Tutzing:Verblüffende Parallelen

Traubing: CSU Günther Beckstein

Beim Empfang der Tutzinger CSU zeigten sich die Lokalpolitiker mit dem Gastredner Günther Beckstein (2.v.re.) optimistisch trotz aller Turbulenzen.

(Foto: Nila Thiel)

Die Tutzinger CSU feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen und gräbt Historisches aus der Nachkriegszeit aus. Als Gastredner beehrt Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein den Ortsverband

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter den CSU-Granden im Landkreis: Erst der Neujahresempfang der Kreis-CSU am Freitagabend in Andechs, dann am Sonntag der Empfang des traditionell starken Ortsvereins Tutzing. Die Brotzeit im Traubinger Buttlerhof ließen sich dennoch knapp 200 Gäste nicht entgehen. Unter ihnen begrüßte Ortsvorstand Thomas Parstorfer die CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning, Bezirksrat Harald Schwab, den stellvertretenden Landrat Georg Scheitz, Tutzings Altbürgermeister Alfred Leclaire und Peter Lederer, Hubert Hupfauf, den Vorsitzenden des mit 300 Mitglieder stärksten Seniorenunion-Ortsverbands im Landkreis, sowie den Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Udo Hahn. Ausschlaggebend dürfte für viele Besucher jedoch der prominente Hauptredner gewesen sein: Der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein ist immer noch bestens vernetzt und für seine prägnanten Analysen ebenso bekannt wie für Witz und Selbstironie.

Bevor Beckstein das Wort ergrifft, erklärte Gastgeber Parstorfer, was es mit einem auf den Tischen ausgelegten Versammlungsaufruf auf sich hat. Darin wird nicht nur ein "Landrat Oberregierungsrat Strauß" angekündigt, sondern auch eine "Freie Diskussion nach demokratischen Grundsätzen" gefordert. Weiter heißt es: "Alle Einwohner Tutzings und alle Flüchtlinge sind herzlich willkommen." Das Plakat stamme aus dem Jahr 1946, man habe es in der Hanns-Seidl-Stiftung ausgegraben - und damit die Gründung des CSU-Ortsverbandes Tutzing vor 70 Jahren verifiziert. "Und die Parallelen sind schon ganz verblüffend", spielte Parstorfer auf die Flüchtlingsthematik an. Mit der beschäftigten sich auch die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig, die ihre Eindrücke aus Kreuth schilderte, und der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan. Er mahnte, Europa dürfe nicht auseinanderbrechen. Sonst werde man das Erbe politischer Väter wie Franz Josef Strauss vertun.

Als einer von Strauss' Nachfolgern als Ministerpräsident sieht Beckstein die Welt heute in Aufruhr, mag das aber auch seinem Alter - er ist 72 - zuschreiben. Da neige man dazu, nur Negatives zu sehen. Die Krisen vom letzten Jahr - Russland, Griechenland, Syrien - seien noch nicht gelöst. Andere wie der etwaige Austritt Großbritanniens aus der EU mit unabsehbaren Folgen drohten. Wie vor 25 Jahren das Wort von Günter Schabowski zur DDR-Ausreise habe das Kanzlerinnenwort "Wir schaffen das" Deutschland verändert. "Auch ich bin davon überzeugt. Aber es wird uns viel abverlangen", sagte Beckstein, der an vergleichbare Flüchtlingszahlen aus den 1990er Jahren erinnerte. Die Leute kämen, weil sie von Wohlstand, Recht und Sicherheit, die Deutschland biete, fasziniert seien. Aber Integration werde nur funktionieren, wenn heuer deutlich weniger kämen und konsequenter abgeschoben werde.

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