Seifenkistenrennen:Rasant bergab

Lesezeit: 2 min

In Unterbrunn können die etwa 1000 Zuschauer skurrile Gefährte bestaunen. Gesamtsieger wird Sebastian Schönberger vor Florian Gemach.

Von Blanche Mamer, Unterbrunn

Sein Ferrari hat das richtige Rot und sieht schnittig aus. Florian Golda sitzt ganz entspannt hinterm Steuer und wartet auf die nächste Runde. Er hat gute Chancen, weiterzukommen und sagt, dass er "gar nicht nervös" sei. Auch sein Helm sieht total professionell aus, die schwarzen Handschuhe tragen das Ferrari-Logo und machen es ihm schwer, die Sicherheitsschnalle zu öffnen. "Es ist meine letzte Fahrt, denn ich muss gleich weg", erzählt er. Denn Seifenkisten sind nicht sein einziges Hobby. Denn in einer knappen Stunde steht er im Bosco auf der Bühne. Im Musical der Musikschule "Nicht lustig!" hat er eine tragende Rolle. Er spielt den Ernst, den Sohn des egomanischen Präsidenten - "einen eingebildeten Blödmann", wie er meint. Und nein, aufgeregt sei er nicht, er beherrsche die Rolle. Weil das Seifenkistenrennen wegen der schlechten Wettervorhersagen, vom Samstag auf den Sonntag verlegt wurde, kam er in Terminschwierigkeiten. Doch er wollte die Teilnahme an dem Wettrennen, das mittlerweile Kultstatus hat, nicht absagen. Schließlich muss er seinen Platz verteidigen, hat er es doch bei seiner ersten Teilnahme vor zwei Jahren gleich durch alle K.o.-Runden geschafft und gewonnen. Doch am Sonntag ist nach dem Viertelfinale Schluss: Knapp verpasst er den ersten Platz und kann sich nun getrost und doch ein wenig enttäuscht auf seinen Musical-Part konzentrieren.

Pech im Finale hatte Florian Gemach (li.), als er einer Besucherin ausweichen musste. Es siegte Sebastian Schönberger (vorne). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gut im Rennen und bis zum Schluss dabei ist die Jugendfeuerwehr Söcking. Aus zwei Kinderfahrrädern haben sich die Jugendlichen aus der Nachbargemeinde ein breites Gefährt mit einem kastenförmigen Aufsatz gebastelt. Als Fahrerin Dorothee Hauptmann gleich in der ersten Runde die erste Kurve auf zwei Rädern nimmt, wäre sie um ein Haar vom Weg abgekommen. "Da hab ich einen Riesenschreck bekommen", sagt sie später, doch es gelang ihr, mit Hilfe der Fahrradbremsen, wieder festen Boden unter alle Räder zu bekommen. Und sie hält bis zum Schluss mit und trotzt damit den leicht abfälligen Kommentaren der handwerklich gewieften Konkurrenz. Dabei ist es gar nicht so leicht, sich als Auswärtiger gegen die Lokalmatadore durchzusetzen, die ihre Clique dabei haben und von allen Seiten laut angefeuert werden.

1 / 3
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sieger bei den Jugendlichen wurde Julian Ruschig in seiner silbernen Kiste.

2 / 3
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bis ins Finale der Jugendlichen schaffte es die FFW Söcking.

3 / 3
(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kuriose Gefährte nahmen auch am Rennen teil, so wie der Baumstamm auf vier Rädern.

800 bis 1000 Zuschauer haben den Weg nach Unterbrunn gefunden, viele aus Gauting und den umliegenden Dörfern, doch vor allem aus Unterbrunn, wo es fast schon ein Muss ist, dabei zu sein und wenn möglich mit zu machen. Insgesamt 32 Teilnehmer waren angemeldet, jeweils 16 bei der Jugend und den Erwachsenen. An besonders außergewöhnlichen Fahrzeugen haben ganze Familien mitgebastelt, Väter, Söhne und Töchter fahren dann nacheinander das Traumauto. Wie Vater und Sohn Roland und Florian Fichtel, die beide ihre "Flying Bull"-Kiste mit einem riesigen Büffelschädel als Front über die abschüssige Piste Am Rain steuern. "Dabei sein ist alles, wie bei der Olympiade", sagt Moderator Axel Höpner. Doch gewinnen ist noch besser. Und selbst wenn es nicht ins Finale reicht, gibt es ja auch noch den Originalitätspreis für die schönste, kreativste Seifenkiste. Hier dürfen die Besucher mitbestimmen. Und sie gaben der 12-jährigen Johanna Heb ihre Stimme. Die Realschülerin, die so gerne Kuchen bäckt, hat ihre Fahrzeug wie eine Torte dekoriert, "Tortenfee" bekam den Schönheitspreis. Sie hat damit ihren zweiten Pokal gewonnen, denn schon vor zwei Jahren hatte sie für blumengeschmücktes Gefährt den ersten Preis bekommen. Dabei war die Konkurrenz groß. Beispielsweise gab es eine Schnecke und einen ausgehöhlten Baumstamm mit dem schönen Namen "Flintstone".

Fast wäre alles gut gegangen. Doch im Finale, das Sebastian Schönberger und Florian Gemach zwischen sich ausmachten, fuhr Gemach in der letzten Kurve in die Bande, weil er einer Zuschauerin ausweichen musste.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: