Tutzing:Verhau am Bahnhof

Zahl der Fahrradabstellplätze soll verdoppelt werden

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Zwar attestiert der Münchner Verkehrsverbund (MVV), dass am Tutzinger Bahnhof theoretisch 150 bis 200 zusätzliche Parkplätze erforderlich wären. Allerdings hält man die Erweiterung der aktuell rund 360 P+R-Kapazitäten "derzeit nicht für vordringlich", wie der MVV in einer Bedarfsprüfung mitteilt. Anders verhält es sich mit den Radabstellplätzen. Die Nachfrage bewege sich bei 200 bis 250 Fahrradständern. Momentan stehen aber nur 176 zur Verfügung. Daher solle "die Verdoppelung des aktuellen Angebotes weiterverfolgt werden", heißt es in dem Schreiben, das im Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgelegt wurde.

Allerdings solle im Frühsommer die Nachfrage erneut überprüft werden. Was insofern Sinn macht, als erfahrungsgemäß im Herbst, als der MVV die Situation inspizierte, nicht so viele Leute per Rad zum Bahnhof fahren. Geraten wird auf jeden Fall zu neuen Rahmen, aber auf jeden Fall abschließbaren Modellen. Eventuell seien auch Doppelstockparker überlegenswert, wie es sie bereits in Gauting und Herrsching gibt und wie sie die Ausschussmitglieder auch schon für Tutzing diskutiert haben. Außerdem sollen derzeit offensichtlich dauergeparkte Rostlauben aus den Radständern entfernt werden. Ihren Anteil schätzt der MVV auf zehn Prozent. Weil mehr Leute ihre Räder im Osten des Bahnhofs abstellen, sollen 70 Prozent der Ständer dort und 30 Prozent an der Westseite aufgestellt werden, und zwar möglichst nahe beim Zugang zu den Zügen. "Das erhöht die Akzeptanz der Radständer und vermeidet wildes Abstellen von Fahrrädern." Ein Verhau, den keiner gern seiht. Toni Aigner (Freie Wähler Tutzing) hatte die Bedarfsprüfung für Auto- und Radabstellplätze vergangenen Herbst angeregt. Denn zuletzt war die Situation 2008 untersucht worden. Schon damals sah der MVV keine Veranlassung für mehr Stellplätze. Seitdem hat sich die Situation rund um den Bahnhof weiter verschärft. Viele Pendler weichen täglich bis in die Anliegerstraße und auf den Aldi-Parkplatz aus. "Nennenswerte Kundenbeschwerden über ein zu geringes Angebot" liegen dem MVV aber nach eigener Aussage nicht vor. Kundenbefragungen hätten ergeben, dass ein Großteil der P+R-Nutzer aus der engeren Umgebung stammt. Demnach kommen 45 Prozent der Parker aus dem Gemeindegebiet Tutzing, weiter 23 Prozent aus Weilheim, Bernried und Seeshaupt, 16 Prozent aus Wielenbach, Raisting und Fischen und lediglich 16 Prozent aus entfernteren Gemeinden. Der MVV argumentiert, dass Fahrgäste aus Weilheim, Schongau, Oberammergau oder Kochel "unmittelbar Anschluss an Zugverbindungen nach München hätten" und deshalb nicht in Tutzing parkten. Ganz anders der Eindruck der Tutzinger Lokalpolitiker. Viele kämen genau aus den genannten Gemeinden zum Endhaltepunkt Tutzing und stiegen dort in die S-Bahn, weil die viel günstigere Tarife biete als der Zug.

"Letztendlich", so stellt der MVV klar, wer für eine Verbesserung verantwortlich wäre, "bleibt die Entscheidung für oder gegen zusätzliche Stellplätze eine Überlegung der kommunalen Planungshoheit." Der MVV bringt auch Parkgebühren zur Sprache, um unerwünschten Pendlerverkehr zu reduzieren. Allerdings müsse man abwägen, ob die Einnahmen den Aufwand lohnen.

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