Tutzing:Wundersames Wachstum

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Pächter muss nach Vergrößerung des Biergartens beim Midgardhaus mehr Parkplätze anlegen.

Gerhard Summer

TutzingHärings Biergarten gehört genauso wie das Sudhaus der alten Brauerei zu den Wachstums-Phänomenen von Tutzing. Das eine legte an Höhe zu, weil die Eigentümer das Gelände abgraben ließen. Der andere ging in die Breite, denn die Pächter des Midgardhauses, Marieluise und Fritz Häring, vergrößerten die Einkehr am See peu à peu, offenbar mit stillschweigendem Einverständnis des Gemeinderats. Aus den im Jahr 1989 genehmigten 252 Sitzplätzen wurden 462, also rund 80 Prozent mehr, wie ein Baukontrolleur des Landratsamt Starnberg vor gut einem Jahr konstatierte. Der Wirt stellte am 31. Januar 2011 einen Antrag auf Erweiterung des Biergartens, also auf nachträgliche Legalisierung der wundersamen "Mehrung", wie Bürgermeister Stephan Wanner die Vergrößerung umschrieb. Doch die Tutzinger taten sich bisher schwer damit. Denn der Pächter muss nun auch mehr Parkplätze nachweisen, wenn auch nur 42 statt bisher 32, und das bekommt er auf dem im Landschaftsschutzgebiet liegenden Gelände nicht komplett hin. Seither diskutieren die Kommunalpolitiker mit wechselnden Ergebnissen über wechselnden Pläne. Auch am Dienstag ging es wieder um das Thema Gleichbehandlung und die Frage, ob ein privates Problem mit öffentlichen Mitteln gelöst werden darf. Die CSU ärgerte sich, dass "wir hier schlicht und einfach betrogen worden sind vom Pächter". Andere verdross die Erbsenzählerei ihrer Kollegen. Und die ÖDP fand, Tutzing mache sich lächerlich, wenn man wegen 15 fehlender Parkplätze den Biergarten halbiere. Immerhin ist das Midgardhaus eine Immobilie der Gemeinde, und Tutzing müsste über regelmäßige Pachtzahlungen froh sein. Nun scheint ein Ausweg gefunden zu sein, und auch diese Lösung schreibt den Status quo fest: Biergartenbesucher sollen ihre Autos wie bisher an der Midgardstraße parken dürfen. Die Kosten sollen die Härings übernehmen. Wie der von der Gemeinde beauftragte Landschaftsarchitekt Christoph Goslich sagte, seien sie bereit, die Straße für 28 000 Euro neu asphaltieren zu lassen, die Parkplätze herzurichten und für die Entwässerung zu sorgen. Damit lassen sich die fehlenden 15 Plätze nachweisen, denn die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts toleriert auf dem Areal der Wirtschaft nur 27 Stellflächen. Der Grund: Auf anderen Plätzen abgestellte Wagen schädigen die Wurzeln von Buchen. Goslich zufolge ließ die Behörde jeden Baum auf dem Grundstück untersuchen, mit dem Ergebnis, dass etliche gefällt werden müssen. Eine Thujenhecke soll durch Wildsträucher ersetzt und der Biergarten so bestuhlt werden, dass die Plätze mehr von den Bäumen ringsum abrücken. Eine mögliche Folge: Der Biergarten könnte wieder wachsen, wie Ulrich Kratzer (ÖDP) meinte. Für die bereits vollzogene Erweiterung auf 462 Biergartenplätze will die Gemeinde nun übrigens mehr Geld. Bürgermeister Stephan Wanner hat sich eigenen Worten den Hotel- und Gaststättenverband eingeschaltet, um einen "fairen Preis" ermitteln zu lassen.

© SZ vom 10.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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