Unfall mit Folgen:Das Fenster-Desaster

Realschule Gauting

Mangelhaft: Die Befestigungen für die Fenster in der Gautinger Realschule erweisen sich in der Praxis als ungeeignet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Ärger um Baumängel in der Gautinger Realschule reißt nicht ab. Jetzt erhebt der Zweckverband finanzielle Nachforderungen

Von Michael Berzl, Gauting

Das Schlamassel mit den Fenstern in der Gautinger Realschule liegt nun schon drei Jahre zurück, aber die finanziellen Nachwirkungen werden erst jetzt so richtig spürbar. Der Zweckverband, der organisatorisch für die Schule zuständig ist, erhebt Nachforderungen. Allein Gauting soll zusätzlich etwa 170 000 Euro bezahlen, so dass heuer insgesamt etwa eine halbe Million fällig wird, wie am Dienstag im Finanzausschuss bekannt wurde. Auch der Landkreis Starnberg als größter Zahler im Verband muss mehr Geld aufbringen, als zunächst geplant war; da belaufen sich die zusätzlichen Ausgaben auf mehr als 200 000 Euro, wie ein Behördensprecher mitteilt.

Damit müssten vor allem auch die Ausgaben für die Nachrüstung von Fensterrahmen gedeckt werden, berichtete Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in der Ausschusssitzung. Die in dem 34-Millionen-Bau installierten Konstruktionen erwiesen sich als untauglich und sind den täglichen Belastungen nicht gewachsen. Ein 90 Kilogramm schweres Fenster im Obergeschoss war herausgebrochen, als es ein Schüler öffnen wollte. Der Unfall verlief zwar glimpflich, der Bub und eine Klassenkameradin kamen mit leichten Verletzungen davon. Doch der Vorfall hat weitreichende Folgen. Sachverständige haben sich die Konstruktion angeschaut, die eigentlich den Din-Vorschriften entspricht und nach Lösungen gesucht. Die Staatsanwaltschaft war eingeschaltet. Die Firma aus der Oberpfalz, die für den Einbau verantwortlich ist, kann nicht mehr belangt werden, weil sie Konkurs angemeldet hat. Bis heute sollen Provisorien verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. "Wir können hier nichts riskieren", betonte Bürgermeisterin Kössinger. Die Fenster müssten wohl "völlig neu konstruiert werden", sagte sie. Ein Rechtsanwalt sei immer noch damit beschäftigt, Haftungsfragen zu prüfen.

"Es hat uns kalt erwischt. Wir haben nicht damit gerechnet, dass da noch Nachzahlungen kommen", sagte Kämmerin Heike Seyberth zu den Nachforderungen des Zweckverbands. Um das Geld aufzubringen, muss sie innerhalb ihres schon lange beschlossenen Etats umschichten. Und die Gautinger sind nicht die einzigen, die es erwischt. Am Schul-Zweckverband sind auch die Gemeinden Pöcking, Krailling, Gräfelfing, Planegg und Neuried, die Stadt Starnberg sowie die Landkreise Starnberg und Münchchen beteiligt. Je nach Schülerzahlen fallen die finanziellen Lasten unterschiedlich hoch aus.

Realschuldirektor Manfred Jahreis wollte sich nicht selbst zu dem Thema äußern. Er ließ lediglich ausrichten, es sei "alles in Ordnung". In der Praxis sieht das so aus, dass in vielen Klassenzimmern Holzlatten angeschraubt wurden, um zu verhindern, dass sich die Fenster ganz öffnen lassen. Später wurden zu diesem Zweck Metallscharniere montiert. In anderen Unterrichtsräumen fehlten einfach die Griffe, so dass Fenster ganz geschlossen bleiben müssen. Gerade im Sommer war das für die Schüler in Räumen auf der Südseite zeitweise sehr unangenehm.

Währenddessen wird schon über eine Erweiterung des erst vor fünf Jahren fertiggestellten Gebäudes nachgedacht, das nun mit etwa 1000 Schülern in 34 Klassen voll belegt ist. Im Haushalt des Zweckverbands sind dafür Planungskosten in Höhe von 37 000 Euro vorgesehen. Die Gautinger Kämmerin warnt schon, "dass in den künftigen Finanzplanungsjahren wohl wieder mit höheren Kosten für die Investitionsumlage gerechnet werden muss", falls solche Planungen auch umgesetzt werden sollten.

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