetter ist auch im Landkreis heftiger ausgefallen als erwartet. 29 Feuerwehren und das Technische Hilfswerk sind in der Nacht zum Samstag im Dauereinsatz, um Schäden zu beseitigen.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Entscheidung, die Einsätze mit Hilfe einer Kreiseinsatzzentrale im Landratsamt zu koordinieren, fiel kurz nach 20.30 Uhr. Binnen knapp einer halben Stunde hatten sich Kreisbrandrat Markus Reichart und sieben seiner Mitarbeiter dort eingefunden. Einer ihrer ersten und mit Sicherheit tragischsten Einsätze an diesem Abend ist die Meldung, zwei Menschen seien unter einem umgestürzten Baum in Weßling begraben worden. Tatsächlich war der 28 Jahre alte Mann mit seiner fünfjährigen Stieftochter mit dem Fahrrad am Weßlinger See unterwegs und hatte Station am dortigen Kiosk gemacht. Als das Unwetter heraufzog, beschlossen die beiden, schnell mit ihren Fahrrädern nach Hause zu fahren. Just in dem Moment, in dem sie in der Straße "Am Kreuzberg" angelangt waren, entwurzelte dort der Sturm eine etwa 20 Meter hohe und einen halben Meter dicke Linde, die umstürzte und den Mann und seine Tochter unter ihrer Last begrub. Der Mann erlitt dabei nach Angaben der Polizei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, das Mädchen wurde am Bein verletzt. Passanten und Anwohner zogen die beiden unter dem tonnenschweren Baum hervor. Rettungsdienst und Notarzt waren zwar alarmiert, ihre Anfahrt war aber zunächst durch umgestürzte Bäume behindert. Die Erstversorgung der beiden Schwerverletzten mussten daher die Rettungssanitäter und First Responder der Feuerwehr Weßling übernehmen, bis Notarzt und Rettungsdienst eintrafen. Der 28-Jährige und seine Tochter wurden in ein Münchner Klinikum zur weiteren Behandlung gebracht.

Feldafing Garatshausen

Die Staatsstraße zwischen Feldafing und Garatshausen blieb bis Samstag gesperrt.

(Foto: Georgine Treybal)

Währenddessen waren 29 Feuerwehren des Kreises und das Technische Hilfswerk damit beschäftigt, mit Kettensägen, schwerem Schnittgerät und Pumpen die Sturmschäden zu beseitigen. "Wir müssen in solchen Fällen immer Feuerwehren für Brandeinsätze zurückhalten", sagt Markus Reichart. Dazu gehörte auch eine Meldung von einem angeblichen Brand im BRK-Altenheim in Garatshausen. Sie sollte sich letztlich als falscher Alarm herausstellen, doch auf dem Weg dorthin entdeckten die Einsatzkräfte viele umgestürzte Bäume auf der Staatsstraße 2063 zwischen Feldafing und Garatshausen. Gleich mehrere Autos waren von diesen umgestürzten Bäumen an der Weiterfahrt gehindert worden. Die Feuerwehr Feldafing brachte die Insassen in ihr Feuerwehrgerätehaus und betreute sie, bis für sie eine privat organisierte Unterkunft gefunden war. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Samstagnachmittag. Erst dann wurde die Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Vorübergehend gesperrt blieb auch die Staatsstraße 2563 zwischen der Maxhof-Kaserne und dem Anschluss nach Söcking.

Durch den Sturm wurden auch viele Strom- und Telefonleitungen beeinträchtigt. Neben Ästen in den Leitungen, die beseitigt werden mussten, waren vereinzelt auch abgerissene Leitungen festzustellen. Die Kreiseinsatzzentrale musste dafür die Bereitschaftsdienste von Telekom und Bayernwerke anfordern. "Allein dort durchzukommen, kann bei einem solch heftigen Unwetter, das ja überall tobt, dauern", sagt Reichart. Ziemlich zeitgleich mussten die Feuerwehren auch noch zu Bränden ausrücken. So hatte ein Ast, der in eine Starkstromleitung bei Machtlfing gefallen war, Feuer gefangen. Zudem krachten auf der B 2 gleich mehrere Autos in umgestürzte Bäume. Verletzt wurde dabei niemand.

Alle Hände voll zu tun hatten DLRG und Wasserwacht an diesem Wochenende. So hatten sich am Starnberger See zehn Segelboote losgerissen, die am Samstag geborgen werden mussten. Schäden gab es offenbar auch auf der Roseninsel. Sie wurde vorsorglich für Besucher gesperrt und soll erst nach einer fachmännischen Begutachtung wieder geöffnet werden. Auf dem Ammersee waren bereits am Freitag mehrere Segler vom Unwetter überrascht worden und benötigten Hilfe, um wieder an Land zu kommen. Zudem wurden entlang der Birkenallee zwischen Dießen und Fischen Augenzeugen zufolge mindestens zehn, zumeist mächtige Altbäume entwurzelt.

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